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Die Verschwoerung von Toledo

Die Verschwoerung von Toledo

Titel: Die Verschwoerung von Toledo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philipp Espen
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hätte den Weg der Lektionen bis ans Ende gehen sollen. Dann hätte ich Gewissheit.
    Die Tage und die Nächte vergingen. Henri konnte sie nicht unterscheiden. Er maß sie daran, wann ihm eine Blechschüssel mit einer dünnen Suppe in die Zelle geschoben wurde. Auf diese Weise kam er auf weitere zwölf Tage nach dem ersten Verhör. Vor seine Ankläger führte man ihn noch dreimal. Die Fragen, die man ihm stellte, blieben gleich, Henri schloss daraus, dass die Iberer ihm nicht wirklich den Ketzerprozess machen wollten. Und was bedeutete dies?
    Sie würden ihn nach Frankreich abschieben.
    Er würde in die Hände Ferrands fallen.
    Nach einer endlos langen Zeit in Dunkelheit und Schweigen war vor der Zelle ein Rumpeln zu hören. Wächter kamen herein, warfen ihm ein Sackleinen über den Kopf und banden es am Hals fest. Sie fesselten seine Hände auf den Rücken und stießen ihn vorwärts. Henri stolperte nach draußen.
    Plötzlich lag warmer Sonnenschein auf seiner Haut. Warme, frische Luft drang in seine Lungen. Sie hatten ihn ins Freie geführt! Henri atmete tief ein und spürte ein überwältigendes Glücksgefühl. So schmeckte das Leben!
    In seiner Nähe waren Stimmen zu hören, die unwillig und drohend klangen. Es entstanden ein Wortgefecht, danach Rufe. Jemand hieb ihm roh die Fäuste in den Rücken und knurrte: »Troll dich!« Henri stieß gegen die Aufbauten eines Karrens, er nahm den Geruch von Pferden wahr und hörte ihr Schnauben. Dann fiel er auf feuchtes Stroh, man zog ihn in den Karren. Eine Peitsche knallte, schwere Holzräder begannen über holpriges Pflaster zu rumpeln.
    Anfänglich drang noch Sonnenlicht durch die Risse im Karrendach, dann wurde es dunkel und kühl. Henri bekam nichts zu essen und nichts zu trinken. Und die Fahrt ging immer weiter.
     
     
    »Endlich bist du hier, Uthman! Ich freue mich so, dich zu sehen! Sei willkommen!«
    »Unser aller Gott sei mit dir, Joshua! Auch ich bin glücklich, wieder in deiner Nähe zu sein!«
    »Sean ist wohlauf?«
    »Er blieb wohlgemut in Cordoba und darf die Bücher studieren, deren Weisheit allerdings nur sehr langsam an die Stelle seines ungestümen Übermutes tritt. Aber er ist noch jung. Ich ließ ihn in der Obhut meines Magisters zurück. Er wird dort warten, bis ich zurück bin.«
    »Das ist gut. Aber nun höre. Es gibt viel zu tun, und wir müssen schnell handeln.«
    »Es geht um Henri, ich weiß. Sprich!«
    »Wir wissen inzwischen, wo sie ihn eingesperrt haben. Er ist im Kerker des Kardinalspalastes, und man wird ihn entweder der Ketzerei anklagen oder nach Frankreich abschieben. Dahinter steckt Ferrand de Tours. Man munkelt, ihn seit einigen Tagen in Toledo gesehen zu haben. Er ist ein abscheulicher Mensch, voller Hass auf andere, vor allem auf uns Juden und auch auf euch Sarazenen. Man munkelt weiter, er hat einen Haufen wüster Gesellen um sich geschart. Ich weiß nicht, warum er zurückkehrte und was er vorhat. Aber wenn er tut, was ich befürchte, dann müssen wir ihn aufhalten.«
    »Was meinst du?«
    »Er will Henri in seine Gewalt bringen und nach Frankreich überführen. Ob tot oder lebendig, das liegt in seiner Hand.«
    »Wird man Henri unterdessen foltern?«
    Joshua sagte betrübt: »Jederzeit. Sie haben ihn schließlich in ihrer Gewalt. Aber bis sie entscheiden, was sie mit ihm vorhaben, müssen sie aufpassen. Es könnte ja sein, dass sie doch beschließen, ihn frei zu lassen, dann macht es keinen guten Eindruck, wenn er als Unschuldiger gebrochene Glieder hat. Du weißt, Foltern gehört zu ihrem Gefühl für Gerechtigkeit.«
    »Könnte es auch sein, dass die so genannten Glaubenswächter von Toledo Henri hier anklagen?«
    »Es ist denkbar.«
    »Mit welchen Beschuldigungen?«
    »Ich weiß es nicht.«
    »Nein – das werden sie nicht tun. In Iberien liegt nichts gegen ihn vor. Sie werden ihn ausliefern, damit ihm in Frankreich der Prozess gemacht werden kann.«
    »Ja, das ist wahrscheinlicher.«
    »Also müssen wir uns darauf vorbereiten, ihn zu befreien.«
    »Wenn es nicht schon zu spät ist.«
    »Wie bringen wir darüber etwas in Erfahrung?«
    »Theophil muss uns helfen. Er hat Einfluss im Stadtrat. Er muss zunächst herauskriegen, ob Henri sich überhaupt noch im Kardinalspalast befindet und was man mit ihm vorhat.«
    »Beeilen wir uns.«
    Henri glaubte einmal Ferrands Stimme unterscheiden zu können. Aber er bekam ihn nicht zu Gesicht, auch nicht in den Pausen, in denen er seine Notdurft verrichten konnte. Stattdessen lüfteten andere

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