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Die Violine des Teufels

Die Violine des Teufels

Titel: Die Violine des Teufels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joseph Gelinek
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einem bescheidenen Dreisternehotel in Grasse zu reservieren, das den sehr passenden Namen Les Parfums hatte. Es lag im oberen Teil der Stadt, von wo aus man einen herrlichen Blick über den mittelalterlichen Stadtkern hatte.

    Nachdem Ordóñez ihre Mutter überredet hatte, sich für das Wochenende in die Obhut ihres Sohnes zu begeben, nahmen sie und Perdomo am Samstagmorgen einen Flug nach Nizza. Von dort aus wollten sie mit dem Bus nach Grasse fahren, ihre Zimmer belegen und sich dann telefonisch mit Orozco in seinem Atelier verabreden.
    Während des Flugs wollte Mila wissen, worin die Mitarbeit des »Alchemisten« bestehen sollte, doch der Polizist gestand ihr, er wisse es selbst noch nicht.
    »Ich habe ihm erklärt, dass er uns bei der Identifizierung eines Parfüms helfen muss, und er hat mir versichert, dafür sei er genau der Richtige. Aber er hat mir weder gesagt, wie er sich das vorstellt, noch wie lange das dauern wird, was dir sicher am meisten Sorgen macht, weil du ja am Montag auf jeden Fall wieder in Madrid sein musst.«
    Den restlichen Flug über machte Perdomo nicht mehr den Mund auf, so dass Mila ihn beim Aussteigen fragte, was er denn habe.
    »Und du?«, gab er zurück. »Mir ist aufgefallen, dass du reservierter bist als sonst – hat das etwas mit dieser Patientin zu tun, von der du erzählt hast?«
    Mila schenkte ihm ein Lächeln, das besagte: »Mir gefällt, dass du fähig bist, meine Stimmungen wahrzunehmen«, und erklärte, dass sie im Gegenteil momentan mit ihren Gedanken nicht bei ihrer Praxis, sondern bei der vor ihnen liegenden Aufgabe sei.
    »Ich überlege immer wieder, was ich dem Parfümeur erzählen soll, aber was kann ich ihm schon sagen, abgesehen von der Lavendelnote, von der ich dir erzählt habe? Einen Duft zu charakterisieren, ist nicht dasselbe, wie ein Gesicht zu beschreiben. Mir fehlen die Worte, weißt du? Als müsste ich einem Blinden die Farbe Rosa beschreiben.«
    »Oder einem Tauben den Klang einer Geige«, ergänzte Perdomo. »Denk jetzt nicht darüber nach. Er ist der Fachmann, er wird schon einen Weg finden, wie du den Duft in Worte fassen kannst. Viel wichtiger ist die Frage, warum der Mörder sich hinter der dritten Sitzreihe versteckt hat.«
    »Wie meinst du das?«
    Perdomo zog sein Notizbuch hervor, in das er während des Flugs eine Skizze des Tatorts gezeichnet hatte.
    »Das ist eine Skizze des Chorsaals, in dem Larrazábal ermordet wurde. Entschuldige, ich konnte noch nie gut zeichnen.«

    »Du hast den Geruch zwischen der dritten und vierten Sitzreihe für die Zuschauer entdeckt, also da, wo sich der Mörder versteckt hat, nicht wahr?«
    »Ja, genau.«
    »Der Täter wusste, durch welche der vier Türen sein Opfer hereinkommen würde, nämlich durch die, die Larrazábals Garderobe am nächsten lag. Wenn er sie überrumpeln, sie überfallen wollte, sobald sie hereinkam, warum hat er sich dann dort versteckt? Wäre es nicht logischer gewesen, sich hinter der Tür oder hinter den Plätzen für die Sänger zu verstecken? Um von der Stelle, die er sich als Versteck ausgesucht hatte, sein Opfer zu erreichen, musste er eine relativ steile Treppe hinabsteigen – wir wären an jenem Abend im Auditorio beide beinahe gestürzt, weißt du noch? – und dann um das Podium herumgehen, auf dem der Flügel stand. Warum so umständlich?«
    »Ich verstehe, worauf du hinauswillst.«
    »Andererseits bin ich davon überzeugt, dass wenn der Mörder –«
    »Oder die Mörderin«, warf Milagros ein.
    »Oder die Mörderin. Wenn er oder sie es bewerkstelligen konnte, dass Larrazábal in den Chorsaal kam, dann weil er sie kannte. Aber warum dann sich vor ihr verstecken?«
    »Verstehe ich nicht. Worauf willst du hinaus?«
    Perdomo zögerte, unsicher, ob er seiner inoffiziellen Mitarbeiterin so viele Informationen geben durfte. Doch es war zu spät, um jetzt noch einen Rückzieher zu machen, daher gestand er ihr seinen geheimsten Verdacht.
    »Was, wenn der Mörder sich gar nicht vor seinem Opfer versteckt hat?«
    »Sondern?«
    »Vor der Person, die ihn beinahe dabei überrascht hätte, wie er Larrazábal strangulierte: Claudio Agostini. Er hat doch die Leiche entdeckt, und er hat es so kurz nach dem Mord getan, dass der Mörder immer noch im Raum war!«
    »Aber das ist ja ein schrecklicher Gedanke!«
    »Das kann man wohl sagen. Falls es nicht Agostini war, und das werden wir erst mit Sicherheit wissen, wenn du das Parfüm identifiziert hast, dann kann es nur eine andere Erklärung geben,

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