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Die Versuchung

Die Versuchung

Titel: Die Versuchung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Baldacci
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ließ den Blick durch die Küche schweifen, ehe sie Riggs anschaute. Dann sagte sie beiläufig: »Ich habe einiges zu erledigen. Vielleicht muß ich schon bald nach Europa. Dann treffe ich mich dort mit Charlie und meiner Tochter, und wir reisen gemeinsam weiter. Italien ist um diese Jahreszeit wunderschön. Waren Sie schon mal dort?«
    »Ich bin mal in Rom gewesen. Rome, im Staat New York.«
    »In Ihrem früheren Leben?« LuAnn betrachtete ihn über den Rand der Kaffeetasse.
    »Fangen Sie schon wieder mit meinem früheren Leben an? So aufregend war es nicht.«
    »Und warum erzählen Sie mir dann nichts darüber?«
    »Und wie steht’s mit quid pro quo?«
    »Ah, diesen Ausdruck haben Sie von Ihrer Exfrau gelernt, der Rechtsanwältin, vermute ich.«
    »Vermutungen sind gefährlich. Tatsachen gefallen mir viel besser.«
    »Mir auch. Also los, überschütten Sie mich mit Fakten.«
    »Warum interessiert es Sie eigentlich so sehr, was ich gemacht habe, ehe ich nach Charlottesville gekommen bin?«
    Weil ich mich nach Kräften bemühe, dein Leben zu bewahren. Weil mir jedesmal schlecht wird, wenn ich nur daran denke, wie nahe du dem Tod warst – und das wegen mir. Trotz dieser schmerzlichen Wahrheit mühte sich LuAnn, ihre Stimme normal klingen zu lassen. »Ich bin nun mal von Natur aus neugierig.«
    »Ich auch. Und ich habe so ein komisches Gefühl, daß Ihre Geheimnisse sehr viel interessanter sind als meine.«
    LuAnn versuchte, eine verdutzte Miene aufzusetzen. »Ich habe keine Geheimnisse.«
    Er stellte die Tasse ab. »Ich kann es nicht fassen, daß Sie das sagen können, ohne mit der Wimper zu zucken.«
    »Ich habe viel Geld. Manche Menschen möchten es mir wegnehmen, und dabei sind ihnen alle Mittel recht. Aber das ist bestimmt keine schockierende Neuigkeit für Sie.«
    »Sie sind also zu dem Schluß gekommen, der Kerl im Honda könnte ein Kidnapper gewesen sein.«
    »Möglich.«
    »Ein seltsamer Kidnapper.«
    »Was meinen Sie damit?«
    »Ich habe lange und eingehend darüber nachgedacht. Der Bursche hat wie ein Universitätsprofessor ausgesehen. Er hat hier in der Gegend ein Cottage gemietet und es ausstaffiert. Als er versucht hat, Sie zu ›kidnappen‹, hat er nicht einmal eine Maske getragen. Und als ich aufgetaucht bin, ist er nicht davongerast, sondern hat versucht, mich über den Haufen zu fahren, obwohl er keine Chance hatte, Sie einzuholen. Und vom Organisatorischen her ist es schwierig, jemanden ohne Komplizen zu entführen. Deshalb arbeiten die meisten Entführer nach meiner Erfahrung nicht allein.«
    »Nach Ihrer Erfahrung?«
    »Sehen Sie? Ich überschütte Sie mit Geheimnissen.«
    »Vielleicht wollte der Mann mir erst Angst einjagen, ehe er etwas gegen mich unternimmt.«
    »Glaube ich nicht. Warum sollte er Sie warnen? Entführer arbeiten mit dem Überraschungsmoment.«
    »Und wenn er kein Kidnapper war, was dann?«
    »Ich hatte gehofft, Sie würden es mir sagen. Charlie ist im Cottage dieses Burschen gewesen. Sie auch. Was haben Sie dort entdeckt?«
    »Nichts.«
    »Das ist Quatsch, und das wissen Sie.«
    LuAnn sprang auf. »Ich schätze es nicht, wenn man mich eine Lügnerin nennt«, fuhr sie ihn zornig an.
    »Dann hören Sie doch auf zu lügen.«
    Abrupt wandte sie sich ab. Ihre Lippen bebten.
    »Catherine, ich will Ihnen helfen. Na schön, in meiner Vergangenheit hatte ich ziemlich viel mit Kriminellen zu tun. Ich besitze gewisse Kenntnisse und Fähigkeiten, die sich vielleicht als nützlich erweisen. Aber erst einmal müssen Sie mir die Wahrheit sagen.«
    Er erhob sich, legte ihr die Hand auf die Schulter und drehte sie herum, so daß sie ihn anschauen mußte. »Ich weiß, daß Sie Angst haben. Ich weiß aber auch, daß Sie stärkere Nerven und mehr Mut haben als irgend jemand, der mir bis jetzt begegnet ist. Ich nehme an, Sie sind in eine ganz üble Sache verwickelt. Und ich will Ihnen helfen. Ich werde Ihnen helfen, wenn Sie mich lassen.« Sanft umfaßte er ihr Kinn. »Ich treibe kein falsches Spiel mit Ihnen. Ehrlich nicht, Catherine.«
    Sie zuckte leicht zusammen, als er wieder ihren Namen aussprach. Ihren falschen Namen. Sie streichelte seine Finger. »Ich weiß, Matthew. Ich weiß.« LuAnn schaute zu ihm auf, und ihre Blicke trafen sich. Sie sahen einander tief in die Augen. LuAnns Lippen öffneten sich leicht. Die sanften Berührungen ihrer Finger elektrisierten mit einem Mal ihre Körper – ein so sinnliches, unmittelbares Gefühl, daß es sie beide lähmte. Doch nicht für lange.
    Riggs

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