Die verratene Nacht
leuchtenden Bach ihre Wange runter. „Das weiß ich, Theo. Ich verstehe das. Ich bin das Problem. Ich sehe, wie du das tust. Ich sehe, wie du sie zerstörst, und ich bin so voller Hass und Wut – dass ich es tun möchte. Ich will sie töten. Ich will sie allesamt zerstören, diese verdammten Monster – für das, was sie mir weggenommen haben.“ In ihrer Stimme lag ein Ton irgendwo zwischen Wahnsinn und Verzweiflung. „Ich will das tun. Ich will sie Scheiße nochmal vernichten, auf so schreckliche und brutale Weise, wie mir nur möglich ist. Alle von ihnen. Aber ... ich kann nicht. Und ich kann auch nicht da rausgehen und sie retten. Schon bei dem Gedanken wird mir übel. Ich kann gar nichts tun.“
Mittlerweile strömten ihr die Tränen nur so aus den Augen und ihr zuvor friedliches Gesicht war jetzt wütend und hart. Da lag eine Hässlichkeit auf ihren Gesichtszügen, die er noch nie gesehen hatte. „Und daher denke ich, dass es das Beste ist, wenn ich ein bisschen Zeit habe, um zu versuchen, all das irgendwie zu lösen. Alleine.“
Die Botschaft kam bei Theo an. Laut und deutlich. Er schaffte es, das bittere Lachen einer neuen Erkenntnis zu unterdrücken, dass das hier das zweite Mal war, wo er sich schwer in eine Frau verliebt hatte, und auch das zweite Mal, wo er aus einem unerklärlichen Grund, der nichts mit ihm zu tun hatte, beiseite geschoben wurde.
Sein Mund bewegte sich schon, ehe er realisierte, was er sagte, aber sein Gehirn holte schnell wieder auf. „Das ist gut, denn das war auch, worüber ich mit dir sprechen wollte. Lou und ich werden bald aufbrechen. Wahrscheinlich morgen. Wie müssen ein paar Dinge überprüfen. Ich bin nicht sicher, wann wir zurück sein werden. Ich wollte dir das nur sagen.“
Sie schaute ihm jetzt direkt in die Augen und ihm ging auf, dass er Angst bekam, als darin nichts war. „Danke, dass du mir Bescheid gegeben hast.“ Sie drehte sich schon weg, um zum Haus zurück zu gehen, aber sie hielt noch einmal inne. „Du wirst zurück kommen?“
Er widerstand der Versuchung, verächtlich zu schnauben. Der Schmerz nahm jetzt gerade überhand, war stärker als die Betäubung. „Ja, ich bin sicher wir legen hier wieder einen Stopp ein. Aber ich bin nicht sicher wann.“ Er gab sein Bestes, um seine Stimme neutral und lässig klingen zu lassen.
Sie erstarrte, als wäre sie überrascht, nickte dann. „Pass auf dich auf, Theo.“
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FÜNFZEHN
„Tja, Lou, dein Wunsch ist in Erfüllung gegangen“ , sagte Theo, als er in die Arkaden reinstürmte. „Wir gehen auf die Jagd nach ein paar Kopfgeldjägern.“
Es kam zu seiner Überraschung keine Antwort. „Lou?“, sagte er und ging durch den Raum, den sie beide sich jetzt ganz zu eigen gemacht hatten. Die Computer waren noch an, wie immer, aber die Bildschirmschoner auch. Lou hatte sie so eingestellt, dass sie nach zwanzig Minuten ansprangen, also war er schon eine ganze Weile weg.
Wo zum Teufel konnte er stecken? Es war nach neun und alte Kerle wie Lou brauchten ihren Schönheitsschlaf. Oder zumindest sollten sie an dem Hacker-Projekt hier arbeiten, wenn sie nicht schliefen. Mehr als total angepisst und schon weit gekommen auf dem Weg zu fuchsteufelswild, setzte Theo sich an den nächstbesten Computer und weckte den Bildschirm auf, um zu sehen, woran Lou gearbeitet hatte.
Nichts. Der Idiot hatte mit Brad Blizeks neuem Schatzsuche-Videospiel herumgespielt, was aussah, als wolle er es mit Geocaching kombinieren. Keine schlechte Idee, zumindest nicht damals im Jahre 2010.
Verärgert, wütend, durcheinander, begann er sich ein paar Dateien mit Screencaps und Dummy-Versionen des Spiels anzuschauen. Eine davon poppte auf und er schaute sich die Screenshots vom Prototypen etwas genauer an und erstarrte. Ja leck mich.
Da war es.
Das Symbol für den Kult von Atlantis – mit der Swastika, der Pyramide und den rollenden Wellen – war genau vor ihm, in dem Screenshot für das Spiel. Heilige Scheiße, verdammt und zugenäht.
Theos Finger waren auf einmal nicht mehr ganz so flink, als er versuchte sich durch andere Details des Spiels durchzuklicken. Vielleicht war alles, was sie brauchten hier, genau hier in diesem Spiel namens Wackler.
Shit nochmal. Genau das hat er gesagt. „Die Erde wird wackeln.“
Es war alles hier. Genau hier.
Nach ein paar Minuten fütterte er – einer spontanen Eingebung folgend – das Programm mit ein paar von den Zahlenreihen, von denen sie mal vage angenommen hatten, dass es
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