Die Verschwörung des Bösen
abschließen.«
Der Krumme verzog das Gesicht. »Herr…«
»Was ist denn, Shab?«
»Ich will auf keinen Fall Eure Entscheidungen in Frage stellen, Herr, aber diese Bina…«
»Was wirfst du ihr vor?«
»Dass sie eine Frau ist.«
Der Prophet legte Shab den Arm um die Schulter. »Gott lehrt uns, dass Frauen niedere Geschöpfe sind, die in ihren Häusern zu bleiben haben und ihren Männern und Söhnen dienen sollen. Aber wir sind im Krieg, und ich verwende verschiedene Waffen, vor allem aber die überraschenden. Und genau so eine ist Bina. Die Ägypter sind so ahnungslos, dass sie niemals auf den Gedanken kommen würden, ein hübsches Mädchen könnte gefährlicher sein als eine ganze, gut ausgebildete Truppe. Jetzt muss ich nur noch ihre Umwandlung beenden.«
Der Prophet betrat den dunklen Raum, in dem Bina seit ihrer Ankunft in Memphis eingeschlossen war. In ihren Adern floss bereits neues Blut, doch das reichte noch nicht aus, sie im Dienste der Sache erbarmungslos töten zu lassen. Erst nach dieser Umwandlung wäre niemand mehr grausamer als dieses Raubtier.
»Wach auf, Bina, und sieh mich an.«
Die junge Frau hatte sich wie leblos zusammengekauert und kam jetzt allmählich zu sich. Sie warf den Kopf zurück und erhob sich langsam, dann blieb sie mit leerem Blick wie versteinert mitten in dem Zimmer stehen.
Der Prophet schob die Rückwand zur Seite und holte das Kästchen aus Akazienholz aus seinem Versteck, in dem die Königin der Türkise lag.
»Wenn ich diesen kostbaren Stein ins Sonnenlicht gehalten habe, werde ich deine letzte Beseelung vornehmen. Dann bist du mir mit Körper und Geist unterworfen, und dein Gehorsam ist vollkommen.«
Der Prophet öffnete einen Vorhang aus zwei Matten einen Spalt breit.
Ein Sonnenstrahl traf auf die Königin der Türkise, deren funkelndes Licht auf Binas Gesicht fiel.
»Königin der Finsternis, sei die schreckliche blutrünstige Löwin, die Steppe und Wüste durchquert!«
Und Binas Nägel wurden scharf wie Krallen, ihre Zähne stark wie Fänge.
Der Prophet war stolz auf sein Werk.
Er schloss den Vorhang wieder und legte den Stein in sein Kästchen zurück.
»Und vergiss niemals, Bina, deinem Herrn treu ergebene Dienerin: Du wirst nur auf meinen Befehl zur Löwin.«
Die hübsche junge Frau schien aus einem Albtraum aufzuwachen.
»Zieh dein Kleid aus«, verlangte er.
Obwohl sie sich vor ihm scheute, war sie auch wie gebannt von ihm. Unfähig, sich ihm zu widersetzen, entblößte sie sich und ließ zu, dass er sich an ihr verging.
Ungeachtet der Einwände Sobeks verließ der Pharao Memphis in Begleitung von Iker. Selbstverständlich bewachten Sobeks beste Männer den Herrscher und den Königlichen Sohn. Aber wusste man, ob sie Sesostris im Falle eines Anschlags retten konnten? Angesichts der drohenden Gefahr war es ein ungünstiger Zeitpunkt für solch ein Wagnis.
Ein Falke führte sie, und der Pharao folgte ihm schweigend bis zu einem schattigen Kanal an einem durch und durch friedvollen Ort. Dort betrachtete er prüfend das Laub der Weiden und ging an der Böschung entlang.
»Gottes Herde wurde doch wirklich gut versorgt«, sagte Sesostris. »Oder hat er etwa nicht Himmel und Erde für die Menschen geschaffen, und die Luft als Lebensatem, weil sie sein Abbild und aus ihm entstanden sind? Er strahlt in der Sonne, lässt die Pflanzen wachsen und gedeihen und schenkt ihnen die verschiedensten Nahrungsmittel. Der Schöpfer hat nichts Böses geschaffen, in seinem Werk gibt es nichts Schlechtes. Aber die Menschen haben sich aufgelehnt, und ebenso wenig wie man der Schlange ihr Gift nehmen kann, kann man das Böse daran hindern, böse zu sein. Als Gott gelacht hat, entstanden die Götter; als er weinte, wurden die Menschen geboren. Wegen seiner Ungerechtigkeit und Grausamkeit ist der Mensch das gefährlichste von allen Raubtieren. Dem Pharao kommt die Aufgabe zu, dies göttliche Werk auf Erden zu bewahren, indem er den Menschen aus der Hand des Menschen befreit. Wer behauptet, man könne zu Gunsten der Menschen handeln, ist immer ein Großmaul; der Pharao handelt im Sinne seines Vaters, des Herrn über alle Götter. Für den Faulen gibt es kein Seelenleben, keinen Bruder im Geiste für den, der nicht auf Maat hört, keinen Feiertag für den Neider. Sehne dich nie nach etwas, das einem anderen gehört, Iker, verlange nichts, was du nicht auch selbst leisten könntest, denn Neid ist der Anfang vom Ende, und der Neider ist bei lebendigem Leib tot. So ist es auch
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