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Die vier Söhne des Doktor March

Die vier Söhne des Doktor March

Titel: Die vier Söhne des Doktor March Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Aubert
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mir, Jeanie ist trotzig … Bist Du trotzig, Trotzkopf? Alle Deine Sünden werden bestraft, endlich bestraft, Deine Beleidigungen, Deine Gotteslästerungen, Deine verächtlichen Blicke. Unsere Familie wird rein sein, gesäubert, und niemand wird mehr dasein, der mich an den Galgen bringen könnte.
    Du wirst gehängt werden. Mich schaudert, ich glaube, ich habe mich erkältet. Du siehst schlecht aus im Moment, Jeanie, mit Deinen dunklen Augenringen, wie eine gefallene Frau, die zuviel gefeiert hat, hast Du gefeiert, Jeanie? Hast Du das Baby umgebracht?
    Was hast Du denn gedacht? Daß ich schön brav warte, bis Du alle Deine kleinen Tricks durchgespielt hast? Ich bin der Meister, ich führe in diesem Spiel.
    Schläfst Du? Ich werde nachsehen, ob Du schläfst.
    Schreibst Du? Flüsterst Du in das Mikrofon? Bist Du betrunken?
    Jeanies Tagebuch
    Ich höre, wie sich eine Tür öffnet. Kein Licht im Flur. Es kommt näher, es atmet. Es hat geklopft. »Wer ist da? Sind Sie es, Doktor?« Keine Antwort. Dennoch, ich bin sicher, daß jemand geklopft hat. Ganz schnell aufmachen, nachsehen. Ein Zettel, schon wieder! Er ereifert sich, er setzt mir zu, du vermißt mich wohl, wie? »Schläfst Du, bist Du betrunken?« Dreckskerl, verrückter, das würde dir so passen, daß ich betrunken bin!
    Habe ganz vergessen, den Schlüssel rumzudrehen. So, erledigt, selbst wenn er rufen sollte, werde ich keine Antwort geben, wo ist bloß der verflixte Stift? Ein Glas Gin, wo ist denn die Flasche? Einen Schluck, nur einen Schluck, das tut gut, es brennt, aber es tut gut.
    Ich habe eine Idee. Gegenangriff.
    Kleiner Rotzbengel, ich werde Dich umbringen, ich werde Dich morgen abend noch vor Mitternacht umbringen, und alle werden froh sein, wenn Du stirbst.
    Zweite Idee: Ich lasse diese Nachricht im Flur liegen, er kommt heraus, er nimmt sie, ich sehe hin, ich schlage ihm die Flasche über den Schädel . ja, ja, genau, ich verstecke mich in der Toilette, ich lasse die Tür einen Spalt weit auf, er ist sich seiner Sache so sicher, daß ich ihn bestimmt kriege! Schnell, zur Tat . .. Hallo, Jeanie, auf Deine Gesundheit!
    Das habe nicht ich geschrieben. Es steht auf diesem Zettel, der auf meinem Bett liegt. Er war hier drin. Er war hier drin, er hat mein Bett berührt, meine Sachen, er hat Gin auf mein Kleid geschüttet, absichtlich, und so schnell! Ist er ein Geist, ist er nicht menschlich?
    Folgendes ist passiert. Ich trat in die Dunkelheit. Ich wollte kein Licht machen für den Fall, daß er mich mit der Knarre belauert. Ich legte die Botschaft auf die Kommode. (Ich wußte, daß er erst aufkreuzen würde, nachdem er die Tür und den Schlüssel im Türschloß gehört haben würde.) Ich ging zur Toilette, zog die Tür zu, drehte den Schlüssel, nichts.
    Dann öffnet sich eine Tür einen Spaltbreit, ich höre es, ich fange an, langsam den Schlüssel im Schloß umzudrehen, eine andere Tür, Schritte, jemand dreht am Türgriff: »Ist da jemand drin?« (Es ist die Stimme des Doktors) »Ja, ich bin es, Jeanie«, er bleibt wie angewurzelt stehen, ich höre, wie er schnaubt und sich aufregt, ich ziehe die Spülung, ich gehe raus, das Licht ist an, und nur der Doktor steht da. Ich sage zu ihm: »Guten Abend, Doktor.« - »Guten Abend, Jeanie«, sagt er mit ernster Miene in gestreifter Unterhose. Offensichtlich sind alle anderen Türen gut verschlossen, die Botschaft liegt nicht mehr auf der Kommode. Die Tür von meinem Zimmer war auf, und er war hier drin, er hat mit seinen schmutzigen Händen alles angefingert. Weshalb hat er mein Kleid ruiniert?
    Was soll ich denn in diesem Fall morgen anziehen, wenn ich zur Polizei gehe? Einen neuen Scheuerlappen?
    Ich bin überhaupt nicht mehr müde, dafür ist mir wieder übel: Der Gin kommt wieder hoch. Ich sehe nicht sehr klar, ich bin so müde, aber alles dreht sich in meinem Kopf, es dreht sich ununterbrochen, wie diese Räder für die Hamster, die immer laufen müssen, laufen, um sich nicht selbst zu beißen, um nicht verrückt zu werden.
    Der Mörder
    Es macht mir weniger Spaß als früher. Wenn ich sie umbringe, ist es nicht mehr so wie damals, als ich jünger war. Ich habe nicht mehr dieses . dieses Gefühl, ich bin nur noch wütend, sehr wütend, ich muß sie umbringen, ich muß sie loswerden, sonst habe ich den Eindruck, zu ersticken, ich bekomme keine Luft mehr; es ist, als ob mein Kragen zu eng wäre, verstehst Du?
    Bei Dir allerdings werde ich es genießen, Dich sterben zu sehen, auf Dich habe ich zu lange

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