Die verrückteste Nacht meines Lebens (German Edition)
Jahren«, sagt Marissa. »Die müssen doch irgendeinen Anführer haben, es muss einen geben, der das Sagen hat.«
»Tyler hat doch das Sagen«, erkläre ich, greife mir eine Handvoll Karamell-Popcorn und steck es mir in den Mund. »Oder nicht?«
»Er ist der Vorsitzende«, meint Marissa. »Aber es gibt vermutlich noch einen anderen, jemanden, der schon viel länger dabei ist, der, na ja, die Verbindung leitet. Vermutlich ein fetter, glatzköpfiger Vierzigjähriger, der sich viel zu sehr mit dem identifiziert, was die 318er treiben, und der durch sie seine glorreichen Jugend wiederaufleben lassen will.«
»Hm«, sage ich und denke darüber nach.
»So läuft das in der früheren College-Verbindung von meinem Dad«, erklärt Marissa. »Die halten sogar jedes Jahr ein dämliches Treffen ab und mieten sich einen Partybus dafür. Dann besaufen sie sich und begaffen junge Mädchen im Collegealter und tun so, als hätten sie bei denen irgendeine Chance.«
»Wow«, sage ich.
»Wow«, meint auch Clarice.
»Krass, oder?«, meint Marissa nickend. »Rufst du ihn denn jetzt zurück, damit wir den Austausch hinter uns bringen können?«
»Ja«, sage ich seufzend. »Wahrscheinlich sollte ich ihn zurückrufen.« Sosehr es mir auch gefällt, Tyler schwitzen zu lassen, will ich doch auch mein Buch zurück. Dafür aber muss ich ihn anrufen, um ein Treffen zu vereinbaren.
Als ich jedoch mein Handy aus der Tasche ziehe, klingelt es plötzlich in meiner Hand. Cooper.
»Hallo?«, melde ich mich.
»Eliza?«, sagt er. Ausnahmsweise mal kein Hey .
»Ja?«, entgegne ich.
»Hör zu, wir wollen das Notizbuch zurück.«
»Klar, ich weiß«, erkläre ich. »Ich hab mir gerade Kopien davon gemacht, es war …«
»Kannst du uns auf dem Schulparkplatz treffen? In fünfzehn Minuten?«, unterbricht er mich, und da kapiere ich’s. Tyler ist bei ihm. Vermutlich dachten sie, wenn Cooper mich anruft, gehe ich eher ran. Und das bedeutet, dass sie denken, ich wäre immer noch ein bisschen in ihn verknallt, was mich echt total ärgert, weil das (a) nicht der Fall ist und weil (b) der einzige Grund, warum ich an das blöde Handy gegangen bin, der ist, dass ich Tyler sowieso gerade anrufen wollte.
»Ja«, sage ich. »Dann sehen wir uns da.« Und damit lege ich auf, nur für den Fall, dass er vielleicht denkt, ich wär nur rangegangen, weil er es war.
Als wir bei der Schule eintreffen, ist der Parkplatz menschenleer.
»Wo genau hat er denn gesagt?«, will Marissa wissen.
»Keine Ahnung«, erkläre ich. »Die haben nur gemeint, auf dem Parkplatz.«
»Hier ist es echt gruselig«, meint Clarice. Sie hat die Augen weit aufgerissen, während sie sich durch das Fenster hindurch umsieht. Und das Blöde ist, dass sie recht hat. Hier ist es tatsächlich irgendwie unheimlich. Die Sonne beginnt gerade erst, hinter dem Horizont hervorzusehen, und zum größten Teil ist es noch stockdunkel. Auch wenn da ein paar Lampen sind auf dem Parkplatz, steht kein einziges Fahrzeug da, was irgendwie … sonderbar ist. Selbst nach der Schule ist der Parkplatz nie leer, weil immer irgendwelche Freizeitaktivitäten oder Tanz- oder Sportveranstaltungen oder irgendwelche Sachen stattfinden.
»Ich wünschte wirklich, wir wären nicht als Erste angekommen«, sage ich. »Ist fast so, als wäre man bei einem Blind Date als Erster da – irgendwie peinlich und unangenehm.«
»Du warst doch noch nie auf einem Blind Date«, meint Marissa.
»Ja, aber ich hab schon haufenweise Filme gesehen, in denen ein Blind Date vorkommt«, erkläre ich. »Und das ist ja fast das Gleiche.«
Wir fahren ein paarmal um die Schule herum und parken schließlich seitlich neben der Turnhalle. Ich lehne den Kopf zurück und sehe hoch zu den Straßenlaternen. Ein paar Motten umkreisen die Lampen, vom Licht angezogen, und eine Sekunde lang sehe ich ihnen zu. Die einzigen Geräusche kommen vom Autoradio, das ganz leise vor sich hin dudelt, und von der Heizung, die auf niedrigster Stufe warme Luft rausbläst.
Jetzt, da die Freude darüber, dass wir das Notizbuch der 318er haben, langsam verblasst, drängt sich die Sache mit Kate wieder in den Vordergrund und will auch nicht wieder weichen. Ich meine, klar, irgendwie war der Gedanke daran wohl die ganze Zeit da, aber ich glaube, ich habe mich von der Angelegenheit mit dem Notizbuch ein bisschen ablenken lassen. Jetzt, wo die Ablenkung wegfällt, kann ich nicht mehr aufhören, an die Geschichte mit Kate zu denken. Deshalb hole ich mein Handy aus der
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