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Die Verwandlung - Blutsbande 1

Die Verwandlung - Blutsbande 1

Titel: Die Verwandlung - Blutsbande 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Armintrout
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waren dunkel getäfelt und das einzige Licht spendeten Kerzen, die in verzierten Silberleuchtern steckten.
    Cyrus zog einen Stuhl unter dem langen Esstisch hervor und bedeutete mir, mich hinzusetzen. Dann setzte er sich zu meiner Rechten an den Kopf der Tafel. An diesem Tisch hätten sicher zwanzig Leute Platz gehabt, aber es war nur für zwei gedeckt. Statt Tellern standen Kristallkelche auf dem Tisch. In der Mitte stand die größte Platte mit Haube, die ich jemals gesehen hatte. Ich fragte mich, mit wem er hatte essen wollen, bevor ich gekommen war.
    „Dahlia“, beantwortete Cyrus meinen Gedanken, als er mit einer eleganten Handbewegung die Serviette über seinem Schoß ausbreitete. Eine zierliche Kristallglocke lag neben seiner linken Hand, er läutete. Es machte mich nervös, dass er meine Gedanken so leicht lesen konnte.
    Ein sehr distinguierter schwarzer Butler, dem zwei Wachen folgten, betrat den Saal. Er griff nach der glänzenden silbernen Haube über der Platte, zögerte aber mit Blick auf mich. Einer der Wächter machte ein Geräusch. Der Diener sah ihn böse an, dann zog er die Glocke weg.
    „Ihr Frühstück, Sir.“ In seinem alten Gesicht wurde deutlich, dass er das Gericht nicht guthieß.
    Auf der Platte lag der nackte Körper einer jungen Frau. Offensichtlich war sie tot. Sie starrte mit ausdruckslosen Augen an die Decke, eine Hand lag schlaff auf ihrer Brust. Der andere Arm war im Bogen über dem Kopf ausgestreckt und zeichnete die Form der Platte nach. Jemand hatte sie mit Rosenblättern garniert. Die Frau lag in einer Pose vor uns wie eine Renaissance-Göttin. Ich war schockiert. Diese Frau war tot, und ihre Leiche diente ästhetischen Zwecken.
    Um dem Mann neben mir zu gefallen.
    Der Schrecken, der mich eigentlich in dieser Situation befallen sollte, wurde schnell durch die Blutsbande besänftigt. Obgleich Cyrus mir Schlimmes angetan hatte, schien es mir absurd zu denken, er könne es jemals wieder tun. Ich ertappte mich dabei, dass ich mir wünschte, ihn zu berühren. Ich hatte Sehnsucht nach der Sicherheit, die mir eine Berührung von ihm gab, aber ich unterdrückte dieses Verlangen.
    Er ist ein Monster. Ein Mörder. Du weißt es doch besser.
    „Danke, Clarence, das war alles“, sagte Cyrus mit einem höflichen Kopfnicken.
    Der Butler und die Wachen verschwanden. Cyrus stand auf und nahm mein Glas. Dann hob er den Arm des Mädchens an und zog mit einer kurzen Bewegung seine messerscharfen Fingernägel über ihr Handgelenk. Aus der Wunde trat dunkelrotes Blut hervor. Sie konnte noch nicht lange tot sein.
    Die ruhige, sachliche Art und Weise, wie er mit der Leiche umging, vermittelte mir den Eindruck, es sei vollkommen normal, sich von einem toten Körper zu ernähren. Ich hörte auf, mich ständig zu ermahnen, das alles hier schrecklich zu finden – was würde es mir nützen? –, und konzentrierte mich stattdessen lieber auf die Fragen, die ich ihm stellen wollte.
    Als Nächstes schenkte er sich ein Glas ein und schnupperte daran. Er atmete den Duft tief ein. Ich rührte mein Glas nicht an, aber das schien ihm nichts auszumachen.
    „Nun, worüber hatten wir gerade gesprochen?“, frage er mich, nachdem er sich wieder gesetzt hatte.
    „Du erwähntest Dahlia. Aber was mich interessiert: Hast du meine Gedanken gelesen?“
    Er nahm einen tiefen Schluck aus seinem Glas und betupfte sich anschließend die Lippen mit einer Serviette. „Natürlich. Du hattest dich gefragt, mit wem ich essen wollte, weil der Tisch für zwei Personen gedeckt war. Manchmal mag Dahlia menschliches Blut, dann verwöhne ich sie damit.“
    „Ist sie ein Vampir?“ Es war eine blöde Frage. Ich wusste, dass ich sein Blut in ihrem durch den Geschmack erkannt hätte.
    Wie erwartet schüttelte er den Kopf. „Nein. Dahlia ist sehr süß, sie gehört wirklich zu meinen Lieblingen. Aber ich würde aus ihr nie eine von uns machen. Sie ist nichts … Besonderes? Ich glaube, das ist das richtige Wort dafür.“
    „Aber ich war etwas Besonderes?“ Ich spürte überraschenderweise Sympathie für das Mädchen. Sie hatte geglaubt, ich hätte ihren Platz eingenommen, dabei gab es gar nichts, auf das sie hätte eifersüchtig sein können. Aber Dahlias Eifersucht war nicht das, was mich am meisten beschäftigte. „Kannst du ständig meine Gedanken lesen?“
    „Wenn ich will …“ Er lächelte. „Und um deine erste Frage zu beantworten: Ja, du bist etwas Besonderes.“
    „Aber es war ein Versehen“, sagte ich und sah ihn

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