Die verschollenen Tagebücher des Adrian Mole
Krankenhaus, um ihren Exmann und meinen Vater (ein und dieselbe Person) zu besuchen. Wir teilten uns gerade brüderlich ein Mars – immer abwechselnd einen Bissen -, als ich von einem Streifenwagen herausgewinkt wurde.
Ich hatte weder Alkohol noch Drogen konsumiert und mich auch an die Geschwindigkeitsbegrenzung gehalten. Zur Sicherheit fragte ich meine Mutter, ob sie im Rückspiegel eine anstößige Geste gemacht habe, was sie verneinte. Daher war ich verdutzt, warum man mich angehalten hatte. Zwei Polizisten stiegen aus dem Wagen. Polizist Eins sagte: »Würden Sie bitte aus dem Fahrzeug steigen, Sir.« Ich tat, wie mir geheißen. Polizist Zwei fragte mit höhnischem Unterton: »Sie essen gern mal ein Stück Schokolade, stimmt das, Sir?«
»Offen gestanden bin ich wohl ein leichter Schokoholiker«, scherzte ich.
»Knabbern wohl gern mal in Ihrem Fahrzeug auf Kakaoprodukten herum, Sir?«, meinte Polizist Eins.
Ich war etwas perplex, antwortete aber: »Ja, meistens kaufe ich mir beim Tanken Schokolade.«
Meine Mutter hatte dem Gespräch mit kaum verhohlener Verärgerung gelauscht. »Es verstößt ja wohl nicht gegen das Gesetz, in seinem eigenen Auto zu essen, oder?«
Polizist Eins ging langsam um den Wagen herum zur Beifahrerseite. Meine Mutter kurbelte das Fenster herunter. »Es verstößt aber gegen das Gesetz, ohne die gebotene Vorsicht und Aufmerksamkeit zu fahren, Madam«, erwiderte er. »Und dieser Marsriegel wurden zwischen Ihnen und dem Fahrer des Wagens hin- und hergereicht wie der Stab beim Staffellauf.«
»Die Polizisten im Fernsehen stopfen sich auch immer am Steuer voll«, sagte ich.
Ich bemerkte ein Nervenzucken unmittelbar über seiner Schläfe, und er befahl meiner Mutter, auszusteigen, während er und sein Kollege das Wageninnere untersuchten. (Auf der Suche nach was: Twix, Smarties, Luftschokolade?)
Wir kamen zu spät ins Krankenhaus. Der Katheter meines Vaters hatte sich gelöst. Während wir darauf warteten, dass jemand für uns zwei saubere Bettlaken irgendwo in der Klinik auftrieb, beobachtete ich Beryl, die outgesourcte Reinigungsfrau, dabei, wie sie einen schmutzigen, zerlumpten Mopp über den Fußboden der Station schob. Mir schauderte bei dem Gedanken an die Viren, von denen dieser Mopp wimmeln musste. Ich hoffte nur, dass sie sich nicht in den wundgelegenen Stellen meines Vaters häuslich niedergelassen hatten.
Mittwoch, 3. Mai
Was ist nur aus den Archers geworden? Früher einmal konnte man sich die Folgen im Beisein junger und leicht beeinflussbarer Menschen anhören. Jetzt muss ich das Radio ausschalten, wenn Glenn oder William in der Küche sind.
Die Liebesszenen zwischen Sid Perks und Jolene sind akustische Pornografie. Es ist, wie zwei Warzenschweinen beim Paarungsakt zu lauschen. Würde jemand bitte mal Kathy Perks über Sids Untreue ins Bild setzen? Und könnte derjenige, der bei der BBC für die Akzente zuständig ist, diesem sexuellen Belästiger Simon mal beibringen, wie man kanadisch klingt?
Dem derzeitigen Handlungsverlauf nach zu urteilen, prophezeie ich, dass bald ein sozial engagierter Dorfbewohner die Meinung äußern wird, dass Ambridge einen Jugendklub braucht. Drehbuchvorschlag:
JILL ARCHER (mit warmer Anteilnahme in der Stimme): Hast du das Graffiti auf Onkel Toms Grabstein gesehen: »Sid Perks nagelt Jolene«?
SOZIAL ENGAGIERTER DORFBEWOHNER ( mit reichlich Anteilnahme in der Stimme ): Ja, und ich bin untröstlich über den Schaden an der Statue von Walter Gabriel auf dem Dorfanger.
JILL ARCHER: Ja, es war grausam, ihm eine Biosteckrübe in den …
SOZIAL ENGAGIERTER DORFBEWOHNER ( unterbricht sie ): Das ist die Null-Bock-Generation, Jill. Sie wissen nicht, wohin, und haben nichts zu tun. Was sie brauchen, ist ein Jugendklub.
JILL ARCHER: Glaubst du? Glaubst du wirklich?
Dam-di-dam-di-dam-di-dam-dam-di-dam-di-dam-dam usw.
Freitag, 5. Mai
Pandora ist emsig damit beschäftigt, sich von jeder Schuld an Mr Dobsons unterirdischem Abschneiden in der Bürgermeisterwahl reinzuwaschen. Sie sagte: »Ich habe ihn angefleht, sich diesen bescheuerten Bart abzurasieren, ein paar Kilo abzunehmen, sich einen neuen Anzug zu kaufen, sich die Haare zu färben und die Zähne begradigen und bleichen zu lassen. Die Sache hat er ganz allein sich selbst zuzuschreiben.«
Samstag, 6. Mai
Arthur Askey Way
Meine Mutter rief mich heute Morgen an und fragte, ob ich ihr Fahrstunden geben würde, weil sie mehr mit dem Wagen unterwegs sein will und ihre Fahrpraxis
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