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Die Verwandlung

Die Verwandlung

Titel: Die Verwandlung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. M. Sampson
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schwerfälligen Schritten hinter mir herlief. Nach einer kurzen Verfolgungsjagd rang er jedoch bereits nach Luft, und ich war ein wenig enttäuscht– der Kerl hatte keine Chance, es mit mir aufzunehmen. Wie langweilig. Schließlich drosselte ich das Tempo, drehte mich um und lief zurück.
    Er tapste vorwärts, wobei der Softdrink noch immer von den Spitzen seiner strähnigen Haare tropfte.
    » Komm schon! « , rief ich. » Willst du wirklich ein Wettrennen gegen ein Mädchen mit Minirock und Absätzen verlieren? Also echt. «
    » Du bist… du bist doch nicht ganz dicht! « , brüllte er, während er näher kam. » Ich werde… «
    » Du wirst was? Nach ein paar weiteren Beleidigungen ohnmächtig werden? Oder hast du vor, mich mit deinem scharfen Verstand von den Füßen zu holen? Vielleicht hast du aber auch noch ein bisschen Müll übrig, mit dem du mich bewerfen möchtest? « Ich stemmte die Hände in die Hüften.
    Der Typ stolperte auf mich zu, keuchte. Er war alles andere als in Form, obwohl er spindeldürr war. Die aufsteigende Wut verzerrte sein Gesicht. Seine Muskeln spannten sich an– zuerst im Kiefer, dann in den Armen, schließlich in den Beinen–, und ich wusste, wusste einfach, dass er sich nach nur zwei weiteren Schritten auf mich stürzen würde.
    Als er das tat, trat ich einfach beiseite.
    Der Kerl schoss nach vorn und griff ins Leere. Er stolperte über seine eigenen Füße und landete, von einem hässlichen Knacken begleitet, mit den Knien auf dem nassen Gehsteig. Er stöhnte vor Schmerzen auf und rollte sich zur Seite.
    Ich baute mich über ihm auf. » Ich habe keine Lust mehr zu spielen « , sagte ich. » Wenn du mich mal wieder siehst, fahr einfach um mich herum. « Damit drehte ich mich um, schlenderte in einen x-beliebigen Garten und machte mich durch die Hecken hindurch davon. Den bekifften Typen überließ ich sich selbst. Schließlich hielt ich an und sah mich um. Das Terrassenlicht war aus, doch durch die gläsernen Schiebetüren konnte ich ein halb aufgepumptes Planschbecken erkennen. Es war mit Regenwasser gefüllt, auf dem braune Blätter und Tannennadeln trieben. Neben dem Planschbecken befanden sich ein paar schmutzige, kaputte Plastikstühle. Der restliche Garten bestand aus Rasenfläche und schien leer zu sein. Ich wanderte über die Grünfläche und dachte plötzlich: Was bin ich? Der Gedanke erschien mir sinnlos und entstammte dem Teil meines Gehirns, das zu meiner an das Tageslicht gekoppelten Persönlichkeit gehörte. Und genau die sollte jetzt Ruhe geben. Was war ich? Ich war Emily Webb. Ich war attraktiv, intelligent und schnell genug, um aus einer Laune heraus Autos hinterherzujagen. Tja. Ich hatte eine Mission. Ich musste die Kontrolle übernehmen. Ich musste einen Gleichgesinnten finden, jemanden, der überdurchschnittlich war, jemanden, der gewandt und intelligent war, jemanden, der den richtigen Geruch hatte. Ich musste weg von der erdrückenden Welt gepflegter Gärten, plärrender Fernseher und Planschbecken– ich musste unter ein Blätterdach aus Bäumen und mich vorbereiten.
    » Moment mal « , sagte ich laut. » Was? «
    Ich kniff die Augen fest zusammen und verdrängte unangebrachte Wünsche und Fragen meiner an das Tageslicht gekoppelten Persönlichkeit. Es spielte keine Rolle, was das Tagsüber von meinen seltsamen Bedürfnissen hielt. Meine Mission war es, zuerst Megan und dann Terrance zu finden und es ihm heimzuzahlen. Ich war bereit, mich wieder der Ausführung meiner Rache zu widmen. Ich durchquerte den Garten, um zum hinteren Zaun zu gelangen, als links neben mir etwas zu bellen anfing.
    Es war ein kleiner, kraushaariger Hund. Er stand vor einer Hundehütte, die ich in der Dunkelheit des Gartens nicht erkannt hatte. Er legte die Ohren an und kläffte. Ich drehte mich zu ihm um und betrachtete ihn. Dann machte ich einen Satz nach vorn und breitete dabei meine Arme aus wie ein Kinderschreck auf dem Spielplatz.
    Der Hund jaulte, nahm seine Hinterbeinchen zwischen die Vorderpfoten und stürzte in seine Hundehütte.
    Ich richtete mich wieder auf und lachte. Das ist ab sofort mein neues Ich, beschloss ich. Im Klartext hieß das: Kein Verstecken mehr! Ich würde es mir von niemandem mehr bieten lassen, dass er schlecht über mich redete, besonders nicht von jaulenden kleinen Hunden. Schluss mit der Angst davor, meine Meinung zu sagen. Mein bisheriges Ich hatte viel zu viel Zeit damit verschwendet, sich darüber Gedanken zu machen, wie es von anderen beurteilt

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