Die Verwandlung - Blutsbande 1
würde ich nicht tun, wenn ich du wäre. Du würdest unter keinen Umständen überleben, und was würde dann mit deinem Zögling geschehen?“
Er drehte sich um und zeigte mit einer Kralle direkt auf mich. „Glaube mir, ich würde nicht zögern, sie sofort zu töten, sobald du tot bist.“
„Und, was hält dich davon zurück?“, fragte Nathan.
Er meinte es nicht so. Auch wenn er sehr wütend war, dass ich Ziggys Blut getrunken hatte, würde er es nicht zulassen, dass mich Cyrus umbrachte. Er wollte einfach mehr Informationen haben.
Cyrus schwieg. „Nichts, glaube ich. Aber es wäre schade, sich so viel Spaß entgehen zu lassen.“
Nathan biss seine Zähne aufeinander.
„Oh, wie ich sehe, habe ich das Falsche gesagt. Sag mir, Nolen, bist du beleidigt, weil du meine Meinung teilst oder weil du keine Ahnung hast, worüber ich spreche?“
„Worüber ich spreche, du Arsch, ist, warum du sie nicht schon früher in der Gasse getötet hast? Ich glaube nämlich nicht, dass du es jemals tun würdest.“
Ich hätte wissen müssen, dass etwas Gemeines im Anmarsch war, als Cyrus zu lächeln anfing. Er ging auf Nathan zu und schlug ihn mit einer solchen Wucht, dass ich Knochen in seinem Gesicht brechen hörte. Nathans Kopf schwang zur Seite und er fiel auf den Boden.
Cyrus ging um mich herum und sah mich aus wütenden Augen an. „Ich nehme an, du glaubst, ich würde dich verschonen? Weil ich tief versteckt noch etwas für dich empfinde?“
Ich nickte. „Wenn du mich töten wolltest, dann hättest du es schon längst getan.“
Er schlug mir ins Gesicht. „Ich schulde dir meine Geduld nicht mehr länger. Ich würde dir jetzt sofort die Kehle herausreißen, aber ich habe keine Lust, sein Blut in meinem Mund zu schmecken.“
Er trat nach Nathan, damit er zur Seite rollte und zeigte aufs Sofa. „Setz dich.“
Ich machte, was er sagte, um zu vermeiden, dass er mich weiter schlug oder Nathan quälte, falls er nicht schon tot war.
Cyrus setzte sich in den Ohrensessel, der mir gegenüber stand, und legte die Hände in den Schoß. Zum ersten Mal sah ich, wie fragil und dünn seine Finger aussahen. Ich wollte sie einen nach dem anderen zerbrechen. Ich wollte sie mit einem Hammer zermalmen.
Eine gute Sache daran, nicht mehr sein Zögling zu sein, war, dass ich wieder frei denken konnte, ohne dass er jeden meiner Gedanken lesen konnte. Obwohl ich ihn nicht länger aktiv aus meinen Gedankengängen ausschließen musste, sah man mir doch vieles an meinem Gesicht an. Während Cyrus mich betrachtete, fing er an, breit zu grinsen.
„Du hasst mich, nicht wahr?“ Es war eine sachliche Frage, und sie barg keine Traurigkeit in sich, so wie zu der Zeit, als wir noch zusammen waren und er mich fragte, ob ich ihn liebte.
Ich ballte meine Hände zu Fäusten. „Ist das nicht gleichgültig? Du sagst doch, dass du mich eh töten wirst.“
Er lachte in sich hinein und griff nach einem Gegenstand, der neben ihm auf dem Marmortisch lag. „Nein, Carrie. Ich muss ein Eingeständnis machen. Ich hatte nie vor, dich umzubringen.“
Das Ding, was er in der Hand hielt, war eine schmale, lackierte Dose. Sie erinnerte mich an die Behälter, die Nathan im Laden für Tarotkarten oder Kristalle verkaufte. Nur hatte dieser ein verziertes Schloss und sah viel teurer aus.
Cyrus stellte die Dose auf die Knie und legte die Hände schützend darüber. „Nun, erzähl mir alles, was du über deinen Schöpfer weißt. Ich sterbe vor Neugierde, seine Version der Geschichte zu hören.“
Ich konnte mir schon denken, was in der Schachtel war, aber ich versuchte, sie nicht länger anzustarren. „Er hat mir nichts davon erzählt. Ich weiß von Max, dass Nathan seine Frau getötet hat. Und als …“ Es fiel mir schwer, die nächsten Worte auszusprechen. „Als ich dein Blut trank, da habe ich gesehen, was mit ihm auf einer deiner Vampir-Silvesterpartys geschehen ist. Aber ich kenne die Zusammenhänge nicht.“
Cyrus legte seine Fingerspitzen vor dem Mund aneinander. „Ja, so wie ich es sehe, kann Nathan manchmal ein sehr verschlossener Mensch sein.“
Dann schnippte er mit den Fingern und deutete auf Nathan. Die Dose fest an seine Brust gepresst, stand Cyrus auf, ging zum Kaminsims herüber und nahm eine Champagnerflöte von einem Tablett. Anstatt sie mit dem grünen Absinth zu füllen, der daneben in einer Karaffe stand, ging er zu Nathan hinüber und bedeutete den Wachen, ihn auf die Füße zu bringen.
„Möchtest du den Vortritt haben oder soll
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