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Die vierte Hand

Die vierte Hand

Titel: Die vierte Hand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Irving
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Haufen Klemmen und Kabel und ein Gerät, bei dem es sich um einen Batterieprüfer hätte handeln können. Außerdem trug sie ein T-Shirt ohne BH.
    Daß sie Deutsche war, wußte Wallingford, weil er in der Nacht zuvor mit ihr geschlafen hatte. Sie hatte ihm von ihrer ersten Reise nach Goa erzählt - sie hatte Urlaub gehabt und war mit einer anderen Deutschen unterwegs gewesen, und sie waren beide zu der Ansicht gekommen, daß sie nie mehr irgendwo anders als in Indien leben wollten. Die andere war krank geworden und nach Hause gefahren, aber Monika hatte eine Möglichkeit gefunden, in Indien zu bleiben. So hieß sie - »Monika mit k«, hatte sie ihm gesagt. »Tontechniker können überall leben«, hatte sie erklärt. »Überall, wo es Töne gibt.«
    »Versuch es doch mal mit New York«, hatte Patrick vorgeschlagen. »Töne gibt's dort jede Menge, und das Wasser ist trinkbar.« Gedankenlos hatte er hinzugefügt: »Im Augenblick sind deutsche Frauen in New York sehr beliebt.«
    »Wieso ›im Augenblick‹?« hatte sie gefragt.
    Das war symptomatisch für die Schwierigkeiten, in die Patrick Wallingford bei Frauen ständig geriet; daß er grundlos irgend etwas sagte, war der Art und Weise, wie er den Annäherungsversuchen von Frauen nachgab, nicht unähnlich. Es hatte keinen Grund gegeben, »im Augenblick sind deutsche Frauen in New York sehr beliebt« zu sagen, außer um weiterzureden. Es war seine Schwäche und Nachgiebigkeit gegenüber Frauen, sein stillschweigendes Einverständnis mit ihren Annäherungsversuchen, die Wallingfords Frau erbost hatten; sie hatte ihn zufällig gerade in seinem Hotelzimmer angerufen, als er Monika mit k vögelte. Zwischen Junagadh und New York bestand ein Zeitunterschied von zehneinhalb Stunden, aber Patrick tat so, als wisse er nicht, ob Indien zehneinhalb Stunden voraus oder hinterher war. Als seine Frau anrief, sagte er immer nur: »Wie spät ist es bei dir, Schatz?« »Du vögelst gerade jemanden, stimmt's?« fragte seine Frau.
    »Nein, Marilyn, das stimmt nicht«, log er. Die Deutsche unter ihm hielt still. Wallingford versuchte ebenfalls, stillzuhalten, aber beim Liebesakt stillzuhalten dürfte für einen Mann schwieriger sein. »Ich dachte nur, du wüßtest gerne die Ergebnisse deines Vaterschaftstests«, sagte Marilyn. Das half Patrick stillzuhalten. »Also, er ist negativ - du bist nicht der Vater. Da bist du ja gerade noch mal davongekommen, was?«
    Wallingford fiel dazu nur ein: »Das war nicht statthaft - daß sie dir die Ergebnisse meiner Blutuntersuchung mitgeteilt haben. Das war meine Blutuntersuchung.«
    Unter ihm erstarrte Monika mit k; wo sie warm gewesen war, fühlte sie sich nun kühl an. »Was für eine Blutuntersuchung?« flüsterte sie Patrick ins Ohr.
    Doch Wallingford trug ein Kondom - die deutsche Tontechnikerin war vor vielem, wenn auch nicht vor allem geschützt. (Patrick trug immer ein Kondom, auch bei seiner Frau.)
    »Wer ist es denn diesmal?« brüllte Marilyn ins Telefon. »Wen vögelst du denn da gerade?«
    Zweierlei wurde Wallingford in diesem Augenblick klar: daß seine Ehe nicht zu retten war und daß er sie auch nicht retten wollte. Wie immer bei Frauen fügte sich Patrick. »Wer ist sie?« schrie seine Frau, aber Wallingford gab ihr keine Antwort. Statt dessen hielt er der Deutschen die Sprechmuschel an die Lippen.
    Er mußte ihr eine Strähne ihres blonden Haars vom Ohr streichen, ehe er hineinflüstern konnte. »Sag ihr einfach deinen Namen.« »Monika... mit k«, sagte die Deutsche in den Hörer. Wallingford legte auf, wobei er bezweifelte, daß Marilyn zurückrufen würde - sie tat es auch nicht. Aber danach hatte er Monika mit k eine Menge zu erklären; sie schliefen in dieser Nacht nicht allzu gut. So wie alles sich zunächst angelassen hatte, wirkte es am anderen Morgen, im Great Ganesh, ein wenig enttäuschend. Die wiederholten Klagen des Zirkusdirektors über den indischen Staat waren nicht annähernd so sympathisch wie die Schilderungen der abgestürzten Trapezkünstlerin von der zehnarmigen Göttin, an die sämtliche Akrobaten glaubten. War man im Nachrichtenstudio in New York taub und blind? Die Witwe im Krankenhausbett war prima Material gewesen! Und Wallingford wollte immer noch darüber berichten, in welchem Kontext es stand, daß die Trapezkünstlerin ohne Sicherheitsnetz abgestürzt war. Der Kontext waren die Kinderakrobaten, jene Kinder, die an den Zirkus verkauft worden waren.
    Wenn nun die Trapezkünstlerin als Kind selbst an den

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