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Die verschwundene Frau

Die verschwundene Frau

Titel: Die verschwundene Frau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sara Paretsky
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verursacht hat. Es wird ein e Gerichtsverhandlung geben, weil ich vorhabe, die Person, die mir den Tritt versetzt hat, zu verklagen. Und ich werde den Mann vor Gericht identifizieren, so dass es egal ist, ob er den Stiefel jetzt verbrennt oder gründlich säubert. Wichtig ist nur, dass ich am Leben bin und diese Identifizierung vornehmen kann.«
    Die elf Leute, die von ihren Zeitungen und Fernsehsendern zur Schule von St. Remigio geschickt worden waren, sahen einander ungläubig an, als wollten sie sagen: Und deswegen hat sie uns hier raus bestellt? Ich lächelte sie an, freundlich, wie ich hoffte. Als sie die Schulbibliothek betreten hatten, in der Morrell Projektor und Leinwand für mich aufgebaut hatte, waren sie mit allen möglichen Fragen auf mich zugekommen, zum Beispiel, was ich über Baladines Verletzungen wisse, oder wo ich mich seit meiner Zeit in Coolis aufgehalten habe. Ich hatte Ihnen versprochen, dass sie mich fragen konnten, was sie wollten, sobald ich meine Präsentation hinter mir hätte.
    Murray Ryerson, der gleichzeitig angriffslustig und verlegen wirkte, war der einzige, der sich ein wenig abseits von den anderen Presseleuten hielt. Er erklärte mir, er habe genau gewusst, dass ich nicht tot sein könne, verzog sich dann in eine Ecke und studierte besonders auffällig seine eigene Zeitung, als ich zu sprechen anfing.
    Am hinteren Ende des Raumes saß Vater Lou mit zwei kräftig gebauten Männern, die der Priester schlicht als Gemeindemitglieder vorstellte, welche da seien, um Hilfe zu leisten, wenn sich die Notwendigkeit dazu ergeben sollte. Ebenfalls hinten saßen Mr. Contreras mit Mitch und Peppy, Lotty und Max und Sal. Mr. Contreras und Mitch schienen die Nacht in der Kirche ganz gut verkraftet zu haben, auch wenn Mitch einen großen Verband um Bauch und Schulter trug. Er hechelte alle freundlich an, die ihn streicheln wollten. Morrell stand ein wenig seitlich und bediente den Projektor.
    Eine Woche war seit Baladines Angriff auf die Kirche vergangen. Wir hatten beschlossen, bei unserem ursprünglichen Plan zu bleiben und die Präsentation zu veranstalten, weil es einfach zu viele offene Fragen gab. Baladine würde sich bald wieder erholen, und er hatte bereits angedeutet, dass er nur in die Schule eingedrungen sei und den Priester angegriffen habe, um seinen Sohn zurückzubekommen. Deshalb wollte ich, dass meine Version der Dinge so vielen Menschen wie möglich bekannt war.
    »Ich beginne mit diesem Bild hier, weil es auf merkwürdige Weise den schwierigen Fall zusammenfasst, in den Global Entertainment, Carnifice Security und die Landespolitik von Illinois im allgemeinen verwickelt sind. Ich bin am Leben und kann mit Ihnen reden, doch für eine andere junge Frau, die ganz ähnliche Verletzungen erlitten hatte wie ich, ist es nicht so gut ausgegangen. Nicola Aguinaldo ist in den frühen Morgenstunden des siebzehnten Juni an einem Darmriss gestorben. Ihre Leiche ist aus der Gerichtsmedizin verschwunden, bevor eine Obduktion durchgeführt werden konnte.«
    Wir hatten ein Dia von einer lächelnden Nicola von dem Videoausschnitt gefertigt, in dem sie mit Robbie sprach. Ich erklärte den Anwesenden, wer sie war, wie sie im Gefängnis gelandet war, und wie ich sie schließlich gefunden hatte.
    »Ich glaube nicht, dass wir je erfahren werden, was aus ihrer Leiche geworden ist, denn ihre trauernde Mutter hatte leider keine Gelegenheit, sie zu begraben. Aber ich vermute, dass jemand in der Leichenhalle, der Jean-Claude Poilevy noch einen Gefallen schuldete, sie auf Poilevys Anweisung hin beseitigt hat, damit niemand nachweisen konnte, was für eine Art Stiefel für Nicola Aguinaldos Unterleibsverletzungen verantwortlich war.«
    Ich nickte Morrell zu, der das Dia mit Hartigan und dem Elektroschocker an die Wand warf. Die Zuschauer schnappten vor Entsetzen nach Luft.
    »Er war knapp einsneunzig groß und vielleicht hundert oder hundertzehn Kilo schwer. Sie hingegen war gerade mal einsfünfzig groß und brachte ungefähr fünfundvierzig Kilo auf die Waage. Große Chancen hatte sie nicht gegen ihn. Ich habe dieses Foto ein paar Sekunden, nachdem ich von einem Elektroschocker getroffen worden war, mit einer versteckten Kamera gemacht, unmittelbar bevor ich durch einen schweren Tritt das Bewusstsein verlor.« Ich hielt die rechte Hand hoch, die wieder geschient war, weil ich mir die Finger im Kampf mit Baladine erneut verletzt hatte. »Ich habe mir zwei Finger und fünf kleine Knochen im Handrücken bei dem

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