Die verschollene Flotte: Ein halber Sieg: Roman (German Edition)
Zufall.« Geary verzog den Mund zu einem bemühten Lächeln. »Es gibt da etwas, über das ich gern reden würde.«
»Davon hat Tanya gesprochen. Betrifft es die Regierung?«
»Unter anderem. Es geht um das Flottenhauptquartier. Um heimliche Pläne und Hinterlisten. Um eine Vertuschung, was den Bau neuer Kriegsschiffe angeht … und vermutlich noch ein paar Dinge mehr.« Geary atmete schnaubend aus, während er überlegte. »Ich werde Ihnen sagen, was ich weiß. Ich werde Ihnen berichten, welche Fakten es gibt und dann, was ich auf deren Grundlage vermute.«
»Meinetwegen.« Irgendwo in seinem Quartier hatte Duellos unterdessen ein echtes Weinglas hervorgekramt und trank genüsslich einen Schluck. »Fakt Nummer eins?«
»Fakt Nummer eins: Die Allianz-Regierung und das Flottenhauptquartier haben beide versucht, uns zu schnell auf diese Mission zu entsenden. Unsere Vorräte waren noch nicht aufgestockt, und wir waren nicht in dem Maß bereit, das für mich unbedingt erforderlich war. Ich weiß, dieser Unsinn kommt dauernd vor. Erst muss man sich sputen, dann sitzt man sechs Monate rum und dreht Däumchen, und dann auf einmal soll man innerhalb einer Woche einsatzbereit sein. Das ist zwar normal, aber in diesem Fall kam es mir nicht normal vor.«
»Das ist uns allen aufgefallen«, merkte Duellos an. »Jeder von uns kennt dieses Gefühl, wenn man zum Handeln gedrängt wird. Als die Syndiks vor unserer Haustür standen, war das nachvollziehbar, nicht aber, als noch gar keine Krise eingetreten war, der man sofort etwas entgegensetzen musste. Aber Sie hatten das Kommando, daher sind wir davon ausgegangen, dass es einen guten Grund für diese Eile gibt.« Er trank wieder einen Schluck Wein. »Fakt Nummer zwei?«
»Fakt Nummer zwei«, wiederholte Geary. »In letzter Minute – und damit meine ich buchstäblich die letzte Minute – hat das Flottenhauptquartier versucht, uns den Großteil der Hilfsschiffe wegzunehmen. Die Titan , die Tanuki , die Kupua , die Domovoi . In welchem Zustand würde sich die Flotte heute befinden, wenn wir nur die vier kleinen Hilfsschiffe zur Verfügung hätten?«
»In keinem guten«, meinte Duellos. »Wie sind wir denn da noch mal davongekommen? Haben Sie einfach den Befehl missachtet?«
»Nein. Admiral Timbale wies darauf hin, dass der Befehl nicht den Standardprotokollen entsprechend übermittelt wurde, also bat er um Klärung, ob es sich um einen ordentlichen Befehl handelt oder nicht. Er hat die Anfrage abgeschickt, ich habe die vier fraglichen Hilfsschiffe mitgenommen.«
»Es ist immer gut, wenn man sich an die Vorschriften hält«, stimmte Duellos ihm zu. »Fakt Nummer drei?«
»Fakt Nummer drei: Uns allen wurde gesagt – und ich persönlich habe es wiederholt zu hören bekommen –, dass der Bau neuer Kriegsschiffe ausgesetzt wurde, um Geld zu sparen. Dennoch gibt es stichhaltige Beweise dafür, dass die Regierung insgeheim eine größere Anzahl Kriegsschiffe bauen lässt.«
Duellos hielt inne und musterte sein Weinglas, während er die Stirn langsam in Falten legte. »Wie stichhaltig sind diese Beweise?«
»Sie genügen, um die Leute zu überzeugen, die sich mit solchen Dingen auskennen.« Er wollte Duellos gegenüber nicht erwähnen, dass es Lieutenant Jamenson war, die den Beweis in Hunderten von scheinbar unzusammenhängenden Verträgen und Berichten gefunden hatte.
»Wie viele Schiffe?«, fragte ein unüberhörbar skeptischer Duellos.
»Zwanzig Schlachtschiffe, zwanzig Schlachtkreuzer, dazu eine entsprechende Anzahl Kreuzer und Zerstörer, die als Eskorte dienen werden.«
Diesmal dauerte es lange, bis Duellos etwas erwiderte. »Ich kann verstehen, warum die Regierung so etwas vor einer kriegsmüden Öffentlichkeit verschweigen will. Aber warum sagt man Ihnen nichts davon?«
»Eine sehr gute Frage, die aber mit Fakt Nummer vier zusammenhängen könnte. Unseren Kriegsschiffen und den Systemen an Bord macht die lange Lebensspanne in zunehmendem Maß zu schaffen. Kein Schiff ist so konstruiert, dass es länger als drei Jahre funktionstüchtig bleibt.«
»Wer bei Honor mit dabei war, weiß das längst«, sagte Duellos. »Ich wusste, dass sich Probleme anbahnen, aber das hat mir wirklich die Augen geöffnet.«
»Uns auch«, räumte Geary ein. »Ich wusste von dem Problem, und mir war auch klar, dass es sich mit der Zeit immer deutlicher bemerkbar machen würde. Aber auf ein solches Ausmaß war ich nicht gefasst. Etwas Ähnliches könnten wir bei Midway abermals erleben.
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