Die Violine des Teufels
sogleich zielstrebig auf den Weg in die Kosmetik- und Parfümerieabteilung machte.
Dort versuchte er vergeblich, eine Verkäuferin auf sich aufmerksam zu machen. Die zahlreiche – hauptsächlich weibliche – Kundschaft belagerte die Verkaufstheken, angezogen von den Sonderangeboten: von Schmink- und Hautpflegekursen zu kleinen Preisen bis hin zu revolutionären Hautverjüngungsbehandlungen auf der Basis der Lichtimpulstechnologie.
»Kann ich Ihnen helfen?«, fragte ihn schließlich ein Mann, der wie der Abteilungsleiter wirkte und auf den Namen Corrales hörte.
»Neulich in einem Aufzug habe ich ein Parfüm gerochen, das ich ganz bezaubernd fand«, log der Inspector, »und jetzt versuche ich, es zu finden.«
Der Angestellte zuckte die Achseln.
»Genauso gut können Sie die berühmte Nadel im Heuhaufen suchen, guter Mann. Wissen Sie, wie viele Marken es auf dem Markt gibt? Und wie viele unterschiedliche Produkte es von jeder Marke gibt? Sie hätten denjenigen fragen sollen, der das Parfüm trug.«
Ein Werbeplakat an der Theke, auf dem die Marken abgebildet waren, die in diesem Jahr ein neues Produkt auf den Markt brachten, bestätigte die Worte des Verkäufers: Allein unter dem Buchstaben A standen mindestens zehn Namen.
»Das ist ja das Problem«, erwiderte er. »Als ich in den Aufzug kam, war er leer. Nur der Duft hing noch in der Luft.«
»Können Sie mir wenigstens sagen, ob es ein Herren- oder ein Damenduft war?«, fragte der Verkäufer, ein wenig entnervt von den ungenauen Angaben seines Kunden.
Perdomo sagte, er wisse nur, dass es ein Blumenduft sei. Da schlug der Verkäufer die Hände über dem Kopf zusammen.
»Nach Blumen riechen sie alle, guter Mann. Bei meinem zum Beispiel ist die Grundlage Jasmin. Wenn Sie ein paar Parfüms ausprobieren möchten, wir haben viele Tester …«
»Das ist hier nicht der rechte Ort«, sagte Perdomo. »Ich meine, die Parfümerieabteilung ist so voll von Düften und Aromen, das würde mich nur verwirren. Wir machen es so: Sagen Sie mir, welches die zehn meistverkauften Marken sind, und ich kaufe von jeder eine Flasche.«
»Möchten Sie Parfüm, Eau de Toilette oder Eau de Cologne?«
»Ich habe keine Ahnung. Packen Sie mir einfach die zehn Spitzenprodukte dieser Abteilung ein. Vielleicht habe ich ja Glück!«
In der UDEV angekommen, öffnete Perdomo das Paket mit den Parfüms und stellte die zehn Flaschen in einer Reihe vor sich auf dem Schreibtisch auf. Um nicht den Mut zu verlieren, redete er sich ein, dass Mila nicht nur in der Lage sein würde, den Duft in ihrem Kopf klar herauszuarbeiten, sondern ihm überdies würde sagen können, um welches Produkt es sich handelte. Doch als ihn um drei Uhr morgens das Telefon in seiner Wohnung weckte und Mila ihm erzählte, dass der Duft sich inzwischen in ihrem Kopf herauskristallisiert habe, sie ihn jedoch keiner konkreten Marke zuordnen könne, da begriff er, dass noch viel Arbeit vor ihnen lag.
40
A m nächsten Morgen besuchte Perdomo Milagros mit seiner Parfümauswahl. Sie sah fast noch schlechter aus als an dem Abend im Auditorio. Sie war bleich und hatte tiefe Ringe unter den Augen, ja, sie schien sogar Haare verloren zu haben, als hätte sie eine Chemotherapie begonnen.
»Was ist passiert?«, fragte Perdomo besorgt.
»Ich hatte die ganze Nacht schreckliche Alpträume. Ich bin vier Mal wach geworden, und wenn ich wieder eingeschlafen bin, hatte ich jedes Mal den gleichen Alptraum.«
»Möchtest du mir davon erzählen, oder willst du lieber nicht darüber reden?«
»Ich habe geträumt, ich schliefe friedlich in meinem Bett, und plötzlich merkte ich, dass noch jemand im Zimmer war. Als ich die Augen öffnete, dachte ich, ich wäre wach geworden, aber es war Teil des Alptraums. Ein grauenhaftes Geschöpf, eine Mischung aus Kobold und Dämon, hockte auf meiner Brust und ließ mich nicht atmen. Es wurde immer schwerer, bis es mich völlig erdrückte.«
»Hast du gesagt … ein Dämon?«
»Eine Art Teufel, ja.«
»Weißt du eigentlich, dass Larrazábals Geige mit einer Teufelsfratze geschmückt war?«
»Nein, das wusste ich nicht.«
Perdomo zog sein Notizbuch aus der Manteltasche, in dem er, mit einer Büroklammer befestigt, verschiedene Dokumente verwahrte, die mit dem Fall zu tun hatten, so die mysteriöse Partitur aus Larrazábals Garderobe und auch ein Foto der Geige, das Carmen Garralde ihm gegeben hatte.
»Ist das das Geschöpf, das dir in deinem Alptraum erschienen ist?«
Milagros warf einen Blick
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