Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die verschollenen Tagebücher des Adrian Mole

Titel: Die verschollenen Tagebücher des Adrian Mole Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Townsend
Vom Netzwerk:
Rosie weigert sich mitzukommen: Sie sagte, sie müsse zur Abschlussfeier ihres neuen Freundes Mad Dog Jackson. Er hat kürzlich sein Studium beendet, und seine Magisterarbeit »Sozialismus, Nekrophilie und andere Tabus« hat das Interesse des Spectator geweckt.

Montag, 31. Juli
    Das Utopia
     
    So viel zum gesetzlichen Verbot der Irreführung von Verbrauchern! Das Dystopia wäre ein treffenderer Name für diese Synthetik-Hölle. Ich teile mir mit William und Glenn eine zugige Mansardenkammer, die so klein ist wie ein Rattenloch – ach, was sage ich, ein Spitzmausloch. Der Blick aus der Dachluke fällt auf schwermütige Seemöwen mit Pommeskrümeln in den Schnäbeln. Die Besitzer, Barry und Yvonne Windermere, sind ehemalige Varietékünstler. Ich drehe durch, wenn Barry noch einen einzigen »Witz« erzählt. Iwan und meine Mutter halten dieses abgehalfterte alte Duo für »fabelhafte Originale«. Ich persönlich möchte
jedes Mal, wenn ich den Spruch mit den fabelhaften Originalen höre, wegrennen – ins Meer, bis die kalten Wogen über meinem Kopf zusammenschlagen.

Mittwoch, 2. August
    Windschutz am Strand von Skegness
     
    Glenn schmollt oben in der Mansarde. Er hat schon sein gesamtes Taschengeld in die Automaten in der Spielhalle gesteckt, wo wir vor dem grausamen Wind, der ungebremst vom Ural über die Nordsee weht, Schutz suchten. Iwan und meine Mutter mühten sich ab, einen Windschutz zu bauen, und William – im Anorak – kauerte sich dahinter und versuchte, eine Sandburg zu bauen. Doch seine Hände wurden blau, und ich musste mit ihm in ein Café gehen, damit er wieder auftauen konnte. Der Laden war voll bibbernder Familien, die furchtbares Essen zu sich nahmen. Iwan sagte zu meiner Mutter: »Das ist doch eine authentische Arbeiterklasse-Erfahrung, oder, Pauline?« Seine Augen glänzten vor Aufregung. Vulgarität turnt ihn an. Deshalb hat er sich in meine Mutter verliebt und sie geheiratet.
    Meine Mutter sog heftig an ihrer St.-Moritz-Mentholkippe mit dem goldgeränderten Filter und gab zurück: »Iwan, ich gehöre jetzt nicht mehr zur Arbeiterschicht. Ich lese den Guardian und kaufe den Kaffee als ganze Bohne, oder ist dir das noch gar nicht aufgefallen?«

Donnerstag, 3. August
    Heute kam die Sonne heraus. Iwan kaufte sich einen Sonnenhut mit dem Aufdruck »Küss mich schnell und popp mich langsam«. Ich sah meine Mutter zusammenzucken, als er ihn aufsetzte, doch sie enthielt sich eines Kommentars und täuschte Interesse an einem Stein in Penisform vor.

Freitag, 4. August
    Geburtstag der Königinmutter
     
    Barry und Yvonne haben das Speisezimmer mit kleinen Union-Jack-Flaggen dekoriert. Das kleine Tischchen, auf dem normalerweise die Gewürze stehen, wurde in einen Altar für Queen Mum verwandelt. Zu beiden Seiten eines grellen Fotos der betagten Königinmutter brannten Kerzen.
    Barry ist ihr einmal hinter der Bühne des Palladium Theatre in London begegnet. »Was hat sie zu Ihnen gesagt?«, fragte ich. »Sie hat mich gefragt, wie lange ich schon warte«, erwiderte er, die schlabberigen Lippen vor Rührung bebend. »Und was haben Sie darauf geantwortet?« – »Noch nicht lange, Ma’am«, sagte er und brach fast zusammen.
    Leider warf Glenn beim Abendessen eine der Kerzen um und steckte das Foto der Queen Mum in Brand. Ich goss eine Tasse Tee darüber, aber der Schaden war beträchtlich. Wir wurden gebeten, abzureisen. Möglicherweise ein Beweis dafür, dass es einen Gott gibt.

Freitag, 18. August
    Arthur Askey Way
     
    Ich wurde unbarmherzig hinters Licht geführt! Ich fühle mich so gedemütigt, dass mir ganz schlecht ist! Wie konnte er mir in den vergangenen fünf Wochen solch schreckliche Lügen auftischen? Ich habe ihn so bewundert. Er war der Typ Mann, der ich selbst gern gewesen wäre. Er war ein Mann, der den Widrigkeiten des Schicksals trotzte (dem Tod seiner jungen Frau bei einem Autounfall). Ein Mann, der andere Männer anführen konnte (ein Offizier der Territorialarmee). Außerdem war er ein Heiler (wie Jesus) und obendrein noch ein Reiki-Meister.
    Ich wäre ihm praktisch bedenkenlos in einen Dschungel gefolgt. So zuversichtlich war ich, dass »Nasty Nick« bei Big Brother die 70.000 £ gewinnen würde, dass ich 50 £ von meinem festverzinslichen Sparbuch abhob (und damit Zinsverlust in Kauf nahm) und eine Wette mit meinem Vater abschloss. Schadenfroh rief er mich heute um 16:45 Uhr von seinem Krankenhausbett aus an, wo er immer noch mit diversen Krankenhausinfektionen darniederliegt,

Weitere Kostenlose Bücher