Die Verschollene Flotte Der Hinterhalt
Gefühle zu verbergen. »Wir sind nicht die Menschen, die unsere Vorfahren waren, John Geary. Wenn Sie uns mit den Menschen vergleichen, die Sie vor hundert Jahren kannten, dann werden wir Sie immer enttäuschen.«
Ihre unerwarteten und ungewohnt ehrlichen Worte ließen Gearys Wut prompt verrauchen. »Es ist nicht Ihr Fehler, dass Sie alle in eine Welt hineingeboren wurden, die sich seit einer Ewigkeit im Krieg befand. Es ist nicht Ihr Fehler, dass Sie alle den Schmerz geerbt haben, den Jahrzehnte des Krieges hinterließen. Ich kann nicht so tun, als wäre ich besser als Sie, nur weil mir das erspart geblieben ist.«
»Aber Sie sind besser als wir«, beharrte sie verbittert. »Sie sind das, was wir hätten sein sollen. Sie verkörpern woran unsere Eltern und Großeltern hätten festhalten sollen – den Glauben, dass Ideale geachtet werden müssen. Meinen Sie, ich sehe das nicht? Hätten wir alle unsere Arbeit so gemacht, wie es die Situation von uns erforderte, dann wäre das alles nie geschehen. Und ja, damit meine ich auch die politische Führung der Allianz.«
»Sie haben den Krieg geerbt«, betonte Geary. »Ich werde nicht so tun, als könnte ich alles verstehen, was sich im Lauf des letzten Jahrhunderts abgespielt hat, aber es scheint hier jede Menge Schuldzuweisungen zu geben.«
»Ich halte nichts davon, Ausreden für Fehler vorzubringen, Captain Geary. Weder für meine eigenen Fehler noch für die von irgendwem sonst. Denken Sie nur immer daran, dass die Leute, denen Sie vertrauen, gutheißen, was Sie soeben getan haben. Wenn Sie sich selbst nicht vertrauen wollen, dann vertrauen Sie wenigstens diesen Menschen.« Dann machte sie auf dem Absatz kehrt und verließ Gearys Quartier ohne ein weiteres Wort.
Noch sechs Stunden bis zum Sprung nach Atalia. So sehr sich Geary auch vor der Reserveflotte fürchtete, die die Syndiks dort in Stellung gebracht hatten, so verspürte er doch auch eine wachsende Rastlosigkeit und den dringenden Wunsch, das Ganze endlich zum Abschluss zu bringen. So oder so würde der langwierige Rückzug der Allianz-Flotte bald ein Ende haben.
»Captain Geary.« Colonel Carabalis Gesicht ließ keine Gefühlsregung erkennen. »Ich bitte um ein Gespräch unter vier Augen, bevor wir den Sprung nach Atalia beginnen.«
»Ja, natürlich, Colonel. In den nächsten Stunden habe ich keine Termine, wir können uns also zusammensetzen, wann immer es Ihnen recht ist.«
»Das wäre jetzt sofort, Sir.«
»Okay.« Er gab die Erlaubnis, dass Carabalis Bild in seinem Quartier auftauchen durfte, dann bedeutete er ihrer virtuellen Präsenz, Platz zu nehmen. Sie ging zu einem Stuhl und setzte sich, wobei sie die Schultern straffte und förmlich dasaß. »Was führt Sie zu mir?«
»Betrachten Sie es als eine Erkundungsmission, Sir.« Sie warf ihm einen durchdringenden Blick zu. »Was beabsichtigen Sie zu tun, wenn diese Flotte das Allianz-Gebiet erreicht, Captain Geary? Mir sind verschiedene Berichte zu Ohren gekommen, und ich wüsste gern die Wahrheit.«
Die Loyalität der Marines gegenüber der Allianz hatte einen legendären Ruf, aber angesichts der zahlreichen Veränderungen, die sich innerhalb von hundert Jahren vollzogen hatten, rätselte Geary schon seit geraumer Zeit, wie die Marines heute über die politischen Autoritäten der Allianz dachten und was sie von den Angeboten hielten, Geary nach der Heimkehr als Diktator zu installieren. Ihm war jedoch nie eine Möglichkeit eingefallen, dieses Thema Carabali gegenüber anzuschneiden, ohne dabei den Eindruck zu erwecken, er versuche herauszubekommen, ob er mit der Unterstützung der Marines rechnen konnte. Jetzt hatte sich die Gelegenheit ganz von selbst ergeben. »Ich beabsichtige, die Befehle zu befolgen, die man mir dann geben wird«, erklärte er und sah ihr dabei fest in die Augen. »Ich werde Vorschläge unterbreiten, was unseren weiteren Umgang mit den Syndiks angeht, aber ich habe keine Ahnung, wie die Verantwortlichen das aufnehmen werden. Ist es das, was Sie wissen müssen?«
»Größtenteils.« Carabali musterte ihn intensiv. »Ich werde nicht Ihre Intelligenz beleidigen, indem ich so tue, als wären Sie einfach nur ein Offizier dieser Flotte. Sie können wählen, ob Sie die Ihnen gegebenen Befehle wirklich ausführen werden oder ob Sie etwas ganz anderes tun wollen.«
»Und Sie möchten wissen, ob ich beabsichtige, etwas ganz anderes zu tun?«
Carabali nickte und ließ noch immer nicht erkennen, was in ihr vorging.
Geary schüttelte
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