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Die Vertraute des Königs: Historischer Roman (German Edition)

Die Vertraute des Königs: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Vertraute des Königs: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emma Campion
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Klosterschule verwendet haben, ist anderweitig sinnvoller ausgegeben. Du wirst nicht dorthin zurückkehren.«
    Freiwillig verschwendete sie tatsächlich nichts auf mich, insbesondere keine Zuneigung. Die sparte sie lieber für meinen Bruder John, den Ältesten unter uns. Sie hatte sogar erklärt, ihre Milch sei völlig aufgebraucht worden, als sie ihn gestillt habe, weshalb sie vor meiner Geburt eine Amme in Dienst stellte. Meine beiden jüngeren Geschwister waren später ebenfalls von Ammen versorgt worden, und nach dem Abstillen hatte sich Nan um uns alle gekümmert, ein
Hausmädchen, das sich mit Hingabe und Zuneigung jedem unserer Bedürfnisse annahm. Aber ganz vermochte auch sie nicht, Mutters Gleichgültigkeit aufzuwiegen.
    Vater war mein großer Förderer. Er hatte auf meinem Besuch der Klosterschule bestanden, und er hatte mir auch, ohne das Wissen von Mutter, nicht nur viel über Tucharten und deren Güteklassen beigebracht, sondern auch darüber, wie man einen guten Preis aushandelt und Bücher führt. Von ihm dazu ermuntert, hielt ich mich häufig hinter dem Türvorhang zu dem Gewölbekeller in unserem Haus verborgen, wo er seine Waren lagerte und vorführte, und lauschte dort seinen Verhandlungen mit Kunden. Anschließend erklärte er mir dann seine Schachzüge. Meine frühreifen Vorschläge schienen ihm zu gefallen. Mir wiederum gefiel, dieses kleine Geheimnis mit Vater zu teilen, und ich erzählte niemandem davon, nicht einmal meinem besten Freund Geoffrey Chaucer.
    An diesem schicksalhaften Sonntag spürte ich, wie alle Hausbewohner schon seit dem Aufstehen vor Anspannung den Atem anzuhalten schienen. Vater pfiff nervös vor sich hin und fragte Nan zweimal danach, wo seine Stiefel standen, während er in der Wohnhalle herumlief. John war bereits vorzeitig fertig und wirkte ebenfalls unruhig.
    Mein Kleid und mein Surcot waren aus Mutters erst kürzlich abgelegten Sachen geschneidert worden, ein azurfarbenes Kleid – aus Scharlach, dem feinsten Wollstoff – und ein Überwurf in Lincolngrün. Hatte sie sonst stets die Anweisung erteilt, meine Kleider weit und unförmig zu schneidern, sollte es diesmal eng an meinem erblühenden Busen und meiner schlanken Taille anliegen. Nans Hände zitterten, als sie mich gemeinsam mit einem anderen Mädchen, das ähnlich angespannt wirkte, fertig ankleidete. Beide beschäftigte zweifellos die bange Frage, ob Mutter sich mit meinem
Aufzug zufrieden zeigen und keinen Anlass zu einem Wutausbruch finden würde.
    Obwohl ich fast bewegungslos dasaß, während Nan mir das Haar kämmte, bebte auch ich innerlich vor erwartungsvoller Aufregung. Ich lenkte mich ab, indem ich zu erraten suchte, welchen wohlhabenden Kaufmann Vater für mich im Auge hatte. Wie ich wusste, würde er nicht einfach den bestaussehenden Mann mit dem freundlichsten Wesen auswählen, da meine Heirat ja darauf abzielte, eine Allianz zu knüpfen zwischen unserem prosperierenden Haus mit einem anderen, möglichst noch bedeutenderen. Ebenso wenig durfte ich auf jemanden in meinem Alter hoffen.
    Eine Weile hatte ich geglaubt, mein bester Freund Geoffrey könne der Auserwählte sein, aber seine Eltern hatten ihn jüngst fortgeschickt, um als Knappe in einem Adelshaus zu dienen. Als er meine Enttäuschung bemerkte, hatte Vater mich daran erinnert, dass die Chaucers zwar den entsprechenden Wohlstand und das nötige Ansehen besaßen, ihr Sohn aber erst dreizehn Jahre alt war. Um heiraten zu können, musste ein junger Mann jedoch über die Stellung oder die finanziellen Mittel verfügen, die es ihm ermöglichten, einen Hausstand zu unterhalten, und Geoffrey hatte weder das eine noch das andere.
    Ich wurde durch Nan aus meinen Grübeleien gerissen, die mir signalisierte, ich solle mich umdrehen, damit sie überprüfen konnte, ob alles ordentlich zugeknöpft war und richtig saß. Sie klatschte in die Hände, während ich mich vor ihr im Kreis drehte, aber als ich ihr wieder zugewandt war, sah ich, dass sie weinte.
    »Nan, was ist nicht in Ordnung?«
    »Ihr werdet bis heute Abend gewiss schon ein Dutzend Heiratsangebote haben und an Weihnachten verheiratet
sein«, schluchzte sie. »Und dann werde ich Euch nicht mehr sehen. Ihr werdet Eure alte Nan vergessen.«
    Ich drückte sie so fest an mich, dass sie aufschrie und sich losmachte. »Ich hab dich viel zu lieb, um dich zu vergessen«, sagte ich und meinte es von ganzem Herzen.
    »Ihr ruiniert mir noch meine ganze Arbeit«, protestierte sie, aber ich merkte, wie sehr

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