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Die Versuchung

Die Versuchung

Titel: Die Versuchung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Baldacci
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LuAnn beachtete ihn nicht.
    »Am besten an einem öffentlichen Ort«, sagte Donovan. »Michie’s Tavern. Ich bin sicher, Sie wissen, wo das ist. Um ein Uhr. Und bringen Sie niemanden mit. Ich bin viel zu alt, um vor Revolvern zu flüchten und Autorennen zu veranstalten. Sobald ich auch nur eine Spur von Ihrem Freund oder sonst jemandem entdecke, ist unser Abkommen geplatzt, und ich rufe den Sheriff in Rikersville an. Haben Sie verstanden?«
    LuAnn stieß Riggs zur Seite und knallte den Hörer auf die Gabel.
    »Würdest du mich aufklären, was das alles soll?« fragte Riggs. »Wen hast du angeblich umgebracht? Jemand in Georgia?«
    LuAnn drehte sich um, wollte sich an ihm vorbeidrängen. Ihr Gesicht war tiefrot, weil dieses Geheimnis so urplötzlich gelüftet worden war.
    Riggs packte sie am Arm und zerrte sie grob zurück. »Verdammt! Du sagst mir jetzt sofort, was los ist.«
    Blitzschnell und ansatzlos versetzte sie ihm einen Kinnhaken, daß sein Hinterkopf gegen die Wand schlug.
    Als Riggs wieder zu sich kam, lag er auf dem Bett. LuAnn saß neben ihm und legte ihm einen kalten Umschlag aufs Kinn und die anschwellende Beule am Kopf.
    »Verdammt!« fluchte er, als die Kälte in seinen Körper drang.
    »Tut mir leid, Matthew. Das wollte ich nicht. Aber …«
    Er rieb sich fassungslos den Kopf. »Ich kann es nicht glauben, daß du mich k. o. geschlagen hast. Ich bin kein Chauvinist, aber ich kann’s nicht fassen, daß eine Frau mich mit einem einzigen Schlag auf die Matte schickt.«
    LuAnn rang sich ein gequältes Lächeln ab. »Ich hatte in meiner Jugend eine Menge Übung, und ich bin ziemlich kräftig.« Dann fügte sie freundlich hinzu: »Aber ich glaube, es hat mehr daran gelegen, daß du mit dem Kopf gegen die Wand geknallt bist.«
    Riggs rieb das Kinn und setzte sich auf. »Wenn wir das nächste Mal Streit haben und du mir wieder eins verpassen willst, dann sag mir vorher Bescheid, und ich ergebe mich sofort. Abgemacht?«
    Sie streichelte ihm behutsam das Gesicht und küßte ihn auf die Stirn. »Ich werde dich nie wieder schlagen.«
    Riggs schaute zum Telefon. »Triffst du dich tatsächlich mit ihm?«
    »Ich habe keine Wahl – jedenfalls sehe ich keine.«
    »Ich komme mit.«
    LuAnn schüttelte den Kopf. »Du hast gehört, was er gesagt hat.«
    Riggs seufzte. »Ich glaube nicht, daß du jemand ermordet hast.«
    LuAnn holte tief Luft und beschloß, es ihm zu sagen. »Ich habe niemanden ermordet. Es war Notwehr. Der Mann, mit dem ich vor zehn Jahren zusammenlebte, hatte mit Drogen zu tun. Wahrscheinlich hatte er vom Gewinn etwas abgezweigt, und ich bin mitten in den Streit hineingeraten.«
    »Du hast deinen Lebensgefährten umgebracht?«
    »Nein, den Mann, der ihn umgebracht hat.«
    »Und die Polizei …«
    »Ich bin nicht mehr lange genug geblieben, um herauszufinden, was die Cops vorhatten.«
    Riggs blickte sich im Zimmer um. »Rauschgift. Hast du das alles hier mit Geld aus dem Drogenhandel bezahlt?«
    Beinahe hätte LuAnn gelacht. »Nein, mein Freund war ein kleiner Fisch. Ich habe nie etwas mit Drogen zu tun gehabt, und nichts, was du hier siehst, wurde mit Drogengeld bezahlt.«
    Riggs hätte liebend gern gefragt, womit sie es dann bezahlt hatte, doch er hielt sich zurück. Er spürte, daß sie im Augenblick genug von ihrer Vergangenheit preisgegeben hatte. In stummem Unbehagen beobachtet er, wie LuAnn langsam aufstand, um das Zimmer zu verlassen. Sie schleifte die Bettdecke hinter sich her. Die deutlich hervortretenden Muskeln auf ihrem bloßen Rücken spannten sich bei jedem Schritt.
    »LuAnn? Ist das dein richtiger Name?«
    Sie drehte sich zu ihm um und nickte. »LuAnn Tyler. Und du hattest recht … von wegen Georgia. Vor zehn Jahren war ich eine andere. Eine ganz andere.«
    »Das glaube ich. Aber ich wette, diesen rechten Haken hattest du schon immer drauf.« Er rang sich ein Lächeln ab, doch weder er noch LuAnn ließ sich davon täuschen.
    Sie sah, wie Riggs in seinen Hosentaschen wühlte; dann warf er ihr etwas zu. LuAnn fing die Autoschlüssel mit einer Hand auf.
    »Danke, daß du mir den BMW geliehen hast. Vielleicht brauchst du die Pferdestärken, wenn der Bursche dich noch einmal verfolgt.«
    Sie runzelte die Stirn und blickte zu Boden. Dann verließ sie das Zimmer.

KAPITEL 40

    In einem langen schwarzen Ledermantel mit dazu passendem Hut, die Augen hinter der Sonnenbrille versteckt, stand LuAnn vor dem »Ordinary«, einem alten Holzbau, in dem sich Michie’s Tavern befand. Der Bau war

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