Die verschollene Flotte 04 - Gearys Ehre
Angriff auf unsere Flotte während dieses Transits könnte Ihren eigenen Bürgern schaden, daher rate ich Ihnen, davon Abstand zu nehmen.« Ehe er weiterredete, atmete er erst einmal tief durch. »Diese Flotte hielt sich im Lakota-System auf, als Kriegsschiffe der Syndikat-Welten das Hypernet-Portal des Systems zerstörten und damit eine zerstö-
rerische Energiewelle entfesselten, die auf der bewohnten Welt und bei allen anderen Standorten menschlicher Präsenz verheerende Schäden angerichtet hat. Wir werden an alle Schiffe und bewohnte Planeten Kopien unsere Aufzeichnungen von diesem Ereignis ebenso übermitteln wie den Hilferuf der Uberlebenden auf Lakota III. Diese Menschen benötigen dringend Hilfe, daher bitten wir Sie, diese Informationen so schnell wie möglich weiterzuleiten. Ich wiederhole: Jeder Angriff auf diese Flotte wird mit überwältigender Schlagkraft beantwortet. Auf die Ehre unserer Vorfahren.« Er lehnte sich zurück und sah zu Desjani. »War das bedrohlich genug?
»Sofern sie klug genug sind.«
Es überraschte niemanden, dass die Syndiks weder auf Gearys Mitteilung noch auf den Hilferuf von Lakota reagierten.
Der Schiffsverkehr im System folgte dem üblichen Muster da-hingehend, dass man die Flucht in Richtung der Sprungpunkte oder der Einrichtungen antrat. Darüber hinaus ließ sich nicht feststellen, dass mit Ausnahme der Zivilschutzaktivi-täten auf der bewohnten Welt irgendwer auf die Anwesenheit der Flotte im System reagierte. Gleichermaßen ließen auch die Saboteure innerhalb der Flotte nichts von sich hören, was aber kein Grund zum Aufatmen war, sondern vielmehr die Angst schürte, man könnte irgendetwas übersehen haben.
Als sich die Allianz-Flotte der Orbitaleinrichtung näherte und nur noch zwei Flugstunden entfernt war, tat sich plötzlich etwas. »Da kommt eine Nachricht von der Syndik-Anlage«, meldete der Komm-Wachhabende der Dauntless.
Geary rief sie auf und bekam das Gesicht einer Frau mit grauen Haaren und nervösen Augen zu sehen. »Nähern Sie sich nicht dieser Einrichtung. Sie können hier keine Shuttles landen lassen«, erklärte sie.
»Das werden wir aber«, gab Geary zurück. »Wir werden Bürger der Syndikat-Welten bei Ihnen absetzen und dann wieder abreisen.«
»Wir werden uns zur Wehr setzen, wenn Sie versuchen, in diese Einrichtung einzudringen.«
»Wir wollen weder in diese noch in eine andere Einrichtung in diesem System eindringen. Unsere Shuttles werden von Sicherheitspersonal aus den Reihen der Marines begleitet werden. Stellen Sie sicher, dass sich kein bewaffnetes Personal in der Nähe aufhält, wenn wir Ihre Bürger absetzen. Sobald das geschehen ist, werden unsere Shuttles und die Marines sich wieder zurückziehen.«
Die Frau schüttelte den Kopf, ihre Wangen nahmen etwas Farbe an. »Ich kann nicht zulassen, dass sich Angehörige der Allianz in der Nähe meiner Einrichtung aufhalten. Wir werden uns verteidigen.«
Geary hatte Bürokraten noch nie leiden können, erst recht keine Bürokraten, die nicht in der Lage waren, sich an neue Gegebenheiten anzupassen, wenn die Realität mit den Regeln in Konflikt geriet, nach denen sie ihr Leben ausrichteten.
»Hören Sie zu. Wenn Sie versuchen sollten, meinen Schiffen, meinen Shuttles oder meinen Leuten Schaden zuzufügen, während wir Ihre Zivilisten absetzen, dann werde ich diese Station so unter Beschuss nehmen lassen, dass die Quarks nie wieder den Weg zurück zu ihrem Platz innerhalb ihrer Atome finden. Haben Sie das verstanden? Wenn jemand auf die Zivilisten feuert, die wir bei Ihnen absetzen wollen, dann erwidern wir das Feuer. Das sind Ihre Leute. Wir haben sie unter Gefahr für unser eigenes Leben gerettet, und wir nehmen uns Zeit, die wir eigentlich gar nicht haben, nur um sie hier abzusetzen.
Und Sie sollten sich verdammt noch mal gut um diese Leute kümmern, sobald sie bei Ihnen sind!« Geary wurde mit jedem Satz lauter und brüllte die Stationsleiterin der Syndiks schließ-
lich so laut an, dass die es mit der Angst zu tun bekam.
»J-ja, ich … ich verstehe«, stammelte sie. »Wir machen alles bereit, um sie in Empfang zu nehmen. Aber ich bitte Sie, wir haben Familien auf dieser Station …«
»Dann sollten Sie dafür sorgen, dass es keine Probleme gibt«, erwiderte Geary, während er versuchte, wieder zu einer normalen Lautstärke zurückzukehren. »Einige Zivilisten von Wendig leiden unter langwierigen oder chronischen Gesund-heitsproblemen, die sie dort nicht behandeln konnten. Wir
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