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Die Versuchung

Die Versuchung

Titel: Die Versuchung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Baldacci
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falls nötig, würde Jackson in die Rolle dieses Mannes schlüpfen können, dessen Name ihm sogar vertraut war: Thomas Donovan hatte als Journalist bei der Washington Tribune mehrere Auszeichnungen erhalten. Vor etwa einem Jahr hatte er einen ausführlichen Artikel über die Karriere von Jacksons Vater als Senator der Vereinigten Staaten verfaßt.
    Jackson hatte den Artikel gelesen und ihn rasch als oberflächliches Gefasel abgetan, weil er der persönlichen Seite seines Vaters und dessen monströsem Charakter nicht einmal nahe kam. Die Geschichtsschreiber würden über Jackson Senior lächeln; sein Sohn wußte es besser.
    Jacksons Ahnung, daß LuAnns Verfolger kein typischer Erpresser war, hatte ihn also nicht getrogen. Sie aufzuspüren war nicht leicht; nur ein Journalist oder ein Ex-Kriminalbeamter würde über die Fähigkeiten, das Wissen und – was noch wichtiger war – die Informationsquellen verfügen, um Erfolg zu haben.
    Jackson lehnte sich zurück und dachte kurz nach. Eigentlich hätte ihm ein echter Erpresser weniger Schwierigkeiten bereitet. Donovan war zweifellos hinter einer Geschichte her, einer Riesenstory, und er würde nicht aufgeben, bis er sein Ziel erreicht hatte. Oder bis jemand ihn aufhielt.
    Es war eine interessante Herausforderung. Aber den Mann einfach zu töten brachte nichts. Das würde die Leute nur mißtrauisch machen. Außerdem war es möglich, daß Donovan anderen von seinen Nachforschungen erzählt hatte. Andererseits war Jackson ziemlich sicher, daß die meisten Journalisten von Donovans Kaliber ihre Karten verdeckt hielten, bis sie ihre Story veröffentlichten. Es gab mehrere Gründe dafür – nicht zuletzt die Furcht, daß die Geschichte von Kollegen abgekupfert wurde.
    Jackson mußte herausfinden, wieviel Donovan wußte und ob er jemandem davon erzählt hatte. Er griff zum Telefon, ließ sich die Nummer der Tribune geben und wählte. Er fragte nach Thomas Donovan und erhielt die Auskunft, Donovan habe sich auf unbestimmte Zeit beurlauben lassen. Langsam legte Jackson auf. Er hätte sowieso nicht mit dem Mann gesprochen, hätte man ihn weiterverbunden. Doch zu gern hätte er Donovans Stimme gehört; so etwas konnte sich später immer als nützlich erweisen. Jackson verstand sich hervorragend darauf, Stimmen nachzuahmen, und wer diese Kunst beherrschte, besaß ein sehr wirkungsvolles Mittel, Einfluß auf andere Menschen auszuüben.
    Pemberton zufolge hielt Donovan sich seit mindestens einem Monat in der Gegend um Charlottesville auf. Jackson konzentrierte sich auf die offensichtlichste Frage: Warum hatte der Mann sich von allen Lotteriegewinnern ausgerechnet LuAnn Tyler ausgesucht? Beinahe auf Anhieb beantwortete Jackson sich diese Frage selbst. Weil LuAnn die einzige war, die sich auf der Flucht vor einer Mordanklage befand. Weil sie als einzige zehn Jahre lang verschwunden und dann plötzlich wieder aufgetaucht war.
    Aber wie war es Donovan gelungen, ihre Spur aufzunehmen? Die Tarnung war hervorragend; die wahre LuAnn Tyler war tief unter der falschen Identität begraben, und die zehn Jahre hatten diese schützende Schicht noch dicker werden lassen, auch wenn LuAnn mit ihrer Rückkehr in die Vereinigten Staaten einen ungeheuren Fehler begangen hatte.
    Plötzlich schoß Jackson ein Gedanke durch den Kopf. Offensichtlich kannte Donovan sämtliche Namen der Lotteriegewinner aus den Jahren, in denen die Ziehung manipuliert worden war. Was war, wenn Donovan auch mit anderen Gewinnern Verbindung aufgenommen hatte? Wenn er von LuAnn nicht bekam, was er wollte – und Jackson war ziemlich sicher, daß er nichts bekam –, würde der nächste logische Schritt darin bestehen, die anderen Gewinner aufzusuchen.
    Jackson nahm sein elektronisches Adreßbuch hervor und führte mehrere Telefonate. Nach einer halben Stunde hatte er mit den anderen elf Gewinnern gesprochen. Verglichen mit LuAnn waren sie Schafe, die sich mühelos treiben ließen, wohin man wollte. Was immer Jackson ihnen befahl – sie taten es. Er war ihr Retter, der Mann, der sie ins Gelobte Land des Reichtums und des süßen Nichtstuns geführt hatte. Falls Donovan nun bei einem von ihnen anklopfte, schnappte die Falle zu.
    Jackson ging im Zimmer auf und ab. Dann blieb er stehen, öffnete seine Aktenmappe und holte die Fotos heraus. Sie waren an seinem ersten Tag in Charlottesville aufgenommen worden, noch ehe er sich mit Pemberton getroffen hatte. Die Qualität der Bilder war recht gut, wenn man bedachte, daß er ein

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