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Die vierte Todsuende

Die vierte Todsuende

Titel: Die vierte Todsuende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lawrence Sanders
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Verletzungen der Augen ein, die Ellerbee erst beigebracht wurden, als er schon tot war?«
    »Das scheint mir ziemlich eindeutig. Eine symbolische Handlung sozusagen. Der Mörder wollte ihn blenden?«
    »Schön und gut, aber erst nachdem Ellerbee tot war? Das ist doch wohl ziemlich weit hergeholt?«
    »Tja, wenn man bedenkt, dass Ellerbee es als Psychiater mit einem Haufen Verrückter zu tun hatte … Es könnte doch ein Patient gewesen sein, der geglaubt hat, der Doktor sieht zu viel.«
    Delaney starrte Boone an. »Ein hübscher Einfall — und recht einleuchtend. Es sind noch drei Sandwiches da und Bier auch noch. Wir können schließlich auch arbeiten beim Essen. Umso eher werden wir fertig.«
    Kurz nach 15 Uhr war das letzte Aktenstück gelesen, der Haufen wurde wieder aufgeschichtet, und die drei Männer schauten einander erwartungsvoll an.
    »Na?« fragte Delaney. »Was halten Sie davon?«
    Boone holte tief Luft, bevor er begann. »Ich möchte niemandem einen Vorwurf machen«, sagte er zögernd, »aber mein Eindruck ist, dass da einiges verpatzt worden ist… Zum Beispiel hat Mrs. Ellerbee ausgesagt, dass sie gegen 1 Uhr 15 mit Dr. Samuelson telefoniert hat. Der Kollege, der das überprüfen sollte, geht nun einfach zu Samuelson und fragt: ›Stimmt es, dass Mrs. Ellerbee Sie gegen 1 Uhr 15 angerufen hat?‹ Und der Doktor sagt: ›Ja, das stimmt.‹. Das ist doch die pure Stümperei! Kann doch sein, die beiden stecken unter einer Decke und haben das Ding gemeinsam gedreht. Weiter: Sie sagt, sie hat von Brewster aus angerufen. Das ist ein Ferngespräch, und darüber hat die Telefongesellschaft eine Unterlage. Weshalb hat das niemand nachgeprüft?«
    »Ganz meiner Meinung«, stimmte Jason zu. »Und das gleiche gilt für ihren Anruf im Parkhaus. Der Nachtgaragist sagt: ›Ja, sie hat angerufen.‹ Aber keiner hat sich davon überzeugt, dass das Gespräch von Brewster aus geführt wurde. Ziemlich schludrige Arbeit, wenn Sie mich fragen.«
    »Sie haben beide recht. Und ebenso hat niemand sich die Mühe gemacht nachzuforschen, ob Samuelson wirklich in der Carnegie Hall war, als Ellerbee umgebracht wurde«, sagte Delaney, »oder hat einer von Ihnen in diesem Stapel Protokolle etwas Derartiges gesehen? War er allein im Konzert oder in Begleitung? und wenn er allein war, hat ihn jemand da gesehen? Hat er noch die abgerissene Eintrittskarte? Kann jemand vom Personal der Carnegie Hall bestätigen, dass er da war? Suarez sagt, Samuelson und die Witwe schieden als Verdächtige ziemlich sicher aus. Das ist Blödsinn. Bis wir die beiden eliminieren können, bleibt noch massenhaft zu tun. Man soll Suarez vielleicht keinen Vorwurf machen, der weiß nicht, wo ihm der Kopf steht vor lauter Arbeit, aber eines ist gewiss: Die Ermittlungen sind bisher schlampig geführt worden.«
    «Und was machen wir nun?« fragte Boone.
    Delaney richtete seinen dicken Zeigefinger auf Jason: »Sie übernehmen die Witwe. Prüfen Sie nach, ob ihre Anrufe in Manhattan wirklich aus Brewster kamen. Und wenn sie schon dabei sind, fragen Sie den Polizeiposten dort, ob sie wirklich angerufen und nach dem Jaguar gefragt hat, ob ihr Mann vielleicht in einen Unfall verwickelt war. Und was für einen Eindruck sie am Telefon machte — gelassen, aufgeregt, wütend, na, Sie wissen schon. Boone, Sie klopfen Samuelsons Alibi ab. Irgendwer hat ihn vielleicht zur Tatzeit in der Carnegie Hall gesehen.«
    »Sie glauben also, dass Samuelson und die Witwe möglicherweise lügen?« fragte Jason.
    »Mann, Sie lügen, ich lüge, Boone lügt, alle lügen. So sind die Menschen nun mal. Meist haben Lügen nichts zu bedeuten, man erleichtert sich damit das Leben, aber hier geht es um Mord, und da nehme ich an, es ist nicht ausgeschlossen, dass alle beide lügen, auch wenn das nicht heißen muss, dass sie Ellerbee beseitigt haben. Kann sein, sie lügen aus anderen Gründen. Das müssen wir jedenfalls rauskriegen.«
    »Und was wollen Sie selber unternehmen, Sir, wenn ich mal fragen darf?« Das kam von Boone.
    »Sergeant, ich nehme mir alles vor, was sich auf den Streit zwischen der Mordkommission und Dr. Samuelson bezieht, nämlich darüber, ob die Patienten von Ellerbee vernommen werden dürfen. Es geht um die berühmte ärztliche Schweigepflicht. Die Behörde sagt, in einem Mordfall müssen die Patienten vernommen werden können, und Samuelson sagt, nein, der Terminkalender mit den Namen der Patienten gehört schon zu den vertraulichen Unterlagen von Ellerbee. Darüber

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