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Die verschollenen Tagebücher des Adrian Mole

Titel: Die verschollenen Tagebücher des Adrian Mole Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Townsend
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eingefallen war, ob die Worte »Wer schläft,
fühlt kein Zahnweh« von Shakespeare oder aber von Sir Walter Raleigh stammen. Ich zitierte sie um 4:00 Uhr morgens gegenüber Glenn, der einen Abszess hat. Trotzdem schlief er nicht ein, sondern hielt mich mit seinem Schmerzgestöhne wach. Natürlich hatten wir mal wieder keine einzige Schmerztablette im Haus.

Sonntag, 10. September
    Beim ersten Morgengrauen ging ich in die Notapotheke und bat um Paracetamol. Die Apothekerin, ein Mädchen von ungefähr 10 Jahren, fragte mich, ob ich vorhabe, mich umzubringen. Ich versicherte ihr, dass ich nichts dergleichen plane, und sie händigte mir die Tabletten aus. Heute habe ich versucht, zu tanken, aber die Schlangen waren zu lang, und vor den Zapfsäulen fand eine Schlägerei statt. Warum nur?

Montag, 11. September
    Mohammed von der BP-Tankstelle weigerte sich heute Morgen, mir für mehr als 35 £ Bleifrei zu verkaufen. Wir sind zusammen zur Schule gegangen, und unsere Freundschaft vertiefte sich noch im Laufe meiner benzintankenden Jahre, dennoch verweigert er mir seine Hilfe. Wie soll ich William zur Schule bringen? Es gibt keinen günstig ge legenen öffentlichen Nahverkehr, und die Strecke beträgt fast eineinhalb Kilometer.

Mittwoch, 13. September
    Ich rief meine Parlamentsabgeordnete Pandora Braithwaite an, um mich über die Benzinknappheit zu beschweren. Sie erinnerte mich daran, dass wir als Kinder immer gute zwei Kilometer bis zur Neil-Armstrong-Gesamtschule liefen. Ich wiederum erinnerte sie daran, dass »wir jetzt das Jahr 2000 haben und Pädophile die Alleen und Sackgassen unsicher machen«. Höhnisch erwiderte sie: »Du hast offenbar den Mann aus dem Süßigkeitenladen vergessen, der immer so getan hat, als wäre ihm die Hose runtergerutscht, wenn wir unschuldig nach was zum Lutschen fragten.« Ich wollte wissen, warum sie so schlechte Laune habe. »Ganz im Gegenteil«, gab sie zurück, »ich habe ausgezeichnete Laune. Ich bin total erleichtert, dass ich nicht in Andrew Rawnsleys Buch Servants of the People erwähnt werde. Dabei war ich mir sicher, dass er die Geschichte von mir, Mo Mowlam und Gordon Brown in diesem Lastenaufzug in dem Hotel in Bournemouth verwenden würde.«

Donnerstag, 14. September
    Glenn hat als Hausaufgabe ein Referat über Armut in der Dritten Welt bekommen. Ich wollte mit ihm zur Recherche in die Bücherei in der Nachbarsozialsiedlung. Leider war sie wegen »Personalknappheit« geschlossen. Ich rief meine Mutter an, und sie brachte einige Statistiken vorbei, die sie im Internet gefunden hatte. Zu meinem Schrecken stellte ich fest, dass meine Söhne und ich in den vergangenen zwei Jahren in Drittweltarmut gelebt haben.

    Glenn ist erleichtert: Er hatte vorgehabt, sein Referat über Bangladesch zu halten, aber nun meinte er: »Dann muss ich ja einfach nur durch unsere Siedlung laufen und mit den Leuten sprechen, Dad.«

Freitag, 15. September
    Arthur Askey Way
     
    Von wegen Freunde fürs Leben! Mohammed hat sich strikt geweigert, mir heute Benzin zu verkaufen, obwohl ich den Montego auf seine Tankstelle geschoben hatte, um das bisschen Sprit zu sparen, das mir noch verblieben war. Ich erinnerte ihn daran, dass ich einmal auf dem Spielplatz der Neil-Armstrong-Gesamtschule für ihn eingetreten war, als Barry Kent wie ein Tobsüchtiger auf seine Klassenkameraden losgegangen war, nachdem er zu viele Walker’s-Chips gegessen hatte. »Ich wüsste nicht, dass du dich jemals für mich eingesetzt hättest, Moley«, erwiderte Mohammed, während er eine Hebamme an eine Zapfsäule dirigierte.
    Ich wies ihn darauf hin, dass ich Barry damals den Rat gegeben hatte, einen Antimobbingkurs im Jugendklub Off The Streets zu besuchen. »Deshalb hat er mir trotzdem die Finger umgebogen«, sagte Mohammed traurig.
    Meine Mutter fuhr auf die Tankstelle und reihte sich in die Schlange der Fahrer mit Sondergenehmigung ein. »Mit welcher Begründung willst du denn eine Sondergenehmigung haben?«, wollte ich wissen. »Bist du neuerdings bei den Notdiensten beschäftigt?«
    »Wenn du es genau wissen willst: gewissermaßen ja«, sagte sie. »Ich habe versprochen, Iwans Nervenklinik einige
Vasen vorbeizubringen, die ich nicht mehr haben will. Die haben da nichts für die Blumen der Besucher.« Ich fragte mich, wie sie Mohammed davon überzeugen wollte, dass ihr Benzinbedarf legitim war, musste dann aber zu meiner Empörung mit ansehen, wie sie sich ganz vorne in die Schlange reihen durfte und von Mohammed persönlich

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