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Die Verschwoerung der Fuersten

Die Verschwoerung der Fuersten

Titel: Die Verschwoerung der Fuersten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Eder
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schweigsamer Marschalk, verzog jedoch nur mürrisch den Mund und grunzte etwas Unverständliches.
    »Der Erzbischof trägt stets nur die feinsten Gewänder aus kostbaren Stoffen. Sogar sein Hemd unter der Albe soll aus purer Seide sein. Das sagt dir jeder«, gab Hildrun mit glänzenden Augen zum Besten und warf dabei Jacob, dem Pferdeknecht, einen bedeutsamen Blick zu.
    »Dummes Ding. Du hast nur Unsinn im Kopf«, brummte Filiberta unwirsch und drückte ihr einen Stoß Holzteller in die Hand. »Seide, wie?« Sie warf sich in die Brust. »Seine Eminenz trägt natürlich ein härenes Hemd unter seiner Albe. Das erinnert ihn an die Leiden Unseres Herrn.«

    »Woher weißt du das?«, fragte Prosperius mit ernster Miene.
    Filiberta quittierte das Gelächter der Männer mit einem empörten Schnauben und gab Hildrun einen Stoß. »Nun trödel nicht herum, und verteile die Teller.«
    Hüfteschwingend bewegte sich die junge Magd zum Tisch.
    »Das Gör beträgt sich wie eine läufige Hündin und ist dabei so faul wie ein Bettelmönch«, beschwerte sich Filiberta.
    »Ja, ich weiß. Aber war soll ich mit ihr machen?«, seufzte Matthäa.
    »Verkauft sie.«
    Matthäa lächelte. »Ich könnte sie genauso wenig verkaufen wie dich, das weißt du«, sagte sie. »Ihr seid doch die Einzigen, die ich aus meines Vaters Haus mit in dieses genommen habe.«
    »Dann helfen vielleicht Prügel«, schlug Filiberta vor.
    Matthäa zuckte mit den Schultern. Laut sagte sie: »Bewege dich, Hildrun. Da fehlt noch Bier auf dem Tisch und der Becher des Herrn.«
    Hildrun, der der scharfe Tonfall ihrer Herrin nicht entgangen war, beeilte sich, ihrer Aufforderung nachzukommen, und Filiberta nickte zufrieden.
    Schläfrig und wortkarg wie jeden Morgen, kam der Burggraf als Letzter in die Halle und setzte sich an das Kopfende des langen Holztisches, an dem nun Herrschaft, Hauseigene und Dienstleute Platz genommen hatten. Nachdem er ein kurzes Gebet in seinen Bart gemurmelt hatte, machte er sich schweigend über sein Essen her. Erst als Bandolf gesättigt die Schüssel beiseiteschob, die er heute mit seinem Marschalk geteilt hatte, zog ein gutgelauntes Lächeln über sein Gesicht, und er begann, seinen Leuten Anweisungen für den Tag zu erteilen.

    »Was soll ich mit zwei Fuhren Mist anfangen?«, stöhnte der Burggraf.
    Er war mit seinem Schreiber allein in der Halle zurückgeblieben. »Ich hatte in Dreieich ausdrücklich befohlen, dass man mir als Abgabe zu Michaeli eine Fuhre Mist, Gänse, Wein und Weizen bringt. Und jetzt schleppt man mir zwei Fuhren Mist ins Haus, aber keine einzige Gans. Mein Weib wird mir die Hölle heiß machen, wenn sie zu Michaeli ihre Gans nicht bekommt.«
    Prosperius stand vor ihm, hielt seine Hände auf dem Rücken verschränkt und betrachtete angelegentlich die Darstellung des heiligen Christophorus an der Wand hinter seinem Herrn. Der Maler hatte der Bekehrung der beiden Dirnen, Nicaea und Aquilina, durch den Heiligen mit üppigen Farben und noch üppigerer Phantasie Ausdruck verliehen.
    »Behaltet eine Fuhre und verkauft die andere«, schlug er mit nicht ganz sicherer Stimme vor.
    Bandolf warf seinem Schreiber einen forschenden Blick zu, um zu sehen, ob Prosperius sich etwa an seinem Missgeschick weidete. Er hatte den jungen Wandermönch halb verhungert zu Petri Kettenfeier mit der Hand am Beutel eines Kaufmanns erwischt. Natürlich hatte der junge Bursche nicht die Mittel gehabt, um seine Buße zu begleichen. Aber er konnte lesen und schreiben, und so hatte der Burggraf ihn kurzerhand für die Dauer eines Jahres als seinen Schreiber in die Pflicht genommen. Dank Matthäas Kost hatte Prosperius mittlerweile wieder etwas Fleisch auf die Rippen bekommen, und die Arbeit schien ihm zu gefallen.
    »Na schön«, gab Bandolf endlich nach und entließ ihn aus seiner scharfen Musterung. »Du kannst Werno sagen, dass der Mann die beiden Fuhren abladen kann und er ihm Proviant für die Rückreise mitgeben soll. Und was gibt es sonst noch?«
    Augenscheinlich erleichtert zog Prosperius seine Wachstafel
zurate. »Aginulf aus der Webergasse führt Klage gegen den Schankwirt von der Schwertfegergasse, weil der seine Brottunke mit Schafspisse gewürzt hätte. Der Kannengie ßer Jacobus beschwert sich wegen eines Zaunes vom Obstgarten des St.-Paulus-Stifts, der, wie er behauptet, auf seinem Eigen steht«, berichtete er. »Und dann gab‘s noch eine Rauferei auf dem Viehmarkt zwischen Wigmar aus Köln und dem Egbert, welcher Gehilfe des Juden

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