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Die Verschwörung der fetten Frauen (German Edition)

Die Verschwörung der fetten Frauen (German Edition)

Titel: Die Verschwörung der fetten Frauen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catrin Alpach
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sind gerne schwanger. Es ist die einzige Gelegenheit, in Ehren dick zu werden, man bewundert sie dafür. Und erwartet, dass sie nach der Geburt wieder schlank werden. Damit hat alles angefangen.
    Ich war eigentlich niemals dick. Bis Alina kam. Danach kamen die Diäten. Der Tag, an dem ich mein Lieblingskleid in Größe 40 kaufen musste, war einer der schwärzesten meines Lebens. 40? Ich hatte gar nicht gewusst, dass es diese Größe überhaupt gab! Und was heißt Lieblingskleid? An mir fiel es plump über die Fettpölsterchen wie ein Sack voller Kartoffeln. Pascal fand es reizend. Er hatte nicht einmal richtig hingeschaut. Es war ein hellblaues Kleid und als ich ihn später im Bett fragte, welche Farbe es habe, musste er dreimal raten, um auf »irgendwas mit Blau – oder Grau?« zu kommen.
    Ich konnte ihm noch nicht einmal böse sein. Schließlich legte es sich für seine kleine Familie krumm, er, der aufstrebende Anwalt, das kleinste Licht in der Kanzlei. Meinen Job als Volontärin bei unserer Regionalzeitung hatte ich aufgegeben. Es fühlte sich irgendwie nicht wie Journalismus an, wenn man den betrunkenen Vorsitzenden eines Männergesangvereins interviewt oder über eine Umgehungsstraße schreiben muss, als sei sie das größte Weltwunder seit den Pyramiden. Außerdem: Ich hatte Alina, sie brauchte mich. Dass mich Pascal immer weniger brauchte und schließlich auch für den Sex auf seine Sekretärin zurückgriff, das merkte ich zu spät. Fünf lange Jahre.
    Aber ich grübele einfach zu viel. Die Torte steht unberührt auf dem kleinen Ablagetisch, in der Mittagspause werden die Kolleginnen und Kollegen mit gierigen Augen und großen Tellern anrücken. Zu gerne würde ich... nein, ich darf nicht.
    Maren, die Redaktionssekretärin, bringt die Leserinnenpost. Männer schreiben mir selten – und dann sind es meistens Droh- und Schmähbriefe. »Seit meine Frau Ihre Diäten macht, ist sie ungenießbar! Wagen Sie es bloß nicht und kommen nach Großmuschelbach!« »Sie aufgepimptes Grinseweibchen! Wissen Sie eigentlich, wie das ist, wenn die Frau sich nur von Haferschleim ernährt – und ich das Zeug ebenfalls runterschlingen muss?«
    Dennoch sind solche Briefe nicht so deprimierend wie die zumeist ellenlangen, die mir meine langjährigen Leserinnen zu schreiben pflegen. Leidensgeschichten von Veteraninnen im Kampf gegen die Pfunde, Frauen, die darauf vertraut haben, was ihnen Wissenschaftler weismachten. Essen Sie weniger Kohlehydrate! Essen Sie abends gar nichts mehr! Essen Sie Trennkost! Und dann ist alles falsch, weil die nächste magere Sau durchs Dorf getrieben werden muss: Die geile Kohlehydrat-Diät! Abends schlemmen, im Schlaf abnehmen! Bloß nicht trennen!
    Ja, ich bin eine Komplizin, aber was soll ich machen? Meinen Job hinwerfen? Schlank werden durch Hungern, weil ich mir nichts mehr kaufen kann? Okay, das ist jetzt etwas zu dramatisch.
    Ich beantworte alle Briefe, das ist Ehrensache. Wenn ich sonst schon nichts tun kann... Treiben Sie mehr Sport! Überhaupt: Bewegung! Essen Sie alles, aber alles in Maßen. Solche Binsenweisheiten eben, Textbausteine, von denen ich hoffe, dass sie die Leserinnen aufmuntern, obwohl ich selbst nicht daran glaube.
    Ella, die von ihrem Schreibtisch aus mein Büro sehen kann, merkt, dass es mir nicht besonders gut geht. Sie kommt leise pfeifend zu mir, sieht die Torte, nickt und bringt diese Versuchung des Teufels unauffällig hinaus. Danke, Ella, aber daran liegt es nicht. Ich habe einfach wieder meine existentiellen fünf Minuten, in denen mein Kopf alles zu einem unverdaulichen Brei verrührt. Meine gescheiterte Ehe, meine hehren Ideale, meine Speckröllchen und meinen, sorry, Scheißjob.
    Glücklicherweise kommt Ludwig mit den Rhabarberfotos und bringt mich auf andere Gedanken. Sie sind auch nicht viel besser, aber wenigstens anders. Eine knackig frische Stange Rhabarber, die aus einem Hügel Erdbeeren wächst, am rechten Bildrand ein süßes getigertes Kätzchen, das dieses Wunder mit offenem Mund bestaunt. Mein Gott, was für ein gnadenloser Kitsch!
    »Prima«, sage ich matt.
    »Na ja«, relativiert Ludwig. »Wir hatten auch Rhabarber im Garten, früher. Wir hatten auch eine süße kleine Katze. Weißt du, was die immer gemacht hat? Auf den Rhabarber geschissen.«
    Wir lachen gleichzeitig und zwinkern uns zu. Warum kann Ludwig nicht auf ältere Frauen stehen? Hm, tut er vielleicht. Aber nicht auf mich.
    Wenigstens ist mir spontan ein Titel für die neue Kolumne

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