Die Verschollene Flotte Fluchtpunkt Ixi
selbst.
Geary hielt gebannt den Atem an und versuchte, sich nicht seine Sorge anmerken zu lassen, während Desjani die Dauntless, die Daring und die Victorious dicht an dem getroffenen Syndik-Schlachtkreuzer vorbeifliegen ließ, um ihn mit Null-Feldern zu beschießen. Da mache ich mir erst Gedanken, wie ich meine Schlachtkreuzer schützen kann, und jetzt schicke ich sie mitten ins schlimmste Gewühl, angeführt von dem einen Schiff, das ich unter keinen Umständen verlieren darf. Wenn die Dauntless zerstört wird, dann verlieren wir damit auch den Hypernet-Schlüssel, der sich an Bord befindet. Für dieses Problem muss ich mir irgendeine Lösung einfallen lassen.
Natürlich stellte der führende Syndik-Schlachtkreuzer keine Bedrohung mehr dar. Die Null-Felder in Verbindung mit dem Trommelfeuer aus Höllenspeeren hatten das Schiff längst in ein treibendes Wrack verwandelt, aus dem in Schüben Rettungskapseln ausgestoßen wurden, als die überlebenden Crewmitglieder bemüht waren, irgendwie in Sicherheit zu gelangen.
Geary suchte nach dem zweiten feindlichen Schlachtkreuzer und musste zu seinem Schrecken feststellen, dass dessen Commander Kurs auf die Hilfsschiffe genommen hatte.
»Er hat keine Chance«, versicherte Desjani ihm.
Als sich der Kreuzer seinen Weg durch die Allianz-Formation bahnte, musste er Treffer um Treffer einstecken. Jeder einzelne dieser Treffer fügte ihm nur geringe Schäden zu, aber die summierten sich, während er weiter in dem Bemühen beschleunigte, die Zielerfassungssysteme seiner Gegner zu verwirren. Doch da Zeit und Entfernung nicht genügten, um eine ausreichend hohe Geschwindigkeit zu erreichen, fanden mehr und mehr Geschosse ins Ziel. Der Schlachtkreuzer glitt an der Illustrious und der Incredible vorbei und geriet ins Trudeln, als die beiden Schiffe seine Backbordseite unter Dauerbeschuss nahmen.
Der Schlachtkreuzer flog scheinbar unbeirrt weiter, während eine Salve nach der anderen auf ihn niederprasselte.
Als er schließlich die Schiffe der Zehnten Schlachtschiffdivision einholte, hatte er bereits so viele Treffer einstecken müssen, dass er vermutlich nur noch blindlings drauflos flog und aufgrund zerstörter Sensoren ebenso blindlings um sich feuerte, ohne noch einen Treffer zu landen. Nur der Hauptantrieb am Heck war einigermaßen unversehrt geblieben, sodass das fliegende Wrack es tatsächlich noch schaffte, auf über 0,1 Licht zu beschleunigen.
Die Amazon und die Guardian, die der Flugbahn des Kreuzers am nächsten waren, feuerten Kartätschensalven ab, die durch ihr eigenes Tempo mit einer kombinierten Geschwindigkeit von fast 0,2 Licht in den Rumpf einschlugen.
Die vordere Hälfte des Schlachtkreuzers wurde förmlich zermahlen, der Rest schüttelte sich, als er über die eigenen Wrackteile flog. Dann zerbrach er in ein breit gestreutes Feld aus Trümmerstücken, von denen ein paar wirkungslos von den Schilden der Amazon und der Guardian abprallten.
Desjani seufzte. »Die gesamte Besatzung des Kreuzers muss umgekommen sein.«
»So etwas kann niemand überlebt haben«, stimmte Geary ihr zu.
»Zu schade.« Sie drehte sich zu ihm um. »Zum ersten Mal in meinem Leben wollte ich wirklich einem Syndik gegenübertreten. Und zwar dem Commander dieses Schiffs, der so tapfer gekämpft hat.« Nichts erinnerte mehr an die Desjani, die Geary bei ihrer ersten Begegnung kennengelernt hatte, eine Frau, für die ein Syndik ein unmenschlicher Feind war, dem man nur Verachtung entgegenbringen konnte. »Aber natürlich ist es besser, dass er tot ist«, ergänzte sie wie selbstverständlich. »Es würde mir nicht gefallen, einen solchen Syndik am Leben zu lassen.«
»Sie wollen einen Syndik-Offizier, den Sie respektieren, nicht leben lassen?«, fragte Geary erstaunt.
Sie zog die Augenbrauen zusammen. »Den ich respektiere? Ich könnte doch keinen Syndik respektieren, Sir. Wie könnte irgendjemand dazu fähig sein? Allerdings ist dieser Syndik ehrenvoll gestorben. Ich hätte nur gern gewusst, wie ein solcher Syndik ist.«
Geary zuckte mit den Schultern. »Im Moment ist er so wie die anderen tot. In kleine Stücke gerissen, ganz so wie seine Kameraden und ihr Schiff.«
»Ja, Sir.« Desjani lächelte ihn an.
Vielleicht hatte sie sich doch nicht ganz so sehr verändert. Andererseits war Desjani auch das Kind einer Zeit, die hundert Jahre Krieg erlebt hatte, hundert Jahre Austausch von Grausamkeiten. Der Feind war ihr so fremd wie die unbekannte Intelligenz, von der Geary vermutete,
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