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Die Vertraute des Königs: Historischer Roman (German Edition)

Die Vertraute des Königs: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Vertraute des Königs: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emma Campion
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wirst überrascht sein, denke ich«, sagte Vater zu mir, als der Diener die Gäste einließ, »und auch erfreut, wie ich sehr hoffe, wenn du siehst, wer hier ist.« Sein Gesicht strahlte erwartungsfroh.
    Zwischen dem Eingang und dem Bereich, in dem Vater seine Waren präsentierte, waren Fässer gestapelt, daher erkannte ich seine Stimme, bevor ich ihn noch sah. Mein Herzschlag beschleunigte sich, und ich verspürte den Drang zu fliehen, wenn auch nicht vor ihm, sondern eher, weil ich das Gefühl hatte, von einer riesigen Welle erfasst zu werden, die mich weit weg von der mir vertrauten Welt tragen würde, eine unerbittliche Welle, über die ich keinerlei Kontrolle besaß.
    »Vater, ist dies Master Janyn Perrers?«
    »Du erinnerst dich also an seine Stimme. Ein gutes Zeichen, wie ich finde. Du sagtest doch, er würde dir gefallen.«
    Er hatte mich damals gehört.
    »Freust du dich?«
    »Ich weiß nicht, was ich denken soll«, gestand ich. Dies war ganz sicher nicht der Weg, Mutters Zuneigung zu erringen, ging mir noch durch den Kopf.
    Aber es war zu spät, mehr zu sagen. Plötzlich wurde der kleine Raum von Master Janyn und dessen Vater ausgefüllt. Ich war froh über die vielen Schatten, die die Männer im Licht der Öllampen warfen, denn so konnte ich meine Vertrautheit mit dem Ort auszunutzen und fühlte mich weniger entblößt, weniger leicht durchschaubar. Ich wollte Master
Janyn nicht sehen lassen, wie ich unter seinem direkten Blick errötete, wie schwer es mir zugleich aber auch fiel, selbst den Blick von ihm abzuwenden.
    In Wahrheit gehörte ich ihm bereits, bevor er noch um meine Hand anhielt.
    Master Martin, Janyns Vater, verbeugte sich vor Vater und vor mir und erkundigte sich nach meiner Gesundheit.
    Erneut fühlte ich mich erröten, als ich erwiderte, mir gehe es ausgezeichnet. Seine Frage war mir peinlich. Vermutlich hatte er bemerkt, wie locker die Kleidung um meine abgemagerte Gestalt hing. Ich hoffte nur, ich wirkte nicht derart ausgemergelt, dass er gleich zu Beginn darüber eine Bemerkung machen musste. Als zukünftige Frau seines Sohnes würde mich das nicht empfehlen.
    »Dem Himmel sei Dank, dass Ihr Euch wieder ganz erholt habt«, sagte er. »Dame Tommasa wird ebenfalls hocherfreut über diese Nachricht sein.«
    Ich muss ebenso verwirrt ausgesehen haben, wie ich mich fühlte, denn Vater hüstelte und signalisierte mir mit einem leichten Kopfschütteln, das Thema ruhen zu lassen. Dann zog er die beiden Männer zu den ausgelegten Tuchwaren hinüber.
    Ich folgte ihnen nicht sofort, da mich noch beschäftigte, warum Master Martin glauben konnte, ich sei krank gewesen, ihm aber offenkundig nicht mein gegenwärtiges Aussehen den Anlass dafür bot, denn schließlich hatte er erwähnt, dass auch seine Frau um meine Gesundheit besorgt gewesen sei. Die plausibelste Erklärung lautete, dass Vater sie über meinen Gesundheitszustand belogen hatte, was kein sonderlich schwieriges Unterfangen war, da sie nicht in unserer Nachbarschaft wohnten und ich tatsächlich aussah, als sei ich krank gewesen. Getan haben konnte Vater das meiner Meinung nach nur, um ihnen mit dieser Ausrede eine Weile
aus dem Weg zu gehen und in der Zwischenzeit Mutter zu besänftigen, die Master Janyn doch so hasste.
    Dennoch waren sie heute hier, in unserem Keller, eingeladen von Vater. Ich betete, dies möge bedeuten, dass Mutter sich bereiterklärt hatte, Master Janyn nun mit größerem Wohlwollen zu betrachten. Mir gegenüber würde sie so etwas niemals offen eingestehen. Meine Stimmung hob sich erneut bei der Vorstellung, womöglich doch mit Janyn Perrers vermählt zu werden. Es würde mir an nichts fehlen, und ich hätte einen überaus stattlichen und eleganten Gemahl. Ich bemerkte, wie Vater mich ansah, und gesellte mich zu ihm und seinen Gästen. Sie begutachteten gerade das Tuch, das Vater ausgebreitet hielt, und einige andere, die der Ladendiener ebenfalls brachte. Ein Stoff sah aus wie gemalt. Goldene Sterne und silberne Mondsichel auf dunklem, nahezu schwarzem Grund.
    Ich ließ meine Hand über den Stoff gleiten, um zu fühlen, ob die Gold- und Silberelemente herausragten, aber sie schienen Teil des Tuchs zu sein.
    »Ist das nicht ein unglaublicher Stoff? «, sagte Vater zu mir.
    Ich nickte. Nicht so unglaublich allerdings wie die Vorstellung von mir als Frau von Janyn Perrers, dachte ich.
    »Ich weiß eigentlich gar nicht, warum ich ihn gekauft habe«, sagte Vater, »denn er ist so ungewöhnlich. Aber ich fand ihn

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