Die Verwandlung - Blutsbande 1
mich eine komische Leere, als ob ich nie wieder an meinen alten Arbeitsplatz zurückkehren würde. Ich verdrängte diesen Gedanken und öffnete den Schrank im Flur.
Es gab zahlreiche Waffen, zwischen denen ich auswählen konnte. Ich entschied mich für einen Pflock, der war am leichtesten zu verbergen. Abgesehen davon wusste ich, wie man mit einem Pflock umging. Der Holzstiel mit einer stacheligen Kugel am Ende sah hingegen so aus, als sei es schwieriger, ihn zu benutzen. Natürlich würde mich ein Pflock nicht vor Dahlia beschützen, sollte sie draußen immer noch auf mich warten. Aber Nathan war schließlich ein Vampir-Jäger, kein Hexen-Verfolger. Ich nahm an, wenn ich sie mit Wasser besprenkelte, könnte ich sie zum Schmelzen bringen wie im Zauberer von Oz, wenn es denn so weit kommen würde.
Fast hätte ich Nathan eine Notiz geschrieben, aber dann ließ ich es bleiben. Ich dachte mir, dass es nichts gab, was ich ihm schreiben könnte, was nicht gleich so aussah, als wäre mir seine Hilfe gleichgültig. Es gab keine Möglichkeit, mein Verhalten schönzureden.
So hilfsbereit und rücksichtsvoll er auch gewesen war, er konnte mir einige Fragen nicht beantworten. Um meine Antworten zu bekommen, musste ich erneut meine Angst überwinden, die ich in jener Nacht in der Leichenhalle des Krankenhauses empfunden hatte.
Ich musste mit meinem Schöpfer reden.
JOHN DOE
Offensichtlich war es tagsüber kalt gewesen. Die Luft in der Dämmerung war so kalt, dass sie mir meinen Atem nahm, als ich hinaustrat.
Ich hatte meinen Wollmantel im Badezimmer gefunden, wo er über dem Handtuchhalter hing. Es sah so aus, als hätte Nathan die Blutspritzer ausgewaschen. Aber der Mantel wärmte mich nicht, während ich die Kilometer von Nathans Wohnung bis zur Adresse auf dem Zettel ging. Tot zu sein, hatte einige wesentliche Nachteile: Einer davon war, dass man immer dachte, draußen sei es so warm wie drinnen.
Während mein Wagen immer noch vor dem Buchladen stand, lagen die Schlüssel dazu vermutlich noch auf dem Boden vor dem Spenderhaus. Nie im Leben würde ich dorthin zurückgehen. Lieber lief ich zu Fuß.
Ich kannte diese feine Gegend, in der sich die Adresse befand. Als ich noch neu in der Stadt war, war ich häufig durch ihre geschwungenen Alleen gefahren und hatte mir die modernen Bauten und die Traumschlösser angesehen. In dieser Umgebung ohne viel Baumbestand wirkten sie völlig deplatziert.
Hohe Steinmauern und aufwändige schmiedeeiserne Tore grenzten die Grundstücke ein. Einige von ihnen waren mit Sicherheitszäunen umgeben, deren Hochleistungs-Überwachungskameras den Vorübergehenden mit kalten Augen ansahen. Wenn ich hier vorbeigefahren war, träumte ich im Auto davon, was für Menschen hier wohl lebten, und stellte mir vor, in zehn Jahren selbst hier zu wohnen. In meiner Fantasie kam auch immer ein schicker, aber gesichtsloser Ehemann und unsere anbetungswürdigen, aber geschlechtslosen Kinder vor. Nur eines dieser Häuser tauchte in meiner Fantasie als Horrorschloss auf.
Wie sich herausstellte, was es Cyrus’ Haus.
Es war ein massives Gutshaus im Stil König Edwards. Hinter einer Steinmauer lag es weit zurück von der Straße, man musste erst eine riesigen Rasenfläche hinter sich lassen, um zum Eingang zu gelangen. Das schmiedeeiserne Tor, das die Auffahrt versperrte, sah aus, als sei es seit Jahrhunderten nicht geöffnet worden. Es gab weder eine Gegensprechanlage noch eine Klingel. Ich fasste an die Gitterstäbe und versuchte es aufzudrücken. Die Angeln machten kein einziges Geräusch, bis das Tor aufschwang, sodass ich hineingehen konnte.
Nie zuvor in meinem Leben hatte ich mich so nackt und schutzlos gefühlt wie jetzt, als ich auf dieses Haus zuging. Die Auffahrt zerschnitt den Rasen säuberlich in zwei Hälften, er schimmerte im Mondlicht in einem unheimlichen Grün. Jeden Moment, da war ich mir sicher, würden sie die Hunde von der Leine lassen. Und ich hasse Hunde.
Ich hatte Glück, augenscheinlich bemerkte niemand, dass ich hier war, auch nicht, als ich mich der Haustür näherte. Mit jedem Schritt wurde ich selbstbewusster, bis ich kurz davor war, die Klinke zu berühren.
Erst dann sah ich, dass die Tür offen stand.
Ich bewegte mich nicht. Ich hatte geglaubt, niemand hätte mich kommen sehen. Als ich mich umdrehte und über die Schulter die Wiese in ihrem ganzen Ausmaß sah, bemerkte ich, wie dumm meine Annahme war. Das Vollmondlicht erhellte die Fläche wie Halogenscheinwerfer ein
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