Die verschollene Flotte 04 - Gearys Ehre
übrig sein, wenn ich erst mal gescheitert bin. Aber
offenbar möchte keiner von ihnen den Versuch wagen, sich die Syndiks
in diesem System vorzunehmen.
Sein Blick kehrte zum Display zurück, wo er nach etwas suchte, das jetzt eigentlich längst zu sehen sein sollte. Noch immer war die Verfolgerflotte nicht durch den von Ixion herführenden Sprungpunkt aufgetaucht. Beunruhigt trommelte er mit den Fingern auf die Armlehne seines Sessels. Wo blieben ihre Verfolger? Sie hielten sich jetzt schon über zwei Stunden im System auf, und jede weitere Minute war ein Geschenk. Aber er misstraute Geschenken, die ihm aus nicht nachvollziehbaren Gründen gemacht wurden. Zwar hatte er Rione gegenüber die Hoffnung geäußert, drei Stunden Vorsprung vor den Syndiks zu haben, und er hatte auch da-hingehend gebetet, doch er war die ganze Zeit über von weniger als zwei Stunden ausgegangen. Selbst wenn er großzügig kalkulierte, dass die Syndik-Flotte eine Weile brauchte, um das Wendemanöver zu organisieren, nachdem sie bei Ixion entdeckt hatte, wohin die Allianz-Schiffe entkommen waren, hätte inzwischen wenigstens eine kleine Vorhut eintreffen müssen.
Eine weitere Nachricht von höchster Priorität traf ein, diesmal von der Ocrea, die dreißig Lichtsekunden entfernt war.
Das würde die Unterhaltung zwar in die Länge ziehen, aber es bewegte sich noch in einem erträglichen Rahmen. Geary wunderte sich, warum sich der Schwere Kreuzer bei ihm meldete, doch dann fiel ihm ein, dass er das Schiff gebeten hatte, einige fliehende Syndiks an Bord zu holen und zu verhören. »Geary hier. Haben die Syndiks was erzählt?«
Der Captain der Ocrea nickte. »Einer von ihnen. Die meisten haben nur den üblichen Unsinn heruntergeleiert, dass es eine Ehre für sie ist, Bürger der Syndikatwelten zu sein. Aber wir konnten einen Senior-Unteroffizier finden, der offenbar der Ansicht ist, dass unsere Flotte nicht besiegt werden kann und dass jeder, der genau das versucht, gegen den Willen der Lebenden Sterne verstößt. Also hat er alles ausgeplaudert, was er weiß, weil er glaubt, dass er nur so Wiedergutmachung da-für leisten kann, dass er bei dem Angriff auf uns mitgeholfen hat.« Er machte eine Pause und wartete Gearys Reaktion ab.
»Der Mann hat eine gesunde Einstellung«, entgegnete er.
Eine Minute später stimmte der Captain der Ocrea ihm zu:
»Das finde ich auch, Sir. Dieser Syndik-Matrose weiß zwar nicht viel, aber er konnte uns verraten, dass wir vor unserem Sprung nach Ixion das Flaggschiff außer Gefecht gesetzt haben. Der höchstrangige CEO des Schiffs hat den Angriff nicht überlebt, und damit begannen die beiden ihm unterstellten, aber gleichrangigen CEOs sich zu streiten, wer von ihnen das Kommando über die Streitmacht bekommen sollte, die uns nach Ixion folgen würde. Unser Informant kann sich nicht genau erinnern, wie lange das gedauert hat, aber er sagt, es müssen mindestens vier Stunden gewesen sein. Vielleicht sind sogar mehr als fünf Stunden verstrichen, während die Syndik-Flotte hier festsaß und auf eine Entscheidung wartete.«
Wieder ließ der Mann eine Pause folgen.
»Mindestens vier Stunden?«, wiederholte Geary. Er hatte das Feuer auf das Zentrum der Formation in der Hoffnung konzentriert, eben diese Wirkung zu erzielen, aber erst jetzt erfuhr er, dass er damit tatsächlich Erfolg gehabt hatte. »Und der Matrose ist sich da ganz sicher?«
»Ja, Sir. Bedauerlicherweise kann er uns über die Stärke der Verfolgerflotte nichts weiter sagen, als dass sie groß ist. Die einzige andere nützliche Information ist die, dass von den schwer beschädigten Schiffen, die hier zurückgelassen wurden, Personal zur Verfolgerflotte abgestellt wurde. Er ist der Meinung, dass damit Verluste an Bord der Schiffe ausgeglichen werden sollen, aber er glaubt auch, dass die Schiffe insgesamt unterbesetzt sind, wenn man das erfahrene Personal zählt. Wie es scheint, haben die Syndiks in letzter Zeit übermäßig viele Leute verloren, die über bessere Ausbildung und mehr Erfahrung verfügen. So viele, dass sie vorerst nicht genug Nachschub haben.« Diesmal lächelte der Captain der
Ocrea sehr erfreut.
»Hervorragende Arbeit«, erwiderte Geary lobend. »Glauben Sie, es würde sich lohnen, irgendwelche Ihrer Gefangenen auf ein Schiff zu bringen, auf dem bessere Verhörmöglichkeiten vorhanden sind?«
»Das möchte ich bezweifeln, Sir. Selbst der eine, der alles verraten hat, weiß nicht mehr als das, was ich Ihnen gesagt habe. Meiner
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