Die Verschollene Flotte Der Hinterhalt
warten?«, fragte Fensin mit erschreckender Gelassenheit. »Sie könnten doch ihre Erschießung sofort anordnen.«
»So verfahre ich nicht, Commander. Wenn Ihre Aussagen zutreffen, dann werden die drei sich mit ihrem eigenen Bericht keinen Gefallen tun, weil dann niemand die Notwendigkeit anzweifeln wird, dass das Urteil nur so und nicht anders lauten kann.«
»Aber Captain Gazin ist schon so alt«, wandte Fensin ein. »Möglicherweise überlebt sie die Rückkehr ins Allianz-Gebiet nicht, und dann entgeht sie ihrem verdienten Schicksal.«
Desjani antwortete darauf in ihrem energischen Befehlston: »Wenn sie stirbt, dann werden die lebenden Sterne über sie urteilen, Commander. Diesem Urteil kann sich niemand entziehen. Sie sind Offizier der Allianz-Flotte, Commander Fensin. Daran haben Sie während Ihrer Gefangenschaft festgehalten, und jetzt, da Sie zurück in der Flotte sind, sollten Sie es nicht vergessen.«
Riones Miene war wie versteinert, aber Fensin sah Desjani nur sekundenlang an, dann nickte er. »Ja, Captain. Verzeihen Sie mir.«
»Es gibt nichts, was Ihnen verziehen werden müsste«, versicherte sie ihm. »Sie sind durch die Hölle gegangen, und Sie haben Ihre Pflicht erfüllt, indem Sie uns die Wahrheit gesagt haben. Tun Sie weiter Ihre Pflicht, Commander. Sie waren immer ein Teil der Flotte, aber jetzt sind Sie tatsächlich wieder bei ihr.«
»Ja, Captain«, wiederholte er und setzte sich etwas gerader hin.
Rione hob den Kopf und blickte Geary an. »Wenn sonst nichts mehr ist, würde ich gern etwas Zeit mit Commander Fensin verbringen und mich dann darum kümmern, dass seine medizinische Untersuchung abgeschlossen wird.«
»Ja, natürlich.« Geary und Desjani standen gleichzeitig auf und verließen den Konferenzraum. Als sich die Luke hinter ihnen schloss, drehte sich Geary um und sah noch, dass Rione nach wie vor Fensins Hand hielt. »Verdammt«, murmelte er.
»Verdammt«, wiederholte Desjani bestätigend. »Und wir sollen sie wirklich nicht jetzt schon erschießen? Ganz sicher?«
Also hatte sie sich auch versucht gefühlt, aber vor den anderen nichts gesagt, damit nicht der Eindruck entstand, sie könnte seine Position untergraben. »Ganz sicher? Nein, das nicht. Aber es muss ordentlich verhandelt werden. Es darf nicht der Eindruck entstehen, dass ein Lynchmob seinen Willen durchgesetzt hat. Das haben Sie übrigens gut gemacht, wie Sie Fensin zum Reden gebracht haben. Woher wussten Sie, dass Sie Verrat ins Spiel bringen mussten?«
Sie verzog den Mund. »Aus einigen Unterhaltungen mit Lieutenant Riva. Er sprach ein paar Mal von solchen Dingen, aber da verstand ich eigentlich nicht so richtig, um was es ging. Allerdings konnte ich mich daran erinnern, wie wütend er wurde, wenn die Rede auf jemanden kam, der seiner Meinung nach zu sehr auf die Syndiks hörte. Das war mir im Gedächtnis geblieben.« Sie schaute den Korridor entlang und fügte ein wenig tonlos hinzu: »Es ist nicht so, als würde ich an Riva denken. Für gewöhnlich überhaupt nicht.«
»Verstehe.« Zu seinem Erstaunen verspürte Geary einen Anflug von Eifersucht. Er musste das Thema wechseln. »Ich frage mich, ob ich nicht vielleicht auf diesen Irrweg geraten wäre, hätten die Syndiks mich gefangengenommen.«
Desjani warf ihm einen missbilligenden Blick zu. »Nein, das wären Sie nicht. Ihnen sind die Leute wichtig, die Ihnen unterstellt sind, aber Sie kennen auch die Risiken, die sie einzugehen haben. Sie waren bislang immer in der Lage, diese beiden Dinge im Gleichgewicht zu halten.«
»Die Leute sind mir so wichtig, dass ich sie in den Tod schicke«, gab er zurück und bemerkte, welch verbitterter Tonfall sich dabei eingeschlichen hatte.
»Das ist richtig. Bei zu viel Kaltblütigkeit werden ihre Leben vergeudet, aber bei zu viel Vorsicht sterben sie auch, und zwar ohne dass sie etwas erreicht haben. Ich will gar nicht erst so tun, als könnte ich verstehen, warum die Dinge so sind, aber Sie wissen das.«
»Ja.« Er spürte, dass seine momentane schlechte Laune sich prompt besserte, und lächelte sie an. »Danke, dass Sie hier sind, Tanya.«
»Es ist nicht so, als könnte ich irgendwo anders sein als hier.« Sie erwiderte sein Lächeln, dann aber wurde sie ernst und salutierte. »Ich muss mich um mein Schiff kümmern, Sir.«
»Dann will ich Sie davon nicht abhalten.« Er salutierte ebenfalls und sah ihr nach, wie sie wegging.
Sie musste sich um ihr Schiff kümmern und er musste die Titan rufen, um Commander Lommand
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