Die vierzig Geheimnisse der Liebe / ebook
doch. Wir stehen dir bei, egal was passiert.«
»Hörst du bitte mal auf damit, Mom?«, fauchte Jeannette und zog ihre Hand zurück. »Es hat nicht das Geringste mit Schwangersein zu tun. Du blamierst mich hier vor allen!«
»Ich wollte dir doch nur helfen«, entgegnete Ella ruhig, obwohl Ruhe ein Zustand war, den zu erreichen ihr in letzter Zeit zunehmend schwerfiel.
»Indem du mich beleidigst? Offenbar kannst du dir keinen anderen Grund für eine Hochzeit vorstellen, als dass Scott mich geschwängert hat. Ist dir noch nie der Gedanke gekommen, dass ich den Typen möglicherweise – möglicherweise! – heiraten will, weil ich ihn liebe? Immerhin sind wir schon acht Monate zusammen!«
Ella fühlte sich zu einer spöttischen Bemerkung veranlasst. »Ach ja, als ob man nach acht Monaten den Charakter eines Mannes kennen würde! Dein Vater und ich sind seit fast zwanzig Jahren verheiratet, und nicht mal wir können behaupten, alles übereinander zu wissen. Acht Monate sind nichts in einer Beziehung!«
»Gott hat gerade mal sechs Tage gebraucht, um das ganze Universum zu erschaffen«, wandte Avi strahlend ein, aber die kühlen Blicke aller am Tisch brachten ihn sofort zum Schweigen.
David, der die wachsende Spannung spürte, schaute seine Älteste an und gab stirnrunzelnd zu bedenken: »Deine Mutter will damit doch nur sagen, dass Beziehung das eine und Ehe etwas ganz anderes ist, mein Engel.«
»Hast du wirklich geglaubt, wir würden ewig unverheiratet bleiben, Dad?«, fragte Jeannette.
Ella holte tief Luft. »Um ganz ehrlich zu sein – wir hatten gehofft, dass du einen Besseren findest. Du bist noch viel zu jung für eine ernsthafte Beziehung.«
»Weißt du, was ich glaube, Mom?«, erwiderte Jeannette mit so tonloser Stimme, dass sie fast nicht zu hören war. »Ich glaube, dass du deine eigenen Ängste auf mich projizierst. Aber dass du so früh geheiratet und schon in meinem Alter ein Kind bekommen hast, heißt nicht, dass ich denselben Fehler machen werde.«
Ella lief so rot an, als hätte man sie ins Gesicht geschlagen. Aus den Tiefen ihres Gedächtnisses stiegen die Erinnerungen an die schwierige Schwangerschaft und an Jeannettes Geburt weit vor dem Termin herauf. Weil ihre kleine Tochter sie all ihre Kraft gekostet hatte, war sie erst nach sechs Jahren zu einem nächsten Kind bereit gewesen.
»Wir haben uns wirklich für dich gefreut, als du Scott kennengelernt hast«, warf David vorsichtig ein, um es mit einer neuen Strategie zu versuchen. »Er ist ein netter Kerl. Aber wer weiß, wie du die Sache nach Abschluss des Studiums siehst. Dann werden die Karten neu gemischt.«
Wie um Zustimmung zu heucheln, nickte Jeannette kaum merklich. Dann sagte sie: »Hat es damit zu tun, dass Scott kein Jude ist?«
David rollte fassungslos mit den Augen. Er war immer stolz darauf gewesen, ein aufgeschlossener und kultivierter Vater zu sein, dem nie eine abschätzige Bemerkung hinsichtlich Rasse, Religion oder Geschlecht über die Lippen kam.
Jeannette jedoch war noch längst nicht auf dem Rückzug. Sie wandte sich an ihre Mutter. »Kannst du mir in die Augen sehen und dabei sagen, dass du dieselben Einwände hättest, wenn Scott Jude wäre und Aaron heißen würde?«
»Ich will ganz offen mit dir reden, mein Herzblatt, auch wenn du es nicht gern hörst. Ich weiß, wie schön es ist, jung und verliebt zu sein, glaub mir. Aber einen Mann mit einem anderen kulturellen Hintergrund zu heiraten ist äußerst riskant. Und wir als deine Eltern wollen sichergehen, dass du das Richtige tust.«
»Und woher wollt ihr wissen, dass euer Richtiges auch das Richtige für mich ist?«
Die Frage brachte Ella ein wenig ins Schlingern. Seufzend begann sie sich die Stirn zu massieren, als bekäme sie jeden Moment Migräne.
»Ich liebe ihn, Mom. Sagt dir das was? Kannst du dich von irgendwoher an dieses Wort erinnern? Er lässt mein Herz schneller schlagen. Ich kann nicht ohne ihn leben.«
Ella hörte sich kichern. Sie wollte sich nicht über die Gefühle ihrer Tochter lustig machen, ganz und gar nicht, aber genau danach klang dieses Lachen wohl. Sie war nervös und wusste nicht, warum. Schon oft hatte sie sich mit Jeannette gestritten, schon hundertmal, aber heute war es, als würde sie mit etwas anderem streiten, mit etwas Größerem.
»Warst du denn nie verliebt, Mom?«, erwiderte Jeannette mit einem Anflug von Verachtung in der Stimme.
»Also bitte! Hör auf zu träumen und komm auf den Boden der Realität zurück! Du bist ja
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