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Die Versuchung

Die Versuchung

Titel: Die Versuchung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Baldacci
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Teleobjektiv benützt hatte und das Licht am frühen Morgen nicht das beste gewesen war. Die Gesichter starrten ihm entgegen. Sally Beecham – LuAnns Haushälterin, die mehrere Zimmer auf der Nordseite der Villa im Erdgeschoß bewohnte –, sah müde und bedrückt aus. Sie war Mitte Vierzig, groß und schlank. Jackson betrachtete die nächsten beiden Aufnahmen. Sie zeigten die Putzfrauen, zwei junge Frauen aus Mittelamerika. Sie kamen um neun Uhr morgens und gingen um sechs am Nachmittag. Schließlich schaute er sich die Fotos der Gärtner und Arbeiter an.
    Jackson studierte jedes Gesicht genau. Beim Fotografieren hatte er diese Leute eingehend beobachtet. Wie sie sich bewegten, ihre Gesten, ihre Körpersprache. Mit dem Richtmikrofon hatte Jackson ihre Stimmen perfekt aufgezeichnet und sie sich immer wieder angehört. Wie vor kurzem Riggs’ Stimme. Ja, allmählich fügte sich alles zusammen. Wie Figuren bei einem strategischen Schlachtplan brachte Jackson seine Soldaten nun in die günstigsten Stellungen. Es war durchaus möglich, daß keine der Informationen, die er so mühsam über Catherine Savages tägliches Leben zusammengetragen hatte, ihm jemals von Nutzen sein würde. Aber falls doch, war er bestens vorbereitet. Er legte die Fotos zurück und schloß die Aktenmappe.
    Dann holte er aus einer Geheimtasche seines Koffers ein Wurfmesser mit kurzem Griff hervor. Es war eine handgearbeitete Waffe aus China – mit so scharfer Klinge, daß man sie nicht mit bloßen Händen berühren konnte, ohne sich zu schneiden. Der perfekt ausgewogene Teakholzgriff sorgte für Treffsicherheit.
    Erneut nahm Jackson seine Wanderung durchs Zimmer auf, während seine Gedanken sich wieder auf LuAnn richteten. Sie war außergewöhnlich gewandt, flink, beweglich – Eigenschaften, die gleichermaßen auf ihn zutrafen. Ja, LuAnn hatte zweifellos etwas aus sich gemacht. Was mochte sie sonst noch gelernt haben? Welche Fähigkeiten hatte sie sich außerdem erworben? Und hatte sie ebenfalls diese Vorahnung gehabt? Das unerklärliche Wissen, daß ihre Wege sich eines Tages wieder kreuzen würden – wie zwei Züge, die aufeinander zu rasten und irgendwann mit ungeheurer Wucht zusammenstießen? Und hatte sie alles getan, sich auf diese Möglichkeit vorzubereiten?
    Sechs, sieben Meter. Mit dem Brieföffner hätte sie ihn auf diese Entfernung töten können. Sie war so schnell, daß Jackson nicht mehr hätte reagieren können, bevor die Klinge ihm ins Herz gefahren wäre.
    Bei diesem letzten Gedanken wirbelte Jackson herum und schleuderte das Messer. Es sirrte durchs Zimmer, spaltete den Kopf der hölzernen Ente genau in der Mitte und bohrte sich tief in die Wand. Jackson betrachtete die Entfernung zwischen sich und dem Ziel. Mindestens zehn Meter, schätzte er. Er lächelte. Es wäre für LuAnn sehr viel klüger gewesen, ihn zu töten. Zweifellos hatte ihr Gewissen sie daran gehindert. Das war ihre größte Schwäche und Jacksons größter Vorteil, denn er kannte keine Skrupel.
    Wenn es zum Letzten kam, würde dies den Ausschlag geben. Das wußte er.

KAPITEL 39

    LuAnn betrachtete Riggs, der neben ihr schlummerte. Leise stieß sie den Atem aus und drehte den Kopf im Nacken. Sie war sich wie eine Jungfrau vorgekommen, als sie sich geliebt hatten. Wild, hemmunglos – ein unglaubliches Freisetzen sexueller Energie. Ein Wunder, daß das Bett nicht zusammengebrochen ist, ging es LuAnn durch den Kopf, und ein Grinsen legte sich auf ihr Gesicht. Heute würden ihnen wahrscheinlich sämtliche Knochen im Leib weh tun.
    Sie streichelte Riggs’ Schulter, kuschelte sich eng an ihn und legte ein nacktes Bein über die seinen. Bei dieser Bewegung regte er sich endlich und schlug die Augen auf.
    Er lächelte sie jungenhaft an.
    »Was ist?« fragte LuAnn. In ihren Augen funkelte es schelmisch.
    »Ich frage mich gerade, wie oft ich ›oh, Baby‹ gestöhnt habe.«
    Sie streichelte seine Brust, so daß ihre Nägel ihn leicht kratzten und er spielerisch nach ihrer Hand griff.
    »Öfter als ich ›ja, ja‹ geschrien habe, glaub’ ich«, sagte sie. »Aber das habe ich nur getan, weil ich den Atem nicht anhalten konnte.«
    Er setzte sich auf und fuhr ihr durchs Haar. »Du schaffst es, daß ich mich jung und gleichzeitig alt fühle.«
    Wieder küßten sie sich. Riggs legte sich zurück, während LuAnn sich an seine Brust schmiegte. Sie entdeckte eine Narbe auf der Bauchdecke, dicht neben dem Hüftknochen.
    »Laß mich raten. Eine alte

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