Die Verschollene Flotte Der Hinterhalt
unsere politischen Führer sind korrupt, aber sie sind nicht alle dumm. Also müssen zumindest einige von ihnen gewusst haben, wie ehrgeizig er war und welche Möglichkeiten dieser Einsatz ihm bieten würde, diesen Ehrgeiz zu nutzen. Trotzdem hat man Bloch mit der Flotte aufbrechen lassen. Dieser Zusammenhang war mir noch gar nicht aufgefallen.« Er sah wieder Geary an. »Warum?«
Geary tippte mit dem Zeigefinger leicht auf den Tisch, um seine Worte zu unterstreichen. »Ich habe ein wenig recherchiert. Historisch betrachtet ist Korruption ein Problem, mit dem jede Regierungsform zu kämpfen hat, aber es ist in einer Diktatur wesentlich schlimmer als unter einer gewählten Regierung. Das hängt damit zusammen, dass in einer Diktatur diejenigen, die das Sagen haben, in ihrer Macht nicht wenigstens der Form nach beschnitten sind. Außerdem gibt es keine freie Presse und keine offene Regierung, die Korruption enthüllen könnten.«
»Aber Sie wären kein Diktator.«
»Ich wäre nicht gewählt«, machte Geary ihm deutlich. »Ganz gleich, welche Absichten ich verfolge, ich würde wie ein Diktator herrschen müssen. Nun frage ich Sie: Welche Regierungsform wäre korrupten Politikern am liebsten?«
Badaya legte die Stirn in tiefe Falten. »Die wollen, dass Sie die Macht an sich reißen, damit sie der Korruption Tür und Tor öffnen können? Warum sollten sie glauben, dass Sie beziehungsweise Admiral Bloch das erlauben würde?«
»Weil ich kein Politiker bin.« Mit einer Kopfbewegung deutete er auf das Allianz-Gebiet. »Bloch mag sich für noch so gewieft gehalten haben, trotzdem glaube ich, er wäre Berufspolitikern hoffnungslos unterlegen gewesen. Ein Offizier als Machthaber könnte von korrupten Politikern nach Belieben manipuliert werden, und zwar so, dass die Politiker mehr Macht und persönlichen Reichtum gewännen, als es ihnen in einem offenen demokratischen System möglich wäre.«
Lange Zeit saß Badaya nur da und überlegte, schließlich nickte er verstehend. »Ich begreife, worauf Sie hinauswollen. Ein Offizier der Flotte weiß sich in der Politik so wenig zu bewegen, wie Politiker eine Flotte bei einem Gefecht befehligen können. Die Politiker brauchen eine Marionette, hinter der sie sich verstecken können, ganz so, wie Kila Caligo benutzen wollte. Sind Ihnen dadurch die Augen geöffnet worden? Es wäre völlig egal, welcher Offizier die Macht an sich reißt. Und die Politiker wären vermutlich sogar noch völlig begeistert, wenn Sie derjenige sind, weil sie sich dann auch noch damit herausreden können, dass Black Jack es so gewollt hat.« Er nickte weiter bedächtig. »Ein Spiel nach deren Regeln. Jetzt habe ich verstanden, wie Sie das meinen. Die wollen, dass ein Flottenoffizier sich als Politiker versucht, weil sie uns mit hochtrabenden Worten täuschen können. Aber was sollen wir machen? Wir können doch nicht zusehen, wie sie die Allianz zugrunde richten.«
»Es gibt einen Mittelweg.« Es gefiel Geary nicht, das Folgende zuzugeben, doch es entsprach der Wahrheit. »Ich besitze das Potenzial, die Regierung zu stürzen und die Macht an mich zu reißen.« Jedes dieser Worte stieß ihm säuerlich auf, da sie gegen alles verstießen, woran er glaubte. »Die Politiker wissen das auch. Die Anständigen unter ihnen, diejenigen, die man umstimmen kann, werden wissen, dass sie mir zuhören müssen.«
Badaya begann zu lächeln. »Die werden aus lauter Angst vor Ihnen tun, was Sie ihnen sagen. Und die Korrupten werden mit Ihnen kooperieren, weil sie von Ihnen begünstigt werden wollen, wenn Sie die Macht an sich reißen.« Er hob eine Hand, als Geary zum Reden ansetzen wollte. »Ich kann verstehen, dass Sie ihnen diese Gelegenheit nicht bieten wollen. Aber wenn die so sind, wie wir es glauben, dann wird ihnen die Möglichkeit gar nicht in den Sinn kommen, dass Sie der Versuchung widerstehen könnten.«
Daran hatte er gar nicht gedacht, aber Badayas Überlegung traf durchaus zu. »Ich bleibe eine Bedrohung«, sagte er nickend. »Ich bin jemand, auf den sie hören müssen. Gleichzeitig bleiben aber die Stärken der Allianz-Regierung, unsere demokratischen Prinzipien und die Rechte des Einzelnen, gewahrt.«
»Sehr geschickt.« Badayas Lächeln wurde noch breiter. »Damit haben Sie sie überlistet, nicht wahr? So wie Sie zuvor die Syndiks überlistet haben. Ich habe den gleichen Fehler gemacht wie viele andere. Ich habe geglaubt habe, dass die Politiker gut darin sind, sich zu bereichern, ohne zu bedenken, dass
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