Die Verschollene Flotte Fluchtpunkt Ixi
Entscheidung ist. Aber was ist bei einem Krieg schon als sinnvoll zu bezeichnen?
Geary schloss die Augen und versuchte, die Bilder von sterbenden Raumschiffen, die ihre Besatzungen mit in den Tod rissen, aus seinem Kopf zu verdrängen. In seiner Kabine war alles ruhig, nur leise Geräusche aus der Ferne verrieten, dass die Dauntless ein lebendiges Schiff war, und spendeten ihm auf ihre Weise Trost. Lüftungssysteme summten, während sie gekühlte Luft im Schiff verteilten, Flüssigkeiten wurden nach hier und dort gepumpt, leise, kaum wahrnehmbare Stimmen kamen näher und entfernten sich wieder, manchmal begleitet vom Poltern einer Transportkarre. Seit wie vielen Jahrhunderten hörten Matrosen schon solche Geräuschkulissen? Früher waren es knarrende Holzbalken gewesen und das Knattern der Segel, mit deren Hilfe man sich über Ozeane bewegt hatte. Auf keinem Schiff war es jemals richtig ruhig, zumindest nicht auf lebenden Schiffen.
»Captain Geary? Hier ist Lieutenant Iger vom Geheimdienst.«
Er betätigte die Komm-Taste, um den Anruf anzunehmen. »Geary hier. Was haben Sie?«
»Wir haben die Kommunikation zwischen den Rettungskapseln der Syndiks analysiert, und so weit wir das einschätzen können, sind alle Senioroffiziere auf ihren Schiffen umgekommen. In keiner der Kapseln scheint jemand zu sitzen, der seine Autorität durchsetzen will oder der versucht, irgendetwas zu koordinieren.«
Es war nutzlos, eines seiner Schiffe loszuschicken, damit es eine Rettungskapsel an Bord holte, wenn deren Insassen doch nichts Nützliches berichten konnten. »Sind sie immer noch auf Kurs zu der stillgelegten Einrichtung im System?«
»Ja, Sir«, bestätigte Iger. »Woanders können sie auch nicht hin.«
»Wie lange können sie mit dem überleben, was sie an Bord haben und was sich in der Einrichtung befindet?« Bislang war die Allianz-Flotte in jeder eingemotteten Einrichtung der Syndiks auf Notrationen gestoßen.
»Die Kapseln enthalten genug Rationen für einen Zeitraum von mehreren Wochen, vorausgesetzt, sie sind überhaupt alle voll besetzt. Das kann man natürlich noch eine Weile strecken. Selbst wenn die meisten Schiffe hier warten sollten, ob wir in diesem System auftauchen, gehört es zu den Routinevorgängen der Syndiks, dass sie ein Kurierschiff losschicken, das den erfolgreichen Abschluss der Mission meldet. In diesem Fall bestand die Mission darin, die Minen zu deponieren. Wenn die gegnerischen Führer nichts von den Kriegsschiffen bei Daiquon hören, werden sie jemanden herschicken, damit der sich hier umsieht. Es könnte sogar bereits ein Schiff hierher unterwegs sein.«
»Okay, danke.« Es wäre sinnlos gewesen, Kapseln an Bord zu holen, die mit Syndik-Matrosen besetzt waren. Er konnte aber sicherstellen, dass diese Flotte eine Nachricht an die Syndik-Behörden auf der bewohnten Welt im Ixion-Sternensystem übermittelte, damit die von den Leuten erfuhren, die hier auf Rettung warteten.
Geary versuchte in seinen Tagtraum zurückzukehren, da wurde die Türglocke zu seinem Quartier betätigt. »Herein«, rief er resigniert, ohne die Augen zu öffnen.
Nach einer kurzen Pause hörte er eine ironische Stimme sagen: »Meinen Glückwunsch zu einem weiteren Sieg.«
Er schlug die Augen auf und sah Victoria Rione in der Türöffnung stehen. Als sie seinen Blick bemerkte, trat sie ein, woraufhin sich die Luke hinter ihr schloss. Sie nahm ihm gegenüber Platz. Anders als Desjani lehnte Rione sich entspannt zurück, wirkte dabei jedoch so angespannt wie eine Katze, die jeden Moment wieder aufspringen konnte. »Was verschafft mir diese Ehre?«
»Wie ich schon sagte: Ich bin gekommen, um meinen Glückwunsch auszusprechen.«
»Von wegen«, gab Geary mürrisch zurück. »Sie sind mir wochenlang aus dem Weg gegangen. Warum beschließen Sie auf einmal, sich wieder blicken zu lassen?«
Rione wich seinem Blick aus. »Ich habe meine Gründe. In dem jüngsten Gefecht haben wir ein Schiff der Callas-Republik verloren.«
»Die Glacis, ich weiß. Tut mir leid. Wir konnten noch etwa die Hälfte der Besatzung retten, die auf die übrigen Schiffe der Callas-Republik verteilt wurden.«
»Danke«, brachte sie verbissen heraus. »Ich hätte mich darum kümmern sollen. Schließlich ist das meine Zuständigkeit.«
»Nein, es ist meine, weil ich der Flottenbefehlshaber bin. Aber ich wäre Ihnen dankbar gewesen, wenn Sie mich dabei unterstützt hätten. Und offen gesagt, Madam Co-Präsidentin, die Schiffe der Callas-Republik fragen
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