Die Verwandlung - Blutsbande 1
unerwartet, dass ich nicht wusste, was ich antworten sollte. Ich schlang meine Arme um die Brandlöcher in meinem T-Shirt und versuchte zu lachen.
„In letzter Zeit bringt mir Oberbekleidung wenig Glück.“
„Nun, ich würde dir ja wieder eins leihen, aber da ich weiß, was du mit dem ersten angestellt hast, und …“ Seine Stimme klang matt, aber dennoch lächelte er. „Außerdem gefällt mir, was ich sehe.“
Ich verdrehte die Augen. „Wenn du anfängst, Quatsch zu reden, spreche ich kein Wort mehr mit dir.“
Nathan verdrängte Stress eindeutig mit Humor. Solange ich mit ihm zu tun hatte, hoffte ich, er würde so viel Stress haben, von dem ein normaler Mensch ein blutendes Magengeschwür bekommen würde. Er war viel netter, wenn er seine Bewältigungsstrategien einsetzte.
Die sinkende Sonne, die noch unter der Wolldecke hervorgeschienen hatte, verschwand. Hätte Dahlia das Fenster nur fünf Minuten später mit ihrem Ziegelstein eingeschlagen, wäre die Dämmerung schon heraufgezogen. Ich schaute mir noch einmal meine Brandwunden an. Sie waren fast verheilt.
„Wie kann das nur geschehen?“, frage ich Nathan und hielt ihm meine verbrannte Hand entgegen.
„Weil du ein Vampir bist. Hast du denn nie Vampir-Filme gesehen?“, fragte Nathan ungläubig.
„Ich war eher ein Werwolf-Fan, nur zu deiner Information.“
Er verzog das Gesicht. „Das würdest du dir überlegen, wenn du einen kennenlernen würdest.“
„Es gibt tatsächlich Werwölfe?“ Ich versuchte, mein Lächeln zu unterdrücken. Ich stellte mir immer vor, wie animalisch die wilden Kerle im Bett waren. Nicht, dass ich jemals mit einem solchen Mann im Bett gewesen wäre, aber es wird doch noch erlaubt sein, zu träumen.
Nathan seufzte und streckte die Beine aus. „Woran liegt es, dass ihr Frauen Werwölfe so verdammt attraktiv findet? Ist es so sexy, einen Typen von seinen Ticks zu befreien?“
„Ich habe nie gesagt, dass ich sie attraktiv finde. Ich habe nur gemeint, dass ich sie menschlichen, ähem, Blutsaugern vorziehe, zum Beispiel.“ Ich schielte zu der Zigarettenpackung hinüber, die Ziggy auf dem Tisch vergessen hatte. Ich stahl eine. „Egal, aber warum ist es gerade jetzt passiert? Es ist schon fast zwei Monate her, dass ich angegriffen worden bin, und danach bin ich noch in der Sonne gewesen.“
Nathan schob mir einen Aschenbecher hin. „Du hattest bis dahin noch kein Blut getrunken. Wahrscheinlich bist du vorher schon gegenüber Sonnenlicht empfindlich gewesen, aber nachdem du Blut zu dir genommen hast, wird es tödlich. Das steht doch im Sanguinarius.“
„Ich habe es noch nicht ganz durchgelesen“, gestand ich beschämt. „Aber das ergibt einen Sinn. Nachdem ich angefangen hatte … Blut zu mir zu nehmen, störte mich auch künstliches Licht nicht mehr so wie vorher.“
„Du hast einen verlängerten Prozess der Verwandlung zu einem Vampir durchgemacht. Sobald du deinen Hunger nicht mehr verleugnest, ist die Verwandlung abgeschlossen.“ Er nahm die Zigarettenschachtel vom Tisch. „Gehören die Ziggy?“
Ich überlegte mir, was ich jetzt sagen sollte, und kaute an meiner Lippe. Ich wollte nicht, dass Ziggy noch mehr Ärger bekam. Ich entschied, das Beste würde sein, Nathan bei seinen elterlichen Schuldgefühlen zu packen. „Du solltest ihm das Rauchen verbieten. Es ist nicht gut für ihn.“
Nathan schüttelte eine Zigarette aus der Packung und zündete sie an. Noch eine überraschende Neuigkeit. „Ich weiß. Rauchen verursacht tödliche Krankheiten.“
„Ha ha.“ Ich verdrehte meine Augen. „Du kannst doch nur darüber Witze machen, weil deine Lungenfunktion auch in zwanzig Jahren noch so sein wird wie heute.“
„Ich glaube den ganzen Mist nicht, den sie im Fernsehen erzählen. Ich habe schon geraucht, als ich viel jünger als Ziggy war, und es hat mir nicht geschadet.“
„Ja, aber auch nur, weil du nicht alt genug geworden bist, um ein Lungenemphysem oder Krebs zu bekommen.“ Zum ersten Mal wurde mir klar, wie groß unser Altersunterschied wirklich war. Menschen seiner Generation kannten die Begriffe wie Karzinogene, Teer und Nikotinsucht gar nicht. Er war immerhin ein Jahrhundert alt. Wahrscheinlich fühlte er sich mehr durch die Tatsache bedroht, dass Frauen Hosen trugen, als durch Lungenkrebs.
Mit einem amüsierten Lächeln auf den Lippen betrachtete er mich. Ich fühlte mich nackt, was nicht nur an den Löchern in meinem T-Shirt lag. Ich zupfte beschämt an ihnen herum. „Würde es dir
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