Die Verschwörung des Bösen
mit denen Olivia ihren Geliebten bedachte, erweckten aufs neue seine Begierde, und so stürzten sich die beiden in einen neuen Liebestanz.
Als sie sich genug vergnügt hatten, sprang Olivia aus dem Bett.
»Was hältst du davon, wenn wir auf die Terrasse gehen? Der Blick muss herrlich sein.«
Sehotep war einverstanden. Arm in Arm und nackt betrachteten sie Memphis im Licht des Vollmonds.
»Wie schön es ist«, sagte sie leise. »Ich hätte nie gedacht, dass es so viele Tempel gibt! Der große da hinten ist der PtahTempel, oder?«
»Richtig.«
»Und der andere da, etwas weiter nördlich, wem gehört der?«
»Der Göttin Neith.«
»Für die der Schatz bestimmt ist?«
»Um ehrlich zu sein – sie wird ihn nur vorübergehend beherbergen.«
»Und wohin kommt er dann?«
»An einen Ort, zu dem Weltliche keinen Zugang haben.«
»Ist das weit weg?«
»In Abydos.«
»Abydos, das ist doch das heilige Reich von Osiris… Kennst du es?«
»Wer könnte schon behaupten, er kenne Abydos?«
Sie drückte sich wieder an Sehotep. »Morgen Abend tanzen wir bei einem Festmahl. Aber übermorgen habe ich frei.«
»Ich leider nicht.«
»Dann sehen wir uns nächste Woche?«
»Ich muss weg, um die Rinder für das bevorstehende Ritual zu prüfen. Wenn ich zurückkomme, ist der Schatz im Tempel der Neith. Ich begleite ihn bis nach Abydos. Danach können wir uns wieder treffen.«
Sie küsste ihn leidenschaftlich.
In nicht einmal einer Stunde fiel Gergu zum dritten Mal über Olivia her. Er war fett und gemein, aber er zahlte gut. Allerdings hätte sie lieber wieder mit dem feinfühligen, aufmerksamen Sehotep geschlafen. Die Tänzerin erinnerte sich mit dem größten Vergnügen an diese wunderbare Nacht, in der er sie wie eine Prinzessin behandelt hatte.
»Hast du endlich genug?«
»Du hast mich geschafft, meine Schöne! Von dir wird man wirklich nicht enttäuscht.«
»Wann kommt dein Herr?«
»Wahrscheinlich bald. Du musst ihm alles erzählen und darfst auch nicht die kleinste Kleinigkeit vergessen. Wenn er zufrieden ist, erhöhe ich deine Belohnung.«
Als Medes den Raum betrat, in den Gergu immer seine Eroberungen schleppte, fand ihn Olivia hässlich und aufgeblasen.
Aber welcher Mann hätte nach Sehotep auch noch Gnade bei ihr finden können?
»Nun, mein Kind, du hast also den Träger des Königlichen Siegels verführt?«
Am Klang seiner Stimme spürte Olivia, dass dieser Mann gefährlich war. Bei ihm durfte man sich bestimmt keine Blößen geben.
»Gergu hat mir dafür einen Stapel schöne Kleider versprochen.«
»War Sehotep ein guter Gastgeber?«
»Er hat meine Erwartungen noch übertroffen!«
»Hübsch wie du bist, konnte er dir sicher nicht lange widerstehen. Hast du ihm ein paar Geheimnisse entlocken können?«
»Nach der Liebe prahlen manche Männer gern mit ihrer Arbeit. Sehotep gehört zum Glück auch zu dieser Sorte.«
»Ich höre, Herzchen. Wie du weißt, wirst du nach dem Wert deiner Hinweise bezahlt.«
»Sehotep hat mir seine ganzen Ämter aufgezählt. Er ist zuständig für die großen Baustellen, die…«
»Ja, schon gut, das weiß ich alles. Hat er dir von einer besonderen Aufgabe in nächster Zeit erzählt?«
»Er fährt jetzt weg, um sich Mastrinder anzusehen und sie nach Memphis zu bringen.«
Diese Nachricht erstaunte Medes, weil in absehbarer Zeit kein großes Fest geplant war.
»Wofür sind diese Rinder?«
»Für eine rituelle Feier und ein Festmahl im Tempel der Neith.«
»Da hat er dir aber einen schönen Unsinn erzählt, meine Kleine. Der Tempel wird gerade umgebaut.«
»Ja, und Sehotep leitet die Umbauarbeiten. Ich weiß übrigens auch, warum dieses Fest gefeiert werden soll.«
»Na los, sag schon!«
Olivia ließ sich bitten.
»Vielleicht können wir erst mal etwas genauer über meine Belohnung reden.«
Medes lächelte kalt. »Du bist geschickt und klug, aber übertreib es nicht.«
»Wenn Ihr mir droht, erfahrt Ihr nichts mehr.«
»Wovon träumst du denn?«
»Von einem schönen Haus mitten in der Stadt.«
»Kommt nicht in Frage!«
»Das glaube ich nicht.«
»Meinetwegen, lass sehen, was du zu verkaufen hast. Wenn die Ware erstklassig ist, kannst du das Haus haben.«
»Also, ich bin Schritt für Schritt vorgegangen, um wirklich Sehoteps Vertrauen zu gewinnen. Eitel und stolz auf seine bedeutende Stellung, konnte er der Versuchung nicht widerstehen, mich zu beeindrucken. Hätte ich mich gar nicht neugierig gezeigt, wäre er misstrauisch geworden, und zu viele Fragen
Weitere Kostenlose Bücher