Die verrückteste Nacht meines Lebens (German Edition)
und mein Heft fest in der Hand halte. »Nur zu deiner Info, ich hab dein doofes Gelöbnisbuch kopiert.« Tyler klappt die Kinnlade runter. »Mach dir keine Sorgen, ich werde nichts damit unternehmen, aber ich verlasse mich darauf, dass du die Beschwerde, die du beim Dekan gegen mich eingereicht hast zurückziehst.«
Tylers Mund verzieht sich zu einem schmalen Strich. »Schön«, meint er gepresst.
»Danke«, flöte ich in zuckersüßem Ton. »Das ist ja so was von nett von dir.« Und damit drehe ich mich wieder um und gehe zurück zu unserem Wagen. Marissa und Clarice folgen mir, und gemeinsam steigen wir ein.
Kurz bevor sie die Tür hinter sich schließt, sieht Clarice sich noch einmal zu den 318ern um, die alle ein wenig fassungslos und geknickt auf dem Parkplatz rumstehen.
»Habt ihr ein Glück«, brüllt sie ihnen zu, »dass ich mein Pfefferspray nicht benutzen musste.«
Damit wirft sie die Tür hinter sich zu, und Marissa fegt aus dem Parkplatz.
15
6:47
Wir gehen in einen Diner, um zu feiern.
Die Sonne drängt nun entschlossen über den Horizont und taucht den Himmel in eine Mischung aus Pink und Lila und Blau und erwärmt die Luft. Ein willkommener Anblick nach solch einer langen Nacht, und auf einmal habe ich einen riesen Hunger, obwohl wir ja vor gar nicht allzu langer Zeit ein paar Snacks hatten.
»Ich nehme Pfannkuchen«, beschließe ich, als wir es uns in unserer Sitzecke gemütlich gemacht haben. Und als die Kellnerin dann zu uns kommt, bestelle ich genau das. Einen großen Berg Pfannkuchen mit Schokostückchen und Sahne, und obendrüber schütte ich noch Sirup. Nach der harten Nacht hab ich mir das wirklich verdient. Und mal ehrlich, wen kümmert es schon? Normalerweise esse ich nicht so viel, aber ich habe auch keine Lust, auszusehen wie ein Strich in der Landschaft. Deshalb gieße ich mir noch einen Extraschuss Sirup über die Pfannkuchen.
»Oh mein Gott«, meint Clarice und schiebt uns ihr Handy über den Tisch zu. »Will die mich verarschen? Guckt euch mal Jamies neueste Statusmeldung bei Facebook an!«
Ich linse blinzelnd aufs Display.
»Da steht: ›Guck ’nen Film mit der allerbesten Freundin‹«, schnaubt Clarice und sieht mich und Marissa erwartungsvoll an.
»Was passt dir denn daran nicht?«, will Marissa wissen. Sie nimmt einen Schluck von ihrem Getränk.
»Genau«, sage ich. »Was ist denn da so schlimm dran? Klingt doch nett.« Und das tut es ja wirklich. Nach der heutigen Nacht kommt es einem vor, als wäre es mindestens fünf Jahre her, seit wir zusammen einfach nur zu Hause einen Film angesehen haben.
»Das Problem ist«, meint Clarice, »dass sie mit der ›allerbesten Freundin‹ ihre Schwester meint, Madeline, und das ist diejenige, die Jamie heute Abend in Southie sitzen gelassen hat!«
»Also haben sie sich wieder vertragen«, sage ich. »Wie das bei Schwestern nun mal so ist.« Ich schlucke, weil ich an Kate denken muss, dann schaue ich zum tausendsten Mal auf mein Handy. Immer noch keine Antwort von ihr.
»Gerade mal zwei Stunden, nachdem sie Jamie im Ghetto hat sitzen lassen«, meint Clarice, »haben sie sich wieder versöhnt!«
»Ein Ghetto kann man das ja nun wirklich nicht nennen«, merke ich an. »Und ihr ist ja auch nichts Schlimmes passiert.«
Clarice sieht hilflos auf ihr Handy, so als würde sich der Facebook-Status ändern, wenn sie nur lange genug draufstarrt.
Doch Marissa entgeht der Ausdruck in meinem Gesicht nicht, deshalb greift sie nach meiner Hand und drückt sie. »Hey«, meint sie. »Du und Kate, das wird schon wieder.«
»Woher willst du das wissen?«, frage ich.
»Weil Kate dich über alles liebt«, erklärt Clarice. »Klar wird sie dir verzeihen.«
»Ich hätte ihr das nie sagen sollen«, erkläre ich, während ich ein Stück Pfannkuchen aufspieße und nachdenklich kaue. »Von selbst hätte sie das nie im Leben herausgefunden.«
»Eliza!«, meint Clarice. »Das stimmt nicht! Du musstest es ihr sagen, sonst hättest du immer ein Geheimnis vor ihr gehabt, und das hätte eurer Beziehung total geschadet!«
»Sie hat recht«, pflichtet Marissa ihr bei. »Jetzt könnt ihr euch mit der Sache auseinandersetzen und sie irgendwann vergessen.«
»Hoffentlich«, sage ich und schaue noch einmal aufs Handy, auch wenn ich das erst vor zwei Sekunden gemacht habe.
»Sie schläft wahrscheinlich«, sagt Marissa, als sie das sieht.
»Stimmt«. Ich zwinge mich zu einem Lächeln. »Du hast wahrscheinlich recht.«
Eine Weile herrscht Stille, während
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