Die vier Ziele des Lebens
Zen-Meister auf dem Bahnsteig.
Gutes Geld
Was als »gutes Einkommen« gelten kann, hängt von unseren Fähigkeiten, unserer Erfahrung und den Umständen ab. Auf jeden Fall muss die Bezahlung sich fair und angemessen anfühlen und uns ein Auskommen ermöglichen.
Sie werden kaum dauerhaft eine unterbezahlte Arbeit verrichten, sofern Sie nicht ein Masochist oder Heiliger sind.
Es gibt natürlich außer dem Geld noch andere Formen der Entlohnung. Vielleicht akzeptieren Sie eine geringe Bezahlung, wenn die sonstigen Umstände sehr angenehm und erfreulich sind oder Sie großzügige Nebenleistungen genießen oder an die Ziele Ihres Arbeitgebers glauben.
Vor ein paar Jahren hat eine Frau, die ich hier Jean nennen werde, eine Teilzeitstelle bei mir angenommen. Sie befand sich noch in der »Dekompressionsphase« nach einem sehr gut bezahlten, aber auch mit hohem Leistungsdruck verbundenen Job bei einer neu gegründeten Softwarefirma im Silicon Valley. Nach allzu vielen Überstunden selbst an den Wochenenden stand sie am Rand des Burn-outs, als sie unsere kleine Annonce las und sich um die darin angebotene Teilzeitstelle bewarb. Sie hatte einige meiner Bücher gelesen und war ganz begeistert von der Aussicht, in einer entspannten, ungezwungenen und positiven Atmosphäre arbeiten zu können. Sie würde sich ein wenig persönlichen Freiraum zurückerobern, ihr Leben ins Lot bringen und ihre Prioritäten neu setzen. Ihre Begeisterung hielt zwar an, aber nach einem halben Jahr kam sie zu dem Schluss, dass sie sich doch wieder verändern müsse. Sie brauchte, wie sie sagte, »einen Vollzeitjob, der besser meinem ›Marktwert‹ entspricht«. Ich hoffe, sie hat diesen guten Mittelweg gefunden, einen Job, der genug einbrachte, ohne sie wieder zu erdrücken.
Nützlicher Dienst
Ich habe nur zwei Leute kennengelernt, die mit dem, was sie gern taten oder sogar aufregend fanden, gut verdienten, aber niemandem einen wirklich nützlichen Dienst erwiesen. Der erste war ein Krimineller, der andere Profipokerspieler. Beide waren Leute, die nur nahmen und eine breite Spur von Leid und Enttäuschung zogen. Der erste Mann sitzt zurzeit ein, er hatte das Weglaufen satt. Der andere sitzt vielleicht nach wie vor irgendwo in einem Spielzimmer und tut mit langem Atem sein Bestes, um anderen ihr Geld abzunehmen. Manches gefällt ihm an seiner Arbeit, und er verdient wirklich gut. Aber einmal gestand er seine Vereinsamung, er war ein Einzelgänger geworden und fragte sich, ob nicht etwas fehle. Dieses Fehlende ist ein Gefühl der Verbundenheit und das beruhigende Wissen, dass man etwas beiträgt, um diese Welt ein wenig besser zu machen. In dem Maße, in dem wir einen nützlichen Dienst versehen, erfahren wir Verbundenheit und Sinn – und diese haben sehr viel mit wahrer Erfüllung zu tun.
Nicht jeder wird ein Chirurg, der Leben rettet, oder ein großer Philanthrop oder der umjubelte Meister einer Kunst. Die meisten verrichten ihre Arbeit unauffällig, ihr Name wird nicht über ihren engeren Wirkungskreis hinaus bekannt. Sie versehen Hilfsdienste und verrichten körperliche Arbeit in Läden und kleinen Betrieben, in
Firmengebäuden, Supermärkten oder Gärten, und ihre Arbeit ist nicht weniger wichtig als die der Reichen und Berühmten. Aber wie viele von uns finden das nicht weiter erwähnenswert? Wie viele wissen wirklich um den Wert ihrer Dienste?
Dienen, denken viele, das muss so etwas wie unentgeltliche Arbeit für Bedürftige sein: bei Wohltätigkeitseinrichtungen aushelfen oder Menschen, die sich nicht aus ihrer Wohnung bewegen können, mit Essen versorgen. Solcher Einsatz ist natürlich sehr begrüßenswert. Aber das gilt auch für jeden, der Heizungsbrenner, Autos oder Fernsehapparate zusammenbaut und darauf achtet, dass wirklich alles passt, dass jede Schraube sitzt und insgesamt beste Qualität bereitgestellt wird.
Der Wert unseres Dienstes mag leicht zu übersehen sein, wenn wir irgendwo in der Datenerfassung arbeiten oder bei einer kleinen Firma oder in einem großen Callcenter den Telefondienst versehen. Aber auch so etwas verbindet uns mit anderen, es hält die Welt in Gang. Wir alle sind Glieder der großen Kette und jeder Einzelne zählt – sogar der Verbrecher und der Pokerspieler, die ebenfalls irgendwann in der Schule des Lebens lernen werden, was für sie zu lernen ist.
Diese drei wichtigen Kriterien – eine befriedigende Arbeit verrichten, damit gutes Geld verdienen und auch noch einen wertvollen Dienst
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