Die Verschwörung des Bösen
beschwörend. Jeder seiner Getreuen wusste, dass er in der Lage war, die Ungeheuer der Wüste zu besiegen und sich von ihrer schrecklichen Kraft zu ernähren.
»Hast du mir gebracht, was ich brauche, Schiefmaul?«
»Natürlich. Hier, nehmt.«
Damit reichte der grobe Kerl dem Propheten einen Sack. Shab der Krumme fuhr dazwischen.
»Einen Augenblick – das muss ich erst prüfen.«
»Wofür hältst du dich denn?«, empörte sich Schiefmaul.
»Die Sicherheitsmaßnahmen gelten für alle, ohne Ausnahme.«
»Streitet nicht, meine Freunde«, beruhigte sie der Prophet.
»Schiefmaul würde es nie wagen, mich zu betrügen. Habe ich Recht?«
»Selbstverständlich.«
Der Prophet öffnete den Sack und entnahm ihm eine Hand voll Salz aus den Oasen. Er trank weder Bier, noch Wein, noch Schnaps und nur sehr wenig Wasser, und er löschte seinen Durst am liebsten mit diesem Schaum von Seth, der sich bei großer Hitze im Sommer an der Erdoberfläche bildete.
»Ausgezeichnet, Schiefmaul.«
»Es ist bester Güte und kommt aus der westlichen Wüste.«
»Der Verkäufer hat dich nicht belogen.«
»Mich wagt keiner reinzulegen!«
»Und wie laufen deine Geschäfte, bist du zufrieden?«
»Es geht bestens! Die Bauern haben dermaßen Angst, dass sie sich all meinen Forderungen beugen.«
»Ist kein Dickkopf dabei, der sich sträubt?«
»Kein einziger, Herr!«
»Und von der Polizei ist auch nichts zu befürchten?«
»Rein gar nichts! Als Ihr mir den Vorschlag gemacht habt, so vorzugehen, hattet Ihr eine ausgezeichnete Eingebung. Ich glaube, ich kann unsere Sache ordentlich unterstützen.«
»Üben deine Männer noch?«
»Natürlich, Ihr könnt Euch auf mich verlassen! Meine Leute sind besser denn je. Wenn Ihr sie braucht, sind sie bereit.«
»Wartet hier auf mich.«
Der Prophet verließ den Raum und überließ Schiefmaul und Shab sich selbst. Er begab sich in ein Hinterzimmer, das mit Körben voller grober Matten voll gestopft war. Mit einem Lächeln dachte er an den Aufstand, den er in Sichern, einer Stadt in Kanaan angezettelt hatte. Die ägyptischen Truppen befanden sich in der irrigen Annahme, sie hätten den Propheten vernichtet, und vergaßen dabei ganz, dass die Glut unter der Asche weiterschwelt. Man hatte den Propheten festgenommen und eingekerkert, aber dank einer
ausgeklügelten List war er aus dem Gefängnis entkommen: Er hatte einen einfältigen Mithäftling überredet, sich als er auszugeben. Als die Ägypter diesen Mann hingerichtet hatten, dachten sie, sie hätten den Urheber der Unruhe beseitigt. Da er nun offiziell als tot galt, konnte der Prophet in aller Ruhe im Verborgenen wirken.
Jetzt schwenkte er die Rückwand des Zimmers zu sich herum, hinter der sich ein kleines Versteck befand, und nahm eine Truhe aus Akazienholz heraus, die ein Schreiner aus Kahun angefertigt hatte, ehe er kurzerhand beseitigt worden war, weil er zu geschwätzig wurde.
Dieses prächtige Stück hätte eigentlich einen Platz in der Schatzkammer eines bedeutenden Tempels verdient. Im Inneren der Truhe befanden sich verschiedene Schriftstücke, Talismane und ein Stein, den der Prophet behutsam herausnahm. Damit ging er zu den beiden Wartenden zurück und zeigte Schiefmaul und Shab den kostbaren Stein.
»Darf ich vorstellen – die Königin der Türkise.«
Ein Juwel dieser Größe und Güte suchte vergeblich seinesgleichen. Der Prophet legte den Stein ins Licht, damit er sich mit neuer Energie aufladen konnte.
»Dank ihrer Hilfe werden wir eine Flut von Verheerungen auslösen, gegen die der Pharao machtlos ist.«
»Den Stein kenne ich«, bemerkte Schiefmaul. »Iker, ein Spitzel der Wachmannschaft, hat ihn aus dem Bauch des Hathor-Gebirges geholt. Bei dem Überfall auf die Mine wurde Iker getötet und sein Leichnam verbrannt.«
»Seht euch dieses Leuchten an und genießt das Vorrecht, das meinen treuesten Helfern vorbehalten ist.«
»Wie lauten Eure Anweisungen, Herr?«
»Vermehre die Zahl der Bauernhöfe, die unter deinem Schutz stehen, steigere deine Einkünfte, verbessere
deine
Waffenausrüstung und höre nicht auf, deine Leute zu unbarmherzigen Kriegern zu machen. Die Zeit arbeitet für uns.«
Solche Befehle waren ganz nach dem Geschmack von Schiefmaul, der den Laden wie ein ganz gewöhnlicher Käufer mit ein Paar neuen Sandalen verließ.
Der Prophet nahm noch einmal eine Hand voll Salz.
»Den Gerüchten zufolge bereitet sich Sesostris auf einen Angriff auf Chnum-Hotep vor«, berichtete ihm Shab der Krumme. »Die
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