Die verschollene Flotte 04 - Gearys Ehre
Geary zu lächeln. »Wenn wir jetzt noch etwas zu essen bekommen könnten.«
Der Maschinen-Wachhabende war zu ihm gekommen und
räusperte sich, um Gearys Aufmerksamkeit zu erhalten. »Ver-zeihen Sie, Sir. Wenn ich kurz darf…« Mit flinken Fingern tippte er auf die Kontrollen, dann tauchte vor Geary ein Fenster mit Balkendiagrammen auf, die ihm anzeigten, welches Fassungsvermögen die Lager der Hilfsschiffe besaßen, wie viel Material man auf den Syndik-Reparaturschiffen gefunden hatte und wie viel davon bereits umgeladen worden war.
»Danke. Ahm … was zeigt dieser Balken an?«
»Lebensmittel, Sir«, entgegnete der Wachhabende auf die selbstzufriedene Art eines Mannes, der bereits eine Frage beantwortet hatte, die sein Vorgesetzter erst noch stellen wollte. »An Bord aller Syndik-Schiffe, die wir geentert haben, waren auch Lebensmittelvorräte zu finden. Soweit ich weiß, wird auf den zivilen Schiffen ganz passables Essen serviert.
Noch reicht es zwar nicht, aber wir nehmen hier noch mehr Lebensmittel an Bord.«
»Werden Proben auf mögliche Verseuchungen untersucht?«, wollte Rione wissen.
Der Ingenieur sah sie verdutzt an. »Ja, Madam Co-Präsidentin. Davon bin ich überzeugt. Das Gleiche geschieht ja auch bei den Rohstoffen, die wir aus den Lagern holen. Ich werde mich aber noch einmal vergewissern.«
»Die ganze Bandbreite. Makro, Mikro, Nano, organisch, anorganisch«, fügte sie hinzu.
»Ja, Madam Co-Präsidentin. Ich werde dafür sorgen, dass nie alles … ähm …« Der Ingenieur hielt inne, da er ins Grü-
beln gekommen war, ob Rione ihm und den vier Allianz-Hilfsschiffen überhaupt irgendwelche Befehle erteilen konnte.
»Kümmern Sie sich darum«, sagte Geary.
Erleichtert darüber, dass er einen Befehl von jemandem erhalten hatte, von dem er wusste, dass der tatsächlich Be-fehlgewalt besaß, salutierte der Ingenieur und kehrte hastig zu seiner Station zurück, um die Anweisung weiterzugeben.
»Entschuldigen Sie, dass ich Ihren Wachhabenden in Ver-wirrung gestürzt habe«, erklärte Rione schließlich. »Ich hätte Sie bitten sollen, ihm den Befehl zu erteilen.«
»Nicht so schlimm. Außerdem bin ich froh, dass Sie daran gedacht haben. Bei allem, was sich momentan abspielt, hätte womöglich jemand vergessen zu überprüfen, ob die Syndiks noch schnell ihre Lebensmittelvorräte vergiftet haben, bevor sie ihre Schiffe verließen.«
»Manchmal ist es ganz praktisch, eine verschlagene Politikerin an Bord zu haben, nicht wahr?« Rione kehrte zu ihrem Platz zurück, blieb dort aber stehen, als eine weitere Nachricht bei Geary einging.
Colonel Carabali machte für eine Marine einen zufriedenen Eindruck. »Wir nehmen an, dass wir im Wrack der
Audacious alle Bereiche entdeckt haben, in denen Gefangene festgehalten wurden«, meldete sie. »Es ist ein Wunder, dass wir nicht auf Berge von Toten gestoßen sind, wenn man bedenkt, unter welchen Umständen unsere Leute da untergebracht waren. Aber offenbar haben die höherrangigen Offiziere in jedem dieser Abteile alle Gefangenen auf Trab gehalten, damit sie sich nicht aufgeben. Meine Scouts schätzen, dass dennoch spätestens in vierundzwanzig Stunden die ersten Ge-lungenen gestorben wären. Sie müssen dringend etwas essen, und die Schwerverletzten wurden nur sehr notdürftig erst-versorgt. Leichtere Verletzungen behandelten die Syndiks gar nicht.«
»Wie viele?«, fragte Geary, während er überschlug, wie viele Besatzungsmitglieder sich auf den Schiffen der Allianz befunden haben mussten, die sie in diesem System verloren halten.
»Wir zählen noch. Schätzungsweise neunhundert Matrosen Und Offiziere und achtzehn Marines. Captain Oesida bestand darauf, die meisten von ihnen zur Furious, zur Implacable und
z u den Schweren Kreuzern in der Formation zu schicken, Obwohl die Schlachtschiffe auch ein paar Leute an Bord nehmen wollten. Captain Casia hat einige Shuttles abgefangen und zur Conqueror umgeleitet.« Carabalis Tonfall ließ keinen zweifel daran, dass sie es nicht für die Aufgabe der Marines hielt, sich in die Meinungsverschiedenheiten der Flottenoffiziere untereinander einzumischen. »Während wir nicht im System waren, wurden unsere Leute teilweise offenbar auch zu anderen Syndik-Schiffen gebracht. Laut den Gefangenen, die wir befreien konnten, wurden Handelsschiffe herangezogen, um als Gefängnistransporter zu dienen. Irgendeine Chance, dass wir die noch zu fassen bekommen?«
»Eher nicht, und die Chancen sinken von Sekunde zu Sekunde.«
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