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Die verschollenen Tagebücher des Adrian Mole

Titel: Die verschollenen Tagebücher des Adrian Mole Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Townsend
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Stattdessen machte ich mit Glenn und William einen Ausflug aufs Land.
    Am Rande von Little Snickerton hielt ich in einer Parkbucht und versuchte, die Jungs zum Aussteigen zu bewegen, doch keiner von beiden rührte sich vom Fleck. Sie bilden sich ein, dass das Land von despotischen Bauern beherrscht wird, die alle Stadtbewohner hassen. Schließlich wendete ich den Wagen und fuhr zurück.

Freitag, 25. Mai
    Ich besuchte heute meinen Vater in seinem Quarantänezimmer. Da ich keine Lust auf den ganzen Zirkus mit Duschen, sterilem Kittel, Atemmaske und Schuhüberzügen hatte, machte ich nur Handzeichen durch die Beobachtungsglasscheibe in der Tür. Ich wollte mich gerade mit erhobenen Daumen von ihm verabschieden, als sein Arzt Mr R. T. Train anrückte, einen Trupp Medizinstudenten im Schlepptau. Ich rückte zur Seite und hörte mir Trains gesamte Lehrstunde in Diagnosetechniken an. Er deutete durch die Scheibe auf meinen Vater, der aufrecht im Bett sitzend eine laminierte, keimfreie Ausgabe des Daily Express las.
    »Sehen Sie sich diesen Patienten gut an«, leierte Train. »Er erholt sich von mehreren Krankenhausinfektionen, leidet aber zusätzlich an einer interessanten psychischen Krankheit. Weiß jemand, worum es sich handelt?« Ein kleiner Chinese sagte: »Glaubt er vielleicht, der Daily Express sei eine Zeitung?«
    Als das Gelächter verebbt war, sagte Train nachsichtig: »Gute Antwort, Wang. Sonst noch jemand?« Die Studenten musterten einer nach dem anderen meinen Vater.
    Schließlich meinte eine schwarze Frau, die mich ein wenig an meine Exfrau Jo-Jo erinnerte: »In diesem Raum gibt es drei Fotos von William Hague. Hat er eine Zwangsneurose?« Train sagte: »Gut beobachtet.« Dann wandte er sich an den dicken Engländer in der Gruppe. »Lesen Sie die Akte des Patienten und stellen Sie Ihre Diagnose, Dr. Worthington.« Worthington zerknautschte das feiste Gesicht vor Konzentration und las die Krankenakte meines Vaters.

    Endlich blickte er auf und erklärte: »Der arme Teufel hat Wahnvorstellungen. Er glaubt, Hague wird der nächste Premierminister.«
    Eine abgearbeitet aussehende Putzfrau näherte sich mit einem Eimer Schmutzwasser und einem gammeligen Mopp. Sie trug einen billigen Nylonoverall, der mit dem Logo PrivaClean geschmückt war. Eilig versuchte sie, das Zimmer meines Vaters zu betreten, wurde aber von Train davon abgehalten, der sie anwies, zuerst das Wischwasser zu wechseln und sich sterile Kleider anzuziehen. Sie jammerte: »Ich hab keine Zeit, ich muss noch drei Stationen und einen OP putzen, bevor ich Feierabend mache.«

Samstag, 26. Mai
    Pandora hat ihren Wahlkreis Ashby-de-la-Zouch verlassen und ist für eine Privataudienz mit Expräsident Clinton nach Hayon-Wye gefahren. Sie hat laut eigener Aussage ein Lewinsky-Kleid eingepackt. Ihr fehlt ganz eindeutig jegliche Moral.

Samstag, 2. Juni
    Arthur Askey Way
     
    Glenn weckte mich früh am Morgen mit der bestürzenden Nachricht, dass Prince Charles mit einer Kalaschnikow Amok gelaufen sei und seine gesamte Familie »wegen Camilla« umgebracht habe. Ich schaltete Five Live an und erfuhr zu meiner Beruhigung, dass sich das Massaker in Kathmandu ereignet hatte und unsere eigenen Royals (vermutlich) in Sicherheit und einigermaßen wohlauf waren.

Sonntag, 3. Juni
    Pandora klopfte heute Morgen an meine Tür, als ich gerade den Abwasch machte. Sie legte mir eine Hand auf die Wange und schnurrte: »Kann ich wie üblich auf deine Stimme zählen, Süßer?« Kühl teilte ich ihr mit, dass ich von ihren gewohnheitsmäßig gebrochenen Versprechen desillusioniert sei und daher die Absicht habe, für den Kandidaten der Socialist Alliance, Abbo Palmer, zu stimmen. Sie ließ ihre Wahlhelfer auf der regengepeitschten Straße zurück und drängte sich in meine Küche. »Was für gebrochene Versprechen?«, knurrte sie.
    Ich zählte die Enttäuschungen an meinen Fingern ab, wobei ich allerdings noch meine gelben Spülhandschuhe trug, was den dramatischen Effekt möglicherweise etwas minderte. Als ich beim letzten Gummmifinger angelangt war, sagte ich: »Und schließlich, Pandora, hast du versprochen, mich zu heiraten, sobald wir 16 sind und uns die Zugfahrt nach Gretna Green leisten können.« Ich zog meine Brieftasche hervor und entnahm ihr den schriftlichen Beweis: ein Briefchen, das sie während einer Doppelstunde Erdkunde vor mehr als 20 Jahren gekritzelt hatte. Der Anblick ihrer kindlichen, verschnörkelten Handschrift trieb mir beinahe die Tränen in die

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