Die Verschwörung des Bösen
dich auf diesen Sockel, Iker.«
Der junge Mann zögerte nicht.
»Was spürst du jetzt?«
»Ein Feuer entspringt diesem Stein, ein Feuer erfüllt mich durch und durch. Mein Blick ist auf einmal viel schärfer!«
»In diesem Krieg, den wir gegen die Mächte der Finsternis führen, stehen das Überleben von Osiris und das seiner Kultur auf dem Spiel. Deshalb müssen wir uns mit Waffen aus dem Unsichtbaren ausrüsten. Heute hat deine Einweihung in die Geheimnisse erst richtig begonnen, mein Sohn. Was auch immer geschehen möge, verlasse nie Maats Weg.«
45
Die Versammlung des Königlichen Rats war soeben zu Ende gegangen. Sehotep verließ den Sitzungssaal und eilte zu Medes, der seine Arbeit augenblicklich unterbrach.
»Ich stehe zu Euren Diensten, Träger des Königlichen Siegels. Wie viele Erlasse hat Seine Majestät heute verkündet?«
»Nur einen einzigen, diesmal hast du nicht viel Arbeit. Aber das Schreiben muss noch heute verfasst werden, und die Boten müssen ihn gleich morgen früh in alle Provinzen tragen.«
Wieder einmal erfuhr Medes eine Entscheidung von Sesostris als einer der Ersten. Weil es aber so eilig war, konnte er daraus in diesem Fall keinen Vorteil ziehen.
»Der Erlass ist sehr kurz«, sagte Sehotep. »Der Pharao erteilt General Nesmontu sämtliche Vollmachten und beauftragt ihn, jeden möglichen Aufstand in Kanaan im Keim zu ersticken. So werden die Bewohner dort keine Zweifel an unserer Entschlossenheit haben.«
»Ist denn eine neue Erhebung zu befürchten?«
»Nach Nesmontus jüngstem Bericht ist der so genannte Prophet gar nicht tot.«
»Das verstehe ich nicht… «
»Dieser Geistesgestörte wurde sehr wohl hingerichtet, aber einige seiner Anhänger haben überlebt und wollen unter Berufung auf ihn Unruhe in der Bevölkerung stiften. Darum muss General Nesmontu beispiellose Härte zeigen.«
»Wer den General kennt, weiß, dass wir unbesorgt sein können.«
»Ja, Medes, zum Glück.«
»Ich würde gern weitere Boten einstellen und die Zahl der Boote erhöhen, um noch besser arbeiten zu können. Mir scheint es am wichtigsten, die Geschwindigkeit unserer Sendungen zu steigern.«
»Ich werde dein Anliegen dem Großen Schatzmeister vortragen.«
»Ich danke Euch.«
Die Neuigkeit ließ einige Zusammenhänge erahnen. Es schien so, dass General Nesmontu in Kanaan auf ernsthafte Schwierigkeiten stieß. Obwohl der Prophet die Besatzer glauben ließ, er sei tot, schwächte er sie doch weiterhin. Dieser königliche Erlass kam einem Eingeständnis der Schwäche gleich. Weil sie nicht in der Lage waren, die Untergrundkämpfer zu vernichten, verlegten sich der König und der General darauf, die Bevölkerung unter Druck zu setzen. Wenn die Gegend dort in Flammen aufging, was bliebe dann noch von Sesostris’ Ansehen?
Wie üblich erledigte Medes seinen Auftrag schnell und gründlich. Jeder seiner Angestellten wusste, wie unnachgiebig er war: Schon beim kleinsten Fehler wurde man entlassen. Deshalb galt der Sekretär des Königlichen Rats als beispielhaft, sogar beim Wesir.
Als Medes eben die endgültige Fassung des königlichen Erlasses niederschrieb, erschien unerwarteter Besuch bei ihm. Iker, der verfluchte Schreiber, der schon längst hätte verschwinden sollen!
Medes stand auf und verneigte sich. »Euer Besuch ehrt mich, Königlicher Sohn!«
»Ich bin im Auftrag und auf Befehl Seiner Majestät hier.«
»Wir alle arbeiten immer und unter allen Umständen in dem Bestreben, ihn zufrieden zu stellen. Darf ich Euch sagen, dass ich über Eure Ernennung sehr glücklich bin? Am Hof wird darüber natürlich gespöttelt, aber dieses Geschwätz wird sich bald legen. Wenn Ihr mich braucht, zögert nicht, mich um meine Hilfe zu bitten.«
»Eure Freundschaft zählt für mich sehr viel, Medes. Der Pharao hat mich beauftragt, den jüngsten Erlass zu Djehuti, dem Leiter der Pyramidenstadt von Dahschur, zu bringen und die dortigen Sicherheitsvorkehrungen zu überprüfen.«
»Über diesen letzten Zwischenfall wurde viel geredet. Ich hoffe, die königliche Pyramide hat keinen Schaden genommen.«
»Der Angriff der Aufständischen ist gescheitert. Das Bauwerk ist unbeschädigt und wird bald fertig gestellt sein.«
»Es heißt, Ihr habt Euch wie ein Held benommen!«
»Das stimmt nicht, Medes.«
»Seid nicht zu bescheiden, Iker. Es gibt genug Angeber, die laut tönen, wie mutig sie sind, um dann bei der ersten Gefahr davonzulaufen. Ihr aber habt Euch mit richtigen Verbrechern angelegt!«
»Den Sieg
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