Die Versuchung der Zeit: Hourglass 2 - Roman (German Edition)
den taunassen Rasen und sog den Duft des jungen Morgens ein. Aber es war kein unbeschwerter neuer Anfang. »Emerson und Michael …«
»Es gibt Hoffnung.« Ich hörte es in ihrer Stimme, spürte es in ihrer Seele.
»Was verschweigst du mir, Lily?«
»Ich weiß, wo Infinityglass ist.«
»Was sagst du da?«
»Ich habe Teague angelogen. Sobald ich herausgefunden hatte, dass Infinityglass eine Person ist, habe ich auf einer Landkarte nach ihr gesucht. Infinityglass befindet sich in Louisiana, in der Nähe von New Orleans. Wir können sie retten, Kaleb.« Ihr Lächeln war wie ein Versprechen. »Wir müssen nur Infinityglass finden, dann können wir alles wieder in Ordnung bringen.«
Ich berührte den Bluterguss auf ihrer Wange und strich sanft über ihre aufgeplatzte Lippe.
»Ich hoffe, du lässt dich nicht von einer geschwollenen Lippe aufhalten«, sagte sie.
Ich hauchte ihr einen Kuss auf den Mund, doch statt ihre Gefühle auszuloten, achtete ich auf das, was ich selbst fühlte.
Ich fühlte nichts anderes als Liebe.
Bis sich andere Emotionen zwischen uns drängten.
Mehr Erleichterung. Mehr Dankbarkeit. Und noch viel mehr Liebe.
Michael. Emerson.
Gesund und munter standen sie plötzlich in der Auffahrt. Ich starrte sie staunend an, dann eilte ich die Verandastufen hinunter und schloss Michael in die Arme, um sicherzugehen, dass er real war, bevor ich nach Emersons Hand griff.
Sie verschwanden nicht.
»Wie kommt ihr hierher?«, fragte ich, nachdem wir uns überglücklich in die Arme geschlossen hatten. »Wir dachten, ihr wärt fort, für immer.«
»Das haben wir auch gedacht«, erwiderte Em. »Sobald wir drinnen waren, wurde mir klar, dass es nicht dasselbe Phone Company war, das wir kannten. Niemand war dort, es gab auch weder Tische noch Stühle noch sonst was. Ich drehte mich um und wollte zurück nach draußen, aber der Rauch war so dicht …«
Sie hatte schreckliche Angst gehabt. Sie hatte in der Falle gesessen, dazu noch ihre Angst vor Feuer – ich spürte ihre Atemnot und das Zittern ihrer Arme und Beine.
»Aber ich konnte sie sehen«, sagte Michael und griff nach Ems Hand. »Ich wusste, dass wir noch eine Chance hatten.«
»Wir konnten nicht auf Zeitreise gehen«, fuhr Em mit kräftigerer Stimme fort, »weil wir keine exotische Materie hatten. Aber wir hatten unsere Duroniumringe. Damit konnten wir in den Schleier vordringen.«
»Der Zeitriss veränderte sich, während wir zuschauten«, sagte Michael. »Das Phone Company kehrte wieder in seinen Normalzustand zurück.«
»Aber wir kamen nicht aus dem Schleier heraus. Wir saßen in der Falle.«
»Wenn ihr in der Falle gesessen habt, wie zum Teufel seid ihr dann jetzt hergekommen?«, wollte ich wissen. In dem Moment spürte ich seine Anwesenheit. Poe stand keinen Meter von uns entfernt, außerhalb eines Schleiers.
»Edgar«, sagte Em mit pinkfarbenen Wangen. »Jack und Cat haben ihn als Werkzeug benutzt. So wie Ava und mich.«
»Ich kann immer noch nicht folgen«, gestand ich verdutzt.
Ems Stimme klang hart und erbittert. Poe hatte versucht, sie zu töten, und jetzt war sie es, die am längeren Hebel saß. »Er kann weder in die Vergangenheit noch in die Zukunft reisen, aber er kann sich durch den Raum bewegen. Durch eine Art Teleportation.«
»Erklär’s uns.« Ich starrte Poe an, auf der Suche nach irgendeinem anderen Gefühl außer Traurigkeit. Etwas anderes war nicht bei ihm zu spüren.
»Ich benutze Duronium, um in Schleier zu gelangen.« Seine Stimme war dünn, und es sah so aus, als könne er kaum stehen. »Unter Zuhilfenahme exotischer Materie gelange ich von einem Ort zum anderen. Jack hat mich benutzt, um dasselbe zu tun.«
»Du hast Cats exotische Materie verwendet«, stellte ich fest. »Hat Cat Em und Michael geholfen, aus dem Zeitriss herauszukommen?«
»Nein.«
»Wie hast du sie dann rausgekriegt?«, fragte ich
»Ich habe meine eigene Quelle, aus der ich exotische Materie bekomme.«
Ich brauchte einen Augenblick, bis mir die Bedeutung dieser Aussage klar wurde.
»Ich denke, das fröhliche Wiedersehen wurde lange genug gefeiert. Ich bin nicht zum Spaß hergekommen.« In dem Moment bemerkte ich einen roten Fleck auf Poes Hemd, der schnell größer wurde. Er schwankte bedenklich und blinzelte ein paar Mal. »Ich bin gekommen, um euch zu warnen. Landers. Chronos. Zusammen … ein Fehler … riesengroßer Fehler.«
Und mit diesen Worten brach er zusammen.
DANKSAGUNG
Mein Dank geht an:
meine großartige Agentin Holly
Weitere Kostenlose Bücher