Die vier Ziele des Lebens
Kriterien erfüllen. Fragen Sie sich: Empfinde ich diese Arbeit als befriedigend? Verdiene ich gut mit ihr? Stellt sie einen wertvollen Dienst dar? Es sind Fragen zu drei wichtigen Kriterien eines erfüllenden Arbeitslebens. Wenn zwei dieser drei Voraussetzungen gegeben sind, kann das eine Zeit lang als ausreichend erscheinen, aber für eine langfristig befriedigende Berufslaufbahn sind normalerweise alle drei wichtig. Das Fehlen eines dieser drei Grundelemente oder gar mehrerer (abgesehen von unfairen oder unfähigen Vorgesetzten oder einer repressiven Firmenpolitik) stellt die Hauptursache für Unzufriedenheit und Klagen am Arbeitsplatz dar.
Befriedigende Arbeit
Während der Weltwirtschaftskrise in der ersten Hälfte des vorigen Jahrhunderts war es in Amerika und anderswo so, dass die Menschen praktisch jede Arbeit annahmen, die ein bisschen Geld einbrachte. Es sollte wenn möglich eine legale Arbeit sein, doch ob sie Spaß machte oder nicht, spielte keine Rolle. Mein Vater wuchs in dieser schwierigen Zeit heran. Einmal fragte ich ihn, ob seine Arbeit ihn glücklich gemacht habe. Er sah mich einen Moment etwas perplex an und entgegnete: »Ob meine Arbeit mich glücklich gemacht hat? Die Frage ist mir noch nie gekommen.« Freude an der Arbeit, das war kein Faktor, der überhaupt in die Berechnung einging. Der ganze Sinn und Zweck seines Tuns bestand darin, seine Familie zu versorgen.
Vielen Einwanderern geht es heute auch so, dass sie praktisch jede Arbeit annehmen. Sie brauchen sich gar nicht erst zu fragen, ob eine Arbeit ihrem ästhetischen Empfinden, ihrer Begabung, ihren Interessen entspricht. Aber wie damals mein Vater finden sie es auch heute sehr befriedigend, in einem neuen Land ihre Familie ernähren zu können und für ihre Kinder bessere Chancen zu schaffen. Das gilt heute für viele Menschen in der Welt. Dennoch, diejenigen unter uns, die dank der Vorarbeit unserer Eltern und Großeltern, aber auch aufgrund besserer Bildung mehr Wahlmöglichkeiten und Chancen haben, sind jetzt in der Lage, die Fragen des »rechten Lebenserwerbs«
gründlich zu bedenken und sich Arbeit zu suchen, die ihren Begabungen, Interessen und Wertvorstellungen entspricht.
Es gibt keinen besten Beruf, aber es gibt zweifelsohne den für einen bestimmten Menschen am besten geeigneten Beruf. Manche Beschäftigungen sind in erheblichem Maße mit körperlicher Arbeit verbunden, andere sind überwiegend geistiger Natur. Bestimmte Berufe bringen viel Publikumskontakt mit sich, während man für andere allein sein muss. Bestimmte Berufe erfreuen sich eines höheren gesellschaftlichen Ansehens als andere, aber es gibt auch Menschen, die sich in jeder Position wohlfühlen, sofern sie nicht ihren Begabungen, Interessen und Wertvorstellungen widerspricht. In der Literatur des Zen und des Taoismus stoßen wir immer wieder auf erleuchtete Fleischer und weise Handwerker – und dann gab es da noch einen berühmten Zimmermann aus Nazareth, der eine höhere Berufung fand.
Was Sie tun, ist keineswegs unwichtig, aber wie Sie es tun, ist noch wichtiger. Vielleicht liegt das Erfüllende an einer Arbeit nicht so sehr in der Art der Tätigkeit, sondern mehr in Ihrer Sorgfalt, in dem Bestreben, gute Arbeit zu leisten. Wer es bei seiner Arbeit, wie anspruchsvoll oder einfach sie auch sein mag, auf Qualität anlegt, kann darin eine meditative Versunkenheit erfahren, die nicht nur die Zeit wie im Flug vergehen lässt, sondern in sich selbst höchst befriedigend ist.
Als ich vor Jahren einmal in einem japanischen Bahnhof auf den Hochgeschwindigkeitszug wartete, sah ich einem Bahnangestellten zu, der gerade einen von Hunderten silberner Pfosten putzte, die ein über die gesamte Länge des Bahnsteigs laufendes Geländer trugen. Jeder dieser silbernen Metallpfosten wurde in jeweils etwa einer halben Minute auf Hochglanz gebracht, und der Mann vergewisserte sich jedes Mal, dass alles makellos sauber war und blinkte. Sein Tun hatte etwas Würdevolles, und er war so in die Arbeit versunken, dass er mich an einen Zen-Meister erinnerte. Sicherlich würden nicht viele darin eine kreative und befriedigende Arbeit sehen, und vielleicht war es auch nicht das, wovon dieser Mann als Kind geträumt hatte. Aber mir schien, er war stolz auf seine Arbeit und machte sie dadurch zum Kunstwerk. In gewisser Weise polierte er dabei auch seinen Geist.
Behalten Sie also im Blick, dass Sie eine befriedigende Arbeit nicht nur finden , sondern erschaffen – wie dieser
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