Die Verschwörung des Bösen
Folge leicht errungener Siege zu bestehen schien. Er selbst trug noch zu diesem Ruf bei, indem er behauptete, Schwierigkeiten wären ihm grundsätzlich fremd, und er würde mit jeder von ihr fertig werden. Selbstverständlich fehlte er bei keiner festlichen Veranstaltung in der Hauptstadt und bei keinem feierlichen Mahl, das die Würdenträger veranstalteten. Dort wurde gern und viel geredet, und Sehotep hörte aufmerksam zu, wobei sich sein Wissen bloß vermehrte.
Man hatte ihn zur Eröffnung der neuen Tanzschule in Memphis eingeladen, und der königliche Siegelträger beehrte die Veranstaltung mit seiner Anwesenheit. Die Tanzmeisterin war ebenso bezaubernd wie ihre jungen Künstlerinnen, die alle sehr kurze Kleider trugen, damit sie sich ungehindert bewegen konnten.
Eine hübsche dunkle Frau schenkte Sehotep ein strahlendes Lächeln, das er erwiderte. Dann fügte sie sich in die Truppe, die atemberaubende Figuren tanzte. Die Tänzerinnen hielten sich sehr aufrecht und bogen ihren Körper, einen Fuß in Schulterhöhe, in erstaunlicher Geschwindigkeit hin und her. Danach zeigten sie eine Reihe von gewagten Sprüngen, bei denen sich der gebogene Körper der Reihe nach auf die Hände, die Fingerspitzen und die Fußspitzen stützte. Sehotep kam es so vor, als bildeten ihre Körper einen Kreis, und sein Blick blieb immer länger an der hübschen Frau hängen, die ihn angelächelt hatte.
Nach der Vorstellung kam die Tanzmeisterin mit ängstlicher Miene auf Sehotep zu.
»Wart Ihr zufrieden?«
»Das war eine beachtliche Leistung. Ich möchte die Künstlerinnen beglückwünschen.«
»Welch große Ehre!«
Sehotep trat auf die Tänzerin zu, die ihm so gut gefiel.
»Welch Anmut und Taktgefühl! Ich nehme an, du hast diesen Beruf schon als kleines Mädchen erlernt?«
»Ja, Herr.«
»Wie heißt du?«
»Olivia.«
»Und wie alt bist du?«
»Ich bin achtzehn.«
»Dann hast du bestimmt einen Verlobten.«
»Nein… Also, nicht wirklich. Die Tanzmeisterin ist sehr streng mit uns.«
»Vielleicht könnten wir zusammen essen gehen. Wie wär’s mit heute Abend?«
Der dickflüssige Gewürzwein aus eingekochtem Most von den Oasen war sehr stark. Er begleitete ein üppiges Mahl, das die beiden ganz allein genossen, nachdem Sehotep seinen Dienern frei gegeben hatte. Hingerissen von der herrlichen Villa ihres Gastgebers, aß Olivia mit großer Lust und plapperte ohne Ende von den Schwierigkeiten ihres Berufs. Als Sehotep zärtlich nach ihrer Hand griff, zog sie sie nicht zurück. Seine Augen strahlten begehrlich.
Langsam zog er sie aus und trug sie in sein Zimmer.
»Wir wollen beide keine Kinder, oder? Sei so nett und nimm diese Verhütungssalbe.«
Und Olivia kremte mit der wohlriechenden, öligen Salbe aus gemahlenen Akaziennadeln das Geschlecht ihres Geliebten ein.
Die Tänzerin hielt nicht viel von langen Vorspielen, und so verlor auch Sehotep seine Zeit nicht mit endlosen Zärtlichkeiten. Er versuchte, die Wünsche seiner Geliebten zu erahnen und zu befriedigen, wobei er nur an das Vergnügen der Schönen dachte. Daraus entstand ein Tanz, in dem sie darum wetteiferten, wer die größte Begabung hatte. Eng nebeneinander ausgestreckt, entspannten sie sich nach dem gemeinsam erlebten Liebesspiel.
»Was macht eigentlich ein Königlicher Siegelträger?«
»Wenn ich dir sagen würde, was ich alles tun muss – du würdest mir nicht glauben. Hättest du zum Beispiel gedacht, dass ich mich um die nächste Lieferung von Mastrindern für den Hathor-Tempel kümmern muss? Zur Einweihung der neuen Priesterinnen wird eine große Feier vorbereitet, die in einem Festmahl endet. Außerdem überwache ich die Wiederherstellung der Tempeltore und des Heiligtums.«
»Bist du denn Baumeister?«
»Ich bin Vorgesetzter aller Baumeister des Reichs und überwache alle Baustellen, vor allem bei besonderen Umständen.«
»Ist das denn der Fall?«
»Außerdem bin ich auch noch für die Sicherheit der TempelGeheimnisse zuständig«, sagte Sehotep lächelnd.
»Ist das denn wirklich so wichtig?«
»Wenn du wüsstest, wie groß der Schatz ist, der jetzt in das Allerheiligste des Neith-Tempels gebracht wird, würdest du nicht fragen.«
»Wenn es um Schätze geht, komme ich ins Träumen! Was ist das denn für ein Schatz?«
»Großes Geheimnis!«
»Da werde ich ja erst recht neugierig. Kannst du mir nicht ein bisschen darüber erzählen?«
»Dieser Schatz ist so kostbar, dass sogar die Gottheiten entzückt sein werden.«
Die Zärtlichkeiten,
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