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Die verschollenen Tagebücher des Adrian Mole

Titel: Die verschollenen Tagebücher des Adrian Mole Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Townsend
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Kälbchens eingesetzt hat. Ich finde das etwas bedenklich: Ms Lumley ist zwar bezaubernd, aber sie ist alt genug, um seine Großmutter zu sein.

Samstag, 28. April
    Als ich heute Morgen Milch an der Tankstelle holen wollte, waren zu meiner Bestürzung zwei Sanitäter gerade dabei, Mohammed mit Sauerstoff zu versorgen. Er war von den Dämpfen ohnmächtig geworden, die ein Stapel des neu gestalteten Guardian -Wochenendmagazins verströmte. Ich blieb, bis er sich weit genug erholt hatte, um zu keuchen: »Diese Allergie könnte das Ende meiner Laufbahn als Tankstellen-Zeitungshändler sein, Moley.«
     
    Heute Nachmittag kam William in Tränen aufgelöst aus dem kleinen, verwahrlosten Park der Siedlung nach Hause gerannt. Ein großer weißer Junge hatte ihn »Promenadenmischung« genannt. Ich erinnerte ihn daran, dass in seinen
Adern das Blut eines nigerianischen Aristokraten, eines Kartoffelbauern aus Norfolk, eines schottischen Lokomotivführers und einer walisischen Hexe floss und dass er qua Geburt in diesem Land – und laut der Definition im Oxford English Dictionary – genauso englisch war wie Prince Philip. Doch der Junge ließ sich einfach nicht trösten, bis Glenn ihn aufforderte, mit ihm zusammen ein altes Video von Joanna Lumley in ihrer Rolle als Purdey in Mit Schirm, Charme und Melone anzuschauen.

Sonntag, 29. April
    Den Fragebogen für die Volkszählung auszufüllen dauerte länger als erwartet. Ich zermarterte mir den Kopf über die Fragen zur Berufstätigkeit. Am Ende kreuzte ich »ja« an und gestand, dass ich drei Stunden an meinem Roman Krog von Gork gearbeitet hatte.
    William gehörte irgendwie zu keiner ethnischen Gruppe. Ich rief die Hilfs-Hotline an und sprach mit einem Burschen namens Len Cook. Meine Aufzählung von Williams diversen Abstammungslinien schien ihm auf die Nerven zu gehen. Im Endeffekt entschied ich mich für Kästchen B – gemischt, weitere – und schrieb britisch/schwarzafrikanisch.
    Glenn machte sich lange Gedanken über die Religionsfrage, erklärte sich aber schließlich zum Buddhisten, nachdem ich ihm einen kurzen Abriss über die anderen großen Weltreligionen gegeben hatte. Ihm gefiel, dass Buddhisten sich die Köpfe scheren und aufpassen, dass sie nicht auf Ameisen treten.

Samstag, 5. Mai
    Sehr geehrter Premierminister,
    ich habe gerade Ihren Außenminister Robin Cook in den Nachrichten gesehen. Allerdings habe ich keine Ahnung, wovon der Mann sprach, da ich kein Wort verstehen konnte. Es wird höchste Zeit, dass man ihm einen offiziellen Dolmetscher an die Seite stellt. Alternativ könnten notfalls auch Untertitel eingeblendet werden. Ich bin ein eifriger Beobachter der Außenpolitik und lehne es ab, durch Mr Cooks unverständliches Gebrabbel ausgegrenzt zu werden. Übrigens gefällt mir Ihre neue Brille – Sie wirken damit gesetzter, woran es Ihnen in letzter Zeit aufgrund Ihrer eigenen nachlässigen Sprechweise gemangelt hatte. Mit freundlichen Grüßen,
    A. A. Mole
    Ein Zollbeamter namens Colin Dodge rief mich heute Nachmittag vom Flughafen Heathrow an. Er teilte mir (ziemlich barsch, wie ich fand) mit, dass die von Hamish Mancini als Lebensmittelhilfe geschickten Kartoffeln aus Idaho gemäß den Einfuhrbeschränkungen zur Bekämpfung des Kartoffelkäfers konfisziert wurden. Ich schrieb Hamish eine E-Mail und bat ihn, mir keine weiteren Carepakete zu schicken, da die Maul- und Klauenseuche inzwischen unter Kontrolle und wieder Nahrung in den Geschäften erhältlich sei.
    Hamish mailte zurück: »Ich hab den Wochenrückblick im Fernsehen gesehen, Mannomann! Da waren Massen von verrückten Roten und Anarchisten, die in London randaliert haben. Wann wird es für Mom und mich sicher genug
sein, rüberzukommen? Ich will Urlaub in dem niedlichen strohgedeckten Cottage machen, in dem du wohnst.«

Montag, 7. Mai
    Gesetzlicher Feiertag
     
    Mein Nachbar Vince Ludlow schmiss heute eine Willkommensparty für Ronnie Biggs. Er hat den berühmten Zugräuber zwar nie persönlich getroffen, empfindet aber offensichtlich eine Seelenverwandtschaft mit ihm. Den ganzen Tag und bis weit in die Nacht hinein wimmelte es in unserer Straße von Kriminellen. Das Gerücht, der alte Gangster Mad Frankie Fraser sitze auf der Ludlow’schen Couch und verspeise Krabbenpastensandwiches, machte die Runde. Der Lärm war unerträglich. Trotzdem entschied ich mich dazu, mich nicht zu beschweren, da ich kein Bedürfnis danach verspürte, mir die Füße an den Knöcheln absägen zu lassen.

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