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Die Vertraute des Königs: Historischer Roman (German Edition)

Die Vertraute des Königs: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Vertraute des Königs: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emma Campion
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hinaufstolperte. Über uns quietschten die Dielenbretter.
    Vater zupfte an seiner Kleidung, drehte kurz den Nacken, als wolle er ihn so entspannen, und trat dann in gespieltem Gleichmut zu uns.
    »Eure Mutter hat am Verhalten von Master Janyn Perrers Anstoß genommen. Sie hat nicht bemerkt, dass er dich vor einem hässlichen Sturz bewahrte, Alice, und ihn deshalb für die Grobheit gerügt, ein junges Mädchen wie dich einfach anzufassen. Die Angelegenheit ist höchst unerquicklich, da er heute Abend mit uns speisen wird und eure Mutter nun über ihre Unhöflichkeit zu beschämt ist, uns dabei Gesellschaft zu leisten. Sie ist der Meinung, dass es für uns alle annehmlicher sein dürfte, wenn du der Tafel heute als Frau des Hauses vorstehst.«
    Obwohl mir seine Lüge peinlich war, brachte ich nichts anderes heraus als »Ja, Vater«.
    Es war ein sonderbarer und höchst unangenehmer Abend. Zur Feier des schönen Wetters hatte Nan gemeinsam mit der Köchin an der Tür zu unserem kleinen Innenhof einen Tisch aufgebockt. Die Blumen waren zwar schon alle verblüht, aber der Sonnenschein entlockte den Pflanzen noch einmal ihren Duft, der sich mit den verführerischen Wohlgerüchen von unserer Essenstafel vermischte. Es hätte alles wunderschön sein können, aber Mutters Abwesenheit überschattete den gesamten Abend. Ich war nicht darauf vorbereitet, an ihrer Statt die Gastgeberin zu spielen. Und ich war nicht die Einzige, die sich in ihrer Rolle unwohl fühlte. Vater gab sich viel zu laut und überherzlich. Janyns Eltern, Master Martin und Dame Tommasa Perrers, war die Verlegenheit offen anzusehen.
    Ganz anders dagegen Master Janyn. Er zeigte sich so charmant,
als ginge er in unserem Hause schon immer ein und aus.
    Will und Mary waren zu Nan in die Küche gescheucht worden, und ein Teil von mir sehnte sich danach, bei ihnen dort drinnen zu sein, ganz entspannt und unbesorgt. Es kam mir vor, als sei alles mir Bekannte und Vertraute auf einen Karren gepackt worden, der sich nun schnell, viel zu schnell, von mir entferne, und ich wollte protestieren, dass ich alles unbedingt sofort wieder zurückhaben müsse, alles an seinem alten Platz, alles so wie immer.
    Doch Master Janyn sorgte dafür, dass dieses Gefühl nicht lange anhielt. Während die anderen Erwachsenen gezierte Liebenswürdigkeiten austauschten, unterhielt er John und mich mit Erzählungen über seine Reisen in die Lombardei, nach Neapel, Calais oder Brügge. Da er so viel von der Welt kannte, begann ich daran zu zweifeln, dass Mutter mit ihrem Verdacht Recht hatte und er mich heiraten wollte. Außerdem war er fast zwanzig Jahre älter als ich und wirkte so herrschaftlich. Wie sollte er da ein Kind wie mich als Dame seines Hauses begehren?
    Und dennoch … von Zeit zu Zeit musterte er mich mit einem seltsamen Gesichtsausdruck, so als würde er über mich nachdenken und sich vorstellen, welche Figur ich wohl in anderen Umgebungen oder in anderer Kleidung machen könnte. Er erkundigte sich nach meinen Vorlieben – Farben, Essen, selbst welche Feiertage – und lauschte mir mit solcher Aufmerksamkeit, dass er mehrmals meine Auskünfte wortgetreu vor sich hinmurmelte, um sie sich ganz genau einzuprägen. Nach dem Bericht über eine Reise oder irgendein anderes Ereignis beobachtete er mich gespannt und schien sorgfältig abzuwägen, ob mir die Geschichte gefallen hat. John gegenüber verhielt er sich nicht so. Ich nahm an, dass Männer auf diese Art jemandem den Hof machten.
    Irgendwann war das Abendessen endlich vorbei, und ich stand an der Tür der Halle, um unsere Gäste zu verabschieden. Dame Tommasa berührte meine Wange und sagte, sie hoffe, mich recht bald wiederzusehen. Master Martin war völlig in ein Gespräch mit Vater über das Berichten zufolge im Kanal verlorengegangene Schiff eines gemeinsamen Bekannten vertieft. Master Janyn nahm meine beiden Hände in die seinen und sah mir tief in die Augen. Er war erheblich größer als ich, aber in diesem Moment hatte ich das Gefühl, unsere Augen seien so dicht beieinander, dass ich seine Wimpern spüren würde, wenn er sie bewegte. Seine Haut fühlte sich warm an, und er duftete ausgesprochen gut. Doch er kam mir zu erwachsen, zu erfahren und zu stark vor, mithin zu sehr in der Lage, mich seinem Willen entsprechend zu formen. In einer Ehe mit ihm würde mein Leben von dem seinen verschlungen werden. Alice würde es nicht mehr geben. Ich hätte ihm gerne gesagt, er solle verschwinden und nicht mehr wiederkommen, und

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