Die verschollene Flotte: Ein teurer Sieg - Campbell, J: Die verschollene Flotte: Ein teurer Sieg - The Lost Fleet- Victorious
ersten Mal etwas von sich, was einem Witz gleichkam. »Admiral, das ist einfach die Kehrseite der Medaille. Viele sehen in uns diejenigen, denen Sie am stärksten vertrauen. Das ist ein Status, um den uns viele beneiden. Aber wenn Sie scheitern, wird jeder davon ausgehen, dass wir Sie nicht gut beraten haben.«
Na, großartig. Da hatte er alles versucht, um nicht den Eindruck zu erwecken, er würde irgendjemand begünstigen, und dabei war es offenbar schon genug gewesen, sich für Ratschläge auf bestimmte Offiziere zu verlassen. Was war womöglich noch alles so offensichtlich, ohne dass er es merkte?
In harschem Tonfall sprach Desjani, ohne den Blick von der Tischplatte abzuwenden: »Ich habe keine Angst davor, mich für meine dienstlichen Ratschläge zu rechtfertigen, die ich dem Admiral gebe.«
»Das sollen Sie auch gar nicht«, stimmte Duellos ihr zu.
Wieder machte sich betretenes Schweigen breit, dem Geary ein jähes Ende setzte. »Ich danke Ihnen allen. In etwa einer Stunde werde ich eine Flottenbesprechung einberufen und die Neuigkeit bekanntgeben. Ich kann mich sehr glücklich schätzen, dass Sie drei unter mir dienen.«
Die virtuellen Bilder von Duellos und Tulev salutierten, wobei Duellos fast übermütig wirkte, während Tulev ruhig und präzise agierte. Dann verschwanden beide Männer aus dem Raum.
Desjani stand auf, ohne ihn anzusehen. »Wenn Sie gestatten, Sir.«
»Ja, natürlich.« Ihm gingen tausend Dinge durch den Kopf, die er ihr hätte sagen wollen, aber die meisten davon hätten vermutlich eine völlig verheerende Wirkung gehabt. Er war sich nicht einmal sicher, ob auch nur ein einziger dieser Gedanken nicht verkehrt gewesen wäre.
Dann aber war sie diejenige, die noch etwas anzufügen hatte, auch wenn sie dabei den Tisch nicht aus den Augen ließ. »Sie haben es nicht erwähnt, aber ich weiß, dass Sie Ihr Versprechen mir gegenüber eingelöst haben. Die Flotte ist heimgekehrt, der Krieg ist vorüber. Sie haben sich nicht dazu verpflichtet, sich das hier – die Aliens, der Trümmerhaufen der Syndikatwelten – auch noch anzutun.«
»Ich würde jetzt nicht einfach weggehen. Ich weiß, ich werde noch gebraucht.« Geary fragte sich, wann sich wohl seine Einstellung geändert hatte, wann ihm bewusst geworden war, dass er eine Flucht vor seiner Verantwortung nicht länger als ehrbar oder als realistisch ansehen konnte. Es ging einfach nicht, dass er die eine Mission ausführte und die Sache danach auf sich beruhen ließ, weil jede neue Mission nahtlos in die nächste Mission überging. »Ich habe eine Verpflichtung gegenüber der Allianz und gegenüber meinen Kameraden in der Flotte.«
»Allen Kameraden?«
»Allen Kameraden. Ich wünschte nur, meine Gegenwart würde nicht einigen von ihnen das Leben schwerer machen, ganz besonders einer Kameradin, die nicht meinetwegen irgendetwas über sich ergehen lassen sollte.«
»Ich bin ja nicht ganz schuldlos. Vielleicht muss ich diese Dinge über mich ergehen lassen, weil sie der Preis sind für ... für das, was unausgesprochen bleiben muss.« Dann endlich sah sie ihn an. »Was ist passiert? Warum wollen Sie nicht mehr gehen?«
Er zuckte mit den Schultern, die Frage war ihm unangenehm. »Ich bin mir nicht sicher, aber zu einem großen Teil hat es damit zu tun, dass ich Leute wie Sie, Duellos und Tulev beobachten konnte. Keiner von Ihnen hat aufgegeben, Sie kommen alle Ihrer Pflicht nach, obwohl Sie in diesen Krieg buchstäblich hineingeboren wurden. Sie sind ein großartiges Vorbild dafür, das Richtige zu tun und seine Aufgaben zu erledigen, ganz gleich unter welchen Umständen.«
Sie schaute zur Seite. »Dann ... dann bleiben Sie Befehlshaber der Flotte, Admiral?«
»Bis wir zurück in der Allianz sind, wo ich das Kommando über die Flotte abgeben und meinen vorübergehenden Dienstgrad als Flottenadmiral ablegen werde. Wenn man mich braucht, werde ich zur Verfügung stehen, aber zumindest für kurze Zeit werden sich die Dinge anders gestalten.«
»Sie sind extrem starrköpfig. Und verrückt. Das wissen Sie ja, oder?« Sie wollte zur Tür gehen, drehte sich aber noch einmal zu ihm um, wobei ein schwaches ironisches Lächeln ihre Lippen umspielte. »Tun Sie mir einen Gefallen und versuchen Sie, glücklich auszusehen.«
»Jawohl, Ma’am.«
»Aber nicht zu glücklich.«
Es war klar, was jeder glauben würde, was sich zwischen ihnen beiden abgespielt haben musste, wenn er auf einmal zu guter Laune war. »Ja, Ma’am.«
»Und hören Sie auf,
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