Die Verschollene Flotte Fluchtpunkt Ixi
musste Geary lachen. »Tut mir leid. So hatte ich das nicht gemeint. Aber Sie wissen ja, wir befinden uns im Krieg, und da kann schon mal was passieren.«
»Ja, ich weiß.« Gemächlich stand Duellos auf und machte eine nachdenkliche Miene. »Die Risiken werden größer, und die Verantwortung ruht letztlich allein auf Ihren Schultern. Wie fühlen Sie sich?«
»Mies.«
Duellos nickte. »Wenn es hart auf hart kommt und Sie im Gefecht fallen, dann werde ich in jeder Hinsicht mein Bestes leisten. Bei der Ehre meiner Vorfahren gebe ich Ihnen darauf mein Wort.«
Geary erhob sich ebenfalls und wollte eine Hand auf die Schulter seines Gegenübers legen, da fiel ihm eben noch ein, dass er nur eine Projektion vor sich hatte, woraufhin er die Geste nur andeutete. »Daran habe ich nie gezweifelt. Ich danke Ihnen, mein Freund.«
Duellos salutierte, Geary erwiderte die Geste, dann verschwand das Bild und Geary blieb allein zurück.
Vier
Ganz gleich, wie schlimm es kam, ganz gleich, wie einsam er sich als Befehlshaber der Flotte fühlte, seine Vorfahren ließen ihn nie im Stich.
Als die Flotte schließlich den richtigen Punkt im Baldur-System fand und mit Ziel Sendai in den Sprungraum überwechselte, saß Geary da und betrachtete das externe Display, das vom unendlichen, mit Sternen übersäten Schwarz zum endlosen matten Grau wechselte, durch das hin und wieder vielfarbige Lichter zuckten, die auftauchten und dann wieder verschwanden. Zu Gearys Zeit hatte niemand gewusst, was diese Lichter bedeuteten, und mit der Ankunft des Hypernets war schließlich das Interesse am Sprungraum verblasst. Vielleicht war auch die Forschung zur Ergründung dieser Lichter zurückgestellt worden, weil der Krieg in wissenschaftlicher, technischer und finanzieller Hinsicht mit allen Mitteln unterstützt werden musste.
Captain Desjani ertappte Geary dabei, wie er auf diese Lichter stierte, und als sie erkannte, dass Geary das bemerkt hatte, schaute sie rasch weg. Kurz nachdem er das Kommando über die Flotte übernommen hatte, war ihm von ihr berichtet worden, viele Matrosen glaubten, Geary sei eines dieser Lichter gewesen. Sie glaubten, sein Geist habe in der ansonsten unveränderlichen Weite des Sprungraums geruht, bis die Allianz ihn so dringend benötigte, dass der legendäre Black Jack Geary zu seinem Volk zurückgeholt wurde. Ob sie das jetzt immer noch glaubten? Obwohl sie erfahren hatten, dass Geary in Wahrheit in einer beschädigten Rettungskapsel im Kälteschlaf gelegen hatte, die um einen Stern namens Grendel am Rande des Allianz-Territoriums kreiste, deren Funksignal ausgefallen war und deren Ausrüstung ihn nur mit Mühe am Leben erhalten hatte, bis diese Flotte auf ihn gestoßen war?
Ob er Grendel wohl jemals wiedersehen würde? Er sehnte sich nicht allzu sehr danach zurück, denn Grendel war ein ziemlich nutzloser Stern, einer von der Sorte, an dem Schiffe und Konvois vorbeigeflogen waren, um wichtigere Ziele zu erreichen. Man hatte ihm erzählt, das System sei aufgegeben worden, weil es zu dicht an der Grenze zu den Syndikatwelten lag und weil es dort nichts gab, was zu verteidigen sich gelohnt hätte. Da fanden sich nur die Überreste von Dutzenden Schlachten, die als einziger Beleg für die einstige Anwesenheit von Menschen in diesem System um den Stern kreisten. Ein Teil dieser Trümmer hatte zu seinem alten Schiff gehört, jenem Schiff, das zerstört worden war, als es dem Rest eines auf dem Rückzug befindlichen Konvois Deckung gab. Viele Angehörige seiner Crew waren bei Grendel ums Leben gekommen; er schuldete ihnen zumindest einen Besuch jenes Orts, an dem sie unter seinem Kommando gekämpft hatten und gefallen waren.
Bedauerlicherweise waren unter seinem neuen Kommando noch viel mehr Menschen umgekommen, darunter fast sicher sein Großneffe, dessen Schiff Repulse zerstört worden war, als es der aus dem Syndik-Heimatsystem fliehenden Allianz-Flotte Rückendeckung gegeben hatte. Vermutlich war Michael Geary jetzt bei den Vorfahren, denen er selbst schon viel zu lange nicht mehr seinen Respekt erwiesen hatte. »Captain Desjani, stellen Sie in der nächsten Stunde ausschließlich Notrufe an mich durch.«
Sie nickte. Ihr Gesicht verriet die Müdigkeit, darin eingegraben von den vielen Stunden, die sie bislang auf der Brücke verbracht hatte. »Solange wir im Sprung sind, gibt es kaum eine Chance, dass ein Notfall eintritt. Der Sprungraum ist langweilig, aber im Moment klingt das sogar sehr
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