Die Verwandlung - Blutsbande 1
in einem langen Zug aus. Er wischte sich den Mund mit seinem Ärmel ab und hustete. „Ja, ich weiß. Einmal lang, dann zweimal kurz, wieder lang. Ich weiß doch, kein Grund, hier gleich den Rambo zu spielen.“
„Du hast vier Mal geklopft“, korrigierte ihn Nathan. „Das ist nicht dasselbe.“ Während Ziggy noch eine Dose Limo in sich hineinschüttete, holte Nathan aus einem Küchenschrank sterile Spritzen und Braunülen.
Der junge Mann schnüffelte und verzog das Gesicht. „Mann, Nate, du stinkst.“
Verstohlen rückte ich ein wenig näher zu Nathan. Er roch tatsächlich ein wenig nach der Bettwäsche, aber ich fand den Geruch sexy. Pheromone sind toll.
Zuerst schaute Nathan etwas beleidigt drein, aber dann lächelte er. „Ich würde deine Meinung wirklich zu schätzen wissen, wenn du nicht soeben zugegeben hättest, dass du die Nacht in deinem rostigen alten Lieferwagen verbracht hast.“ Er reichte Ziggy die Beutel und die anderen Utensilien. „Falls du Probleme haben solltest, Carrie ist Ärztin.“
Ziggy wurde blass, als er von Nathan zu mir sah und wieder zurück. „Ja klar. Neuer Vampir bekommt das zarte Fleisch von Ziggy. Ich lass sie doch nicht in meine Nähe, wenn ich eine offene Vene habe.“
Ich verdrehte die Augen. Ich würde jemandem, der so aussah wie Ziggy, noch nicht einmal die Hand geben, ganz zu schweigen davon, sein Blut zu trinken. „Ich tue dir nichts, da kannst du ganz sicher sein.“
Nathan ging ins Badezimmer. „Ich habe für einen Liter bezahlt, ich will einen Liter.“
„Einen Liter!“, rief ich, als die Badezimmertür ins Schloss fiel. „Du kannst ihm nicht einen Liter Blut spenden!“
Ziggy machte es sich auf seinem Stuhl bequem und legte die Gummimanschette an seinem Oberarm an, so wie ich es am Abend zuvor versucht hatte. Er war ein wenig zu geübt dabei.
„Natürlich kann ich das. Und falls du Hunger bekommst, ich habe einen Pflock in meiner Tasche, auf dem schon dein Name steht.“ Er traf die Vene trotz ein paar Versuchen nicht. Ich wusste nicht, was ich sagen sollte. Ich war ein bisschen beleidigt, dass er mich behandelte, als sei ich ein wildes unkontrollierbares Tier. „Nun komm schon“, sagte ich ungehalten, „du machst dich selbst zum Nadelkissen.“ Ich nahm ihm die Nadel aus der Hand und führte sie glatt dort in die Vene ein, wo sie noch nicht zerstochen war.
„Heroin?“, fragte ich und sah missbilligend auf die Einstiche an seinen Ellenbeugen und Handrücken.
„Nicht, dass es Sie etwas anginge, Doc. Aber nein. Ich bin der sauberste Blutspender in der Stadt. Und Nate ist nicht mein einziger Kunde.“
Meiner Meinung nach konnte man über seine Reinlichkeit streiten. Aber das behielt ich für mich und unterdrückte den Wunsch, meine Hände an meiner Jeans abzuwischen, nachdem ich ihn angefasst hatte.
„Du solltest vorsichtiger mit den Nadeln sein“, sagte ich und versuchte, dabei so besorgt wie möglich zu klingen. „Du kannst nicht einfach so in deinem Arm herumstochern.“
„Pflichtgemäß notiert“, antwortete er, während er damit beschäftigt war, die Braunüle an dem Beutel zu justieren. Ich glaube, er war zu abgelenkt, um auf meine Warnung zu hören.
Ich setzte mich wieder auf die Couch und sah irgendwohin. Ich traute mir selbst nicht über den Weg, was passieren würde, wenn ich sein Blut sah. Ich hörte, dass im Bad das Wasser in der Dusche lief, und leises Singen.
„Also, du und Nate seid jetzt so etwas wie gute Freunde, oder was?“, fragte Ziggy.
„Nein“, gab ich zurück, „und wenn schon, dann ginge dich das gar nichts an.“
Er lachte. „Hey, ich hab’s ja nicht böse gemeint oder so. Ich habe mir nur überlegt, weil du schon seine Klamotten und so trägst.“
Ich sah an meinem T-Shirt herab und verschränkte die Arme. „Mein Pullover war voller Blut.“
„Hör zu. Ist mir doch egal. Ich habe nur versucht, etwas Konversation zu betreiben.“ Dann zündete er sich eine Zigarette an. Wahrscheinlich nahm er meinen Gesichtsaudruck wahr, denn er hielt mir wortlos die Schachtel hin.
„Nein, danke.“ Ich winkte ab, weil ich wusste, dass sie mir nicht schmecken würden. „Es wäre Verschwendung.“
„Wie du meinst“, sagte er und warf das Päckchen auf den Tisch. „Aber es gibt viele Vampire die rauchen, weißt du. Es macht ja keinen Unterschied, wenn du tot bist. Du kriegst keinen Krebs oder so was.“
„Ja, aber du hast auch nichts davon“, warf ich nachdenklich ein. Der Qualm roch besser als frisch
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